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Wie ich mir mehr Exklusivzeit mit jedem Kind wünschte - und wir sie im Krankenhaus bekamen

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Neulich stand ich in einem Café am Tresen und wollte bezahlen, als mir ein Pärchen auffiel, das frühstückend an einem der Tische saß. Zwischen ihnen ein niedlicher kleiner Wonneproppen, so etwa 10 Monate alt, also genau so alt wie meine Tochter. Die Eltern umgab eine Aura des absoluten Glücks, sie strahlten beide wie Honigkuchenpferde. Ständig machten sie Fotos von ihrem Sohn und vor allem die Mutter stieß ständig Laute der Verzückung aus. Alles, was der Junge machte, haute die Eltern um. Ich bin mir sicher, dass die beiden jeden Tag 200 Fotos von dem Kleinen machen und jeden Fortschritt feiern.:„Er hat sich gedreht- aaahhhhhh!“, „Er hat das erste Mal Dada gesagt, ist das nieeeeeedlich.“ Es war wirklich herzerwärmend dieser Familie zu zu sehen. 

Und plötzlich überkam mich ein Anflug von Wehmut. Diese ungeteilte Aufmerksamkeit, die der kleine Junge von seinen Eltern bekam, kriegen in den meisten Fällen nur die Erstgeborenen. Nicht dass ich und andere Mehrlingseltern nicht stolz und verknallt in unsere zweiten oder dritten Babys wären - wir können es nur nicht mehr so zelebrieren. 

Bei mir ist das mit drei Kindern eher so: 

Oh, das Baby hat sich das erste Mal gedreht  - Ah, beeilt Euch, der Flötenunterricht fängt gleich an.

Oder: 

Wie wars in der Schule, meine Große? - Uhhh, nimm der Kleinen mal das Playmboil aus dem Mund.

Oder:

Krass, der erste Zahn ist durch -  Ja, das Bild, das Du im Kindergarten gemalt hast, ist gaaaaaanz toll. 

Was ich sagen will? Sobald man zwei oder mehr Kinder hat, muss man sich irgendwie ständig aufteilen. Wenn man dann auch noch arbeitet und keine Hauhälterin hat, sowieso.

Ich hatte mal den guten Vorsatz, mit jedem Kind regelmäßig Exklusiv-Zeit zu bringen. Manchmal schaffe ich es auch - und wenn es nur ein Buch zu zweit im Bett ist. Manchmal aber habe ich selbst für das keine Zeit. Am Sonntag habe ich mit Lisa genau darüber gesprochen. Dass ich oft das Gefühl habe, jedem einzelnen Kind zu wenig ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Und dass mich das irgendwie traurig macht. 

Und dann klingelte am Montag vormittag mein Handy. Meine Tochter sei in der Schule gestürzt, ich holte sie ab und nachdem sie schläfrig war und erbrach, fuhr ich direkt in die Notaufnahme, weil ich eine Gehirnerschütterung vermutete. Genau die hatte sie auch und die nächsten 48 Stunden mussten wir im Krankenhaus bleiben. Sie und ich. (Was auch hieß: Ich war das erste Mal über Nacht von meiner Kleinsten getrennt - war übrigens gar nicht so schwer, ich hatte mir es viel schlimmer vorgestellt). 

Und da es ihr am ersten Tag wirklich schlecht ging, war es fast wie in Babyzeiten. Ich lag stundenlang neben ihr, hab sie gesteichelt, wir haben dicht aneinander gekuschelt geschlafen. Am zweiten Tag ging es ihr besser, also habe ich ihr viel vorgelesen, wir haben alte Fotos auf dem Handy angeguckt, zusammen im Bett gefrühstückt. Aber vorallem: Wir waren ungestört - kein kleiner Bruder machte Radau, kein Baby weinte, kein Handy klingelte, keine Wäsche musste gemacht werden. Und so hatten diese Krankenhaus-Tage trotz des riesen Schreckens auch wirklich schöne Momente. 

Als wir gestern wieder nach Hause kamen, war gleich wieder Alltag. Das Baby hat mega Schnupfen, der Bruder wollte jetzt natürlich Mama-Zeit nachholen und in meinem Mailfach lagen ein Haufen unbeantworteter Nachrichten. So ist das eben - das ist unser Leben - wir sind nun mal zu fünft und ich bin berufstätig. 

Und doch konnte ich meine Tochter verstehen, als sie abends im Bett zu mir sagte: "Es war irgendwie auch ganz schön schön mit Dir alleine.." 

Jetzt interessiert mich: Wie macht Ihr das? Gibt es bei Euch feste Zeiten mit nur einem Kind? Oder fordern das Eure Kinder gar nicht so ein?

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Tags: Kinder, Krankenhaus, Notfall, Familie, Geschwister, Leben0Stadtleben

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