Vorne weg sei gesagt, dass ich meine Kinder sehr liebe und mir immer wieder ganz bewusst mache, wie dankbar ich dafür sein kann, zwei gesunde Kinder auf die Welt gebracht zu haben.
Beide Schwangerschaften und vor allem die Geburten waren völlig unterschiedlich. Nachdem ich in der ersten Schwangerschaft Diabetes entwickelt hatte und die Geburt am ET eingeleitet werden musste, erlitt ich tatsächlich ein Geburtstrauma, da es so einige Komplikationen bei meiner ersten Geburt gab. Dennoch kam mein Sohn gesund und munter zur Welt, worüber ich natürlich sehr froh bin.
Doch all diese Ereignisse machten mir meine zweite Schwangerschaft noch schwerer. Der Druck und die Angst vor der zweiten Geburt lösten sich erst, nachdem eine erneute Diabetes ausgeschlossen wurde. Mir fiel ein Stein vom Herzen - ich würde endlich eine spontane, normale Geburt erleben mit natürlichen Wehen. So hoffte ich.
Ich hatte bereits ab der 22. SSW Vor- und Übungswehen, sollte mich also dringend schonen (mit einem Kleinkind zu Hause geht das natürlich besonders gut) und ab der 34. SSW war der Gebärmutterhals bereits verkürzt. Ich musste eine Woche lang nur liegen und wurde sehr engmaschig kontrolliert. Drei Ärzte prognostizierten mir unabhängig voneinander, dass meine Tochter mindestens zwei Wochen vor Termin zur Welt kommen würde. Da alle Werte sowie ihre Größe und ihr Gewicht ideal waren, freute ich mich wie verrückt und war ab der 38. Woche jeden Tag "startklar".
Jedes Ziepen, jedes Ziehen, jeder noch so kleine Druck vergrößerten die Hoffnung, dass es nun los ging. Ich hatte schlaflose Nächte, war "Dauergast" in der Arztpraxis oder im Krankenhaus und interpretierte jede noch so kleine Übungswehe als Startzeichen - aber so richtig losgehen wollte es dann doch noch nicht.
Der ET kam und meine Tochter machte es sich noch immer in meinem Bauch gemütlich. Ich fühlte mich sehr unwohl, es war Hochsommer, ich hatte irrsinnige Wassereinlagerungen, nahm insgesamt 23kg zu, aber mein Mädchen wollte noch nicht kommen.
Alle Freunde, Verwandte und sogar die Nachbarn fragten täglich nach, was mich noch mehr störte und zu dem Zeitpunkt auch schon arg deprimierte.. Jeder Tag zog sich wie Kaugummi, es war, als zählte ich die Sekunden, aber es tat sich nichts.
Nach einer Woche über ET musste ich ins Krankenhaus zum CTG, das immer noch keinerlei Wehen anzeigte. Die Ärztin sagte mir, dass nach 10 Tagen nach ET eingeleitet werden würde. Alle Gedanken, Gefühle und Ängste meiner ersten Geburt kamen wieder hoch. Ich habe in diesen Tagen sehr viel geweint. Ich habe einfach nicht verstanden, warum diese Schwangerschaft kein Ende nehmen wollte. In meiner Arztpraxis haben die Sprechstundenhilfen tatsächlich schon Wetten abgeschlossen, ob ich mich noch einmal zur Vorsorge sehen lassen würde. Ich war verzweifelt, weil dieses Baby einfach nicht aus mir raus wollte. Bis mich meine Hebamme in dem Arm nahm und mir sagte: "Vertraue deinem Baby. Deine Tochter wird kommen. Von allein. Wenn sie soweit ist."
Zwei Tage später - 9 Tage nach ET und einen Tag bevor ich zur Einleitung ins Krankenhaus hätte gehen müssen - kam meine bildhübsche Tochter dann spontan und natürlich nach 5 Stunden Geburtswehen auf die Welt. Es war eine wunderschöne, unvergessliche Geburt, die mich unendlich stolz gemacht hat auf meine Tochter und auch auf mich. Darauf, dass wir das beide durchgestanden und geschafft haben.
Für die Worte meiner Hebamme bin ich ihr bis heute dankbar. Die Babies entscheiden, wann sie soweit sind. Kein Arzt, keine Eltern, keine Nachbarn, keine Freunde oder Verwandte. Und das ist genau richtig so. Als Mama kann ich nur sagen: für das unerträglich zähe und lange Warten wird man mehr als reichlich belohnt. Vertraut euren Babies, gebt ihnen die Zeit, die sie brauchen. Das ist es wirklich wert.
Tags: Geburt, Schwangerschaft, Wehen, Baby0Gastbeiträge