Ihr Lieben, neulich haben wir auf unserer Facebook-Seite einen Artikel geteilt, in dem stand, dass 15,4 Prozent aller Kinder übergewichtig oder sogar fettleibig sind. Darauf meldete sich Steffi bei uns, deren Teenager-Tochter Hanna ebenfalls seit Jahren zuviel wiegt. Für uns hat sie ihre Geschichte aufgeschrieben.
Alles begann 2013. Hanna war damals in der zweiten Klasse, als ihr Vater und ich uns trennten. Es war eine harte Zeit, auch, weil wir unser gewohntes Nest, also unsere bisherige Wohnung, verlassen mussten. Ich musste mich völlig neu sortieren, mir alles neu aufbauen und pendelte schon täglich in die nächst größere Stadt, weil ich nicht wollte, dass Hanna jetzt auch noch die Schule wechseln muss. Damals war Hanna noch normalgewichtig.
Das änderte sich knapp zwei Jahre später. Ich beschloss, mit Hanna in die nächst größere Stadt zu ziehen, damit ich den weiten Arbeitsweg nicht mehr habe. Diese Zeit fehlte mir einfach für Hanna und ich wollte mehr Alltag mit ihr. Das hieß aber auch, dass Hanna zum Beginn der vierten Klasse die Schule wechseln musste. Der Umzug für sie war nicht einfach. In unserer alten Kleinstadt hatte sie Sport gemacht, aber in der neuen Stadt wollte sie unter keinen Umständen mehr in einen Verein. Sie fühlte sich nicht wohl in der neuen Stadt, es waren einfach sehr viele Veränderungen für sie und Hanna begann zuzunehmen.
2016 sprach ich mit dem Kinderarzt über die Gewichtszunahme und wir beschlossen, dass Hanna zur Ernährungsberatung geht. Diese hat leider gar nichts bewirkt. Ich merkte, dass Hanna keinerlei Gefühl dafür hatte, wieviel sie von welchem Lebensmittel essen sollte. Also beantragte ich eine Kur für sie. In der Kur nahm sie in 6 Wochen 7 Kilo ab, sie fühlte sich fitter und besser. Doch der Erfolg hielt nicht lange an. 2018 folgte noch eine Mutter-Kind-Kur, in der Ernährung ebenfalls ein großes Thema war. Gebracht hat das alles nicht viel.
In dem letzten Schuljahr fing sie an, das Frühstück wegzulassen und wollte auch nichts zu Essen mit in die Schule nehmen - mit der Folge, dass sie halb verhungert um 14 Uhr nach Hause kam und sich dann da über den Kühlschrank hergemacht hat. Ich war zu der Zeit ja noch arbeiten und konnte sie nicht bremsen. Mittlerweile konnte ich sie zu einem Müsli am Morgen überreden -es ist zwar nur ein Schokomüsli, aber ab und zu schneidet sie eine Banane rein und ich bin froh, dass sie überhaupt frühstückt.
Abends versuche ich immer zu kochen. Ich mag asiatisches Essen, mache aber auch mal klassisch Kartoffeln mit Quark oder Buletten mit Brechbohnen und Kartoffeln. Einmal die Woche gehen wir essen oder machen uns eine Tiefkühl-Paella. Bei uns gibt es also einigermaßen gesunde Esssen.
Heute ist Hanna 14 Jahre alt und wiegt 90 Kilo bei 1,75 Metern. Im Sommer weiß sie nicht mehr, was sie anziehen soll. Sie versteckt ihren Körper in übergroßen Hoddies, auch wenn es richtig warm draußen ist. Sie schämt sich eben. Ich weiß, dass sie von älteren Schülern blöde Sprüche oder Blicke bekommt, das trifft sie immer sehr. Sie hat deswegen auch schon öfter geweint. Zum Glück hat sie eine gute Freundin an ihrer Seite.
Es ist schwierig, einen Teeanger zu kontrollieren. Ich weiß gar nicht genau, wo sie das ganze Essen herbekommt. Hanna kriegt 30 Euro Taschengeld im Monat - damit kann man ja auch nicht ständig Fastfood kaufen. Einmal habe ich in ihrem Schrank ein 1000g Nutella Glas und eine 1,5 Liter Eisteeflasche gefunden. Das hat mich schon schockiert.
Das Thema Essen war 2017 und 2018 ständig präsent bei uns. Manchma glaube ich, es war zu präsent. Ich habe es in den letzten Wochen etwas zurück geschraubt. Hanna weiß, dass ich immer für sie da bin, aber der Wille, etwas zu ändern, muss von ihr selbst kommen.
Ich will ja nicht, dass Hanna XS trägt. Für mich ist es total ok, wenn sie etwas runder ist und sich damit wohl fühlt. Aber das tut sie nicht. Ich wünsche ihr Selbstliebe und Selbstvertrauen und dass sie ihren Weg findet.
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