
du hast ja gerade nochmal ein Baby bekommen, bei mir ist die letzte Schwangerschaft ja schon fast ein Jahrzeht her und ich bin aus dem Babykosmos schon wieder aufgetaucht. Da aber auch viele Freundinnen in meinem Umkreis gerade Kinder bekommen, fällt mir wieder deutlich auf, was mich am Elternsein doch wirklich stört. Dass viele nämlich plötzlich komisch auf uns reagieren. Irgendwie verweichlicht. Wir werden klein gemacht! Ist dir das auch schon mal aufgefallen?
Da spricht die Hebamme dann plötzlich von der Mu statt der Scheide, vom Piiii statt dem Penis, da purzeln dir im Ratgeber kleine Elefäntchen in hellblau und altrosa entgegen, die dir den Weg weisen wollen (soll ICH das lesen oder mein Baby? ICH kam bislang auch ganz gut ohne Elefäntchen klar), der Flyer im Wartezimmer flüstert uns ein "Nicht verzagen, Mami" entgegen (niemand außer meinem Kind sollte mich Mami nennen, oder?), wir sollen uns keine Sorgen machen, wenn dem Männlein das Bäuchlein schmerzt und auf der Seite mit der Umstandsmode ächzt uns ein "superknuffy gemütlich" vor. Superknuffy? "Und dann legst du das Menschlein an den Busi", solche Sätze stehen in Netz-Foren. Echt jetzt. Nööö!
Sind wir denn plötzlich selbst alle Babys geworden? Meinen die denn, wir geben unser Hirn an der Kreißsaaltür ab und tauschen es ein gegen flauschig-weiche Wölkchen, die keine harten Worte und Wahrheiten mehr vertragen? Haben wir denn nicht nur das Kinderzimmer in Pastelltönen gestrichen, sondern auch unseren kompletten Kopf von innen? Ich finde das enorm.
Wir haben da offenbar wirklich ein Image, an dem wir schrauben müssen. Wenn nicht nur Ratgeber-Schreiber uns als verweichlichte Flausch-Wölkchen wahrnehmen, sondern auch potentielle Arbeitsgeber, dann ist das nicht nur enorm, sondern sogar alarmierend. Denn es gibt sie, die Mütter, die immer noch Frauen sind. Vielleicht sind sie gerade etwas müder, als sonst - das sind die Väter aber auch. Ein Beispiel flatttere jüngst über meine Twitter-Timeline. Eine Mutter, die diesen wunderbaren Satz aus ihrer Elternzeit twitterte: "Ich hab so Bock auf eine politische Diskussion". Und ich finde ihn sooo sympathisch!
Natürlich fühlen sich viele von uns im Wochenbett benebelt, wir sind geflasht von den vielen neuen Emotionen, wir sind fasziniert von diesem Wahnsinns-Wesen, das wir erschaffen haben und ja, vielleicht sind wir in dieser Zeit auch etwas näher am Wasser gebaut als sonst.
Das heißt aber noch lange nicht, dass man uns Frauen in dieser Situation den kompletten Geist absprechen muss. Wir sind immer noch die, die wir vorher waren. Wir sind nur noch ein bisschen mehr. Mehr Emotionen, mehr Rollen, mehr Lebenserfahrung. Und deswegen haben wir Respekt verdient. Und keine Niedlichmacherei. Findet ihr nicht auch?
In welchen Momenten fühlt ihr euch nicht mehr so richtig ernst genommen? Lasst uns Situationen und Sätze sammeln und ggfls. eine Fortsetzung draus machen.
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