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Channel: STADT LAND MAMA
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Katharina 2.0

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Liebe Lisa,

ich weiß genau was Du meinst. Ich habe ja noch etwas Schonfrist, da der Kleine noch nicht mal 9 Monate alt ist und ich mir fest vorgenommen habe, ein Jahr Auszeit zu nehmen. Daher tue ich gerade eh mehr, als ich dachte.

Aber zurück zu der Frage aller Fragen: Wie kriege ich Job und Familie unter einen Hut. Zwischen den Kindern habe ich wieder 80 Prozent gearbeitet und muss sagen: Mich hat das manchmal sehr angestrengt. Dass ich das heute sagen kann, kostete mich viel Überwindung. Überall gibt es tolle Frauen, die mit zwei, drei Kindern tolle Karrieren hinlegen – und mich stresste Job und EIN Kind. Ich musste mühsam lernen , dass ich eben ich bin. Und dass ich es toll finden kann, was andere Frauen leisten – ohne dass ich es selbst mit links schaffen muss. Wobei ich auch sagen muss, dass ich das Arbeiten auch sehr genossen habe. Teil einer Gemeinschaft zu sein, in der es sich nicht um Kinder dreht. Wieder eigenes Geld verdienen, Kollegen haben, einen Grund haben, morgens Mascara aufzulegen. Ich habe auch gute Arbeit geleistet, denke ich. Ich war effektiver, trödelte nicht mehr herum, organisierte mich besser. Es hat mir Spaß gemacht.

Aber es hat mich eben doch auch sehr gestresst. Ich hatte fast immer das Gefühl, rennen zu müssen. Morgens erst zur Kita, von der Kita zur Arbeit, von der Arbeit zur Kita, von der Kita in den Supermarkt. Ich glaube, ich habe mich in dieser Zeit mal besser, mal schlechter geschlagen. Mitunter war ich aber sehr ungeduldig und nervös.

Dass ich nun nach Kind zwei nicht zurück in meinen alten Job gehe, hat viele Gründe. Der Hauptgrund, kurz gefasst: Mein Mann ist oft beruflich unter der Woche unterwegs, mein Job hatte die längsten Tage Freitag, Samstag. Wir hätten also sehr wenig Familienzeit gehabt –und das wollten wir nicht. Deshalb hab ich schweren Herzens meine Festanstellung gekündigt. Das hat mich mehrere Nächte gekostet, ich hab geweint, es tausendmal durchgekaut – und mich irgendwann entschieden. Wenn man krass sagen will: Ein Stück weit gegen die Karriere und für die Familie. Natürlich werden jetzt einige schreiben: Wieso hat er sich nicht einen anderen Job gesucht? Ganz einfach: Er verdiente wesentlich besser.

Nun will ich aber auch wieder arbeiten und ich möchte mein eigenes Geld verdienen – das versuche ich nun dann als freie Journalistin. Aber machen wir uns nichts vor: Das wird hart! Sehr hart. Und manchmal überkommt mich die Panik und ich denke: Bist du eigentlich irre gewesen?

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist wohl das heikelste Thema überhaupt. Ich finde es sehr schwer – zumindest, wenn die Kinder noch so klein sind wie meine. Es tat weh, mir das einzugestehen, weil unsere Generation eigentlich gewohnt ist, dass immer alles möglich ist.

Die Antwort auf Deine Frage ist also: Ja, Lisa, ich hänge auch in der Luft. Die Konstante Festanstellung hat ein dickes Loch in meiner Identität hinterlassen. Ich denke, ich muss mich neu finden. Und weißt Du was? Das werde ich auch. Dass ich hier jetzt schreibe, ist doch schon mal ein wunderbarer Anfang zu „Katharina reloaded.“ 


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