Ihr Lieben, das Thema Impfen ist sensibel - das haben gestern auch bei der Diskussion auf unserer Facebook-Seite gemerkt. Wir danken unserer Leserin Juliane hier für ihre offenen Worte und dass sie ihren Weg durch den Impf-Entscheiungsdschungel mit uns teilt!
Ich bin vieles… aber sicherlich nicht verantwortungslos!
Puh… was für ein Thema! Impfen Pro und Contra. Seit Tagen fliegen mir bei jedem facebook-Besuch die Schlagzeilen zum Thema Impfen und Masern entgegen. Heute dann die traurige Meldung über ein an Masern verstorbenes Kind. Schrecklich! Ein Kind zu verlieren ist wohl das Schlimmste was einem so widerfahren kann.
Was auch schrecklich ist, sind die Kommentare dazu, die dahin reichen, dass „Impfgegnern“ fahrlässige Tötung vorgeworfen wird. Hier ist meine persönliche Grenze des guten Geschmacks deutlich überschritten!
Aber von vorne: Ich bin Mitte 30, habe einen Mann, 2 Kinder, ein Haus und einen Job. Meine ältere Tochter ist (leider) komplett durchgeimpft. Für uns stand es nie zur Debatte das nicht zu tun. Ich litt Höllenqualen als dieser kleine, gerade einmal 2 Monate alte Mensch, diese Spritzen in Oberschenkel bekam. Na ja, der Zweck heiligt die Mittel und irgendwie war’s ja dann auch recht schnell wieder vergessen.
Eines Tages wurde ich angesprochen, von einer Heilpraktikerin. Ob ich mich zu dem Thema Impfen ausreichend informiert hätte und, ob ich das Kind wirklich diesen ganzen Impfungen aussetzen wolle. Ich hielt diese Frau damals für völlig irre. Trotz allem war ich leicht verunsichert und sprach daraufhin den Kinderarzt an. Eine Aufklärung zum Thema Impfen hatte es bis dato nicht gegeben bzw. wurde darauf reduziert, mir diese kleine Broschüre zu dem Thema auszuhändigen.
Auf meine Nachfragen reagierte der Arzt ganz souverän und erklärte mir, dass das halt schon sehr, sehr wichtig sei mit dem Impfen und es in ganz, ganz seltenen Fällen Komplikationen geben könnte und die meisten Reaktionen zwar kurz nach der Impfung auftreten würden, aber dann irgendwie doch nicht in einen Zusammenhang gebracht werden könnten (Neurodermitis, Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten etc.).
Alles klar, ich war beruhigt, mehr wollte ich nicht hören. Das Kind wurde planmäßig durchgeimpft und ich war völlig sicher das einzig richtige zu tun. Weiter wollte ich mich auch mit dem Thema nicht beschäftigen, wozu auch, taten ja andere und wenn die Ärzte das so empfehlen, wird das auch seine Berechtigung haben.
Dann kam mein 2. Kind auf die Welt. Das Kind schrie…und schrie…. und schrie… das aber nur am Rande, denn darum geht es ja heute nicht hauptsächlich. Führt allerdings letztlich zu meiner/unserer Geschichte.
Hier das Gleiche, 2 Monate alt, die erste Impfung stand an. Wieder ließ ich dem kleinen Bündel Mensch 2 Spritzen in den Körper jagen, es fühlte sich nicht mehr so schlimm an – ich hatte ja schon fast Routine.
Als meine Tochter nach 10 Wochen immer noch Tag und Nacht schrie, suchte ich die besagte Heilpraktikerin auf. Es war alternativlos, die Schulmedizin hatte keine Lösung parat. Und da so viele bei Heilpraktikern und Osteopathen gute Erfahrungen gemacht hatten, war das mein letzter Versuch.
Relativ schnell erklärte sie mir, dass meine Tochter vermutlich einen Impfschaden hätte (das bezog sich aber erstmal nicht konkret auf die Schreierei). Wieder saß ich da und dachte „Die ist doch irre!“ Ich wollte das schlichtweg nicht hören. Ich wollte nicht hören, dass ich meinem Kind etwas angetan habe und erst Recht wollte ich das zweite Kind nicht anders behandeln als das erste und das erste Kind war ja nunmal durchgeimpft. So sollte es auch beim 2. sein. Ich war da recht beratungsresistent, wie man so schön sagt.
Jeden Monat ging ich zur Behandlung mit meinem schreienden Bündelchen und jeden Monat wurde es besser. Nicht gut, aber besser. Meine Tochter war extrem viel krank, eigentlich mehr krank als gesund und das behandelten wir. Sie war klein und sehr „zart“, wirkte geradezu zerbrechlich. Zudem hatte sie einen ausgerenkten Halswirbel und einen Schlüsselbeinbruch von der Geburt, alles wurde behandelt. Dann kam die nächste Vorsorge und somit der nächste Impftermin. Wieder ließ ich alles impfen. In den nächsten Nächten war das Geschrei meiner Tochter wieder so extrem, dass ich nicht mehr ein noch aus wusste. Ich weiß nicht wie viele Male am Tag ich die Heilpraktikerin anrief und anflehte mir zu helfen. Ich schrie sie an, dass ich es nicht mehr hören könnte, dass die Impfungen alles Schuld sein sollen, Impfungen seien wichtig und richtig und ich wollte endlich wissen was meiner Tochter fehlte, warum sie so schrie. Sie blieb vollkommen ruhig und nannte mir die Globuli, die ich meiner Tochter geben sollte. Über das Impfen sprachen wir beim darauffolgenden Termin. Sie verstand mich und verstand, dass ich doch nur das „Beste“ für meine Kinder wollte, aber Impfungen seien tatsächlich kritisch zu hinterfragen und es könne schlichtweg nicht sein, dass ein und derselbe Impfstoff bei Millionen von unterschiedlichen Menschen gleich wirken soll. Wer sich einmal mit Homöopathie befasst hat, weiß, dass hier der Mensch ganzheitlich betrachtet wird und somit völlig individuell zu behandeln ist. Da ich mein Leben lang mit Allergien zu tun hatte und ich tatsächlich den letzten Frühling/Sommer komplett ohne Heuschnupfen überstanden habe, nämlich genau seit ich selbst auch in Behandlung bin, kann ich dieser alternativen Medizin mehr als nur meinen Glauben schenken (der im Übrigen nichts nützt). Aber das nur am Rande.
Allmählich wurde es wieder besser mit unserer Tochter, sie schrie immer weniger und ich war guter Dinge, dass es irgendwann gut werden würde. Dann bekam sie einen heftigen Ausschlag am ganzen Körper. 2 Tage später die nächste U und somit die nächste Impfung. Zuvor hatte sie die ein oder andere Nacht durchgeschlafen und wesentlich weniger geschrien. Der Arzt meinte lapidar, dass sie vermutlich Neurodermitis hätte, verschrieb eine Salbe und jagte dem Kind die 3. 6-fach Impfung + Pneumokokken ins Bein. Ich stand da wie paralysiert, meine Tochter schrie, der Arzt verließ das Behandlungszimmer.
Die nächsten Tage und Nächte waren ein einziger Albtraum. Unsere Tochter bäumte sich schreiend aus dem Schlaf heraus auf und war nicht mehr zu beruhigen. Sie schrie und schrie und schrie… Eine Woche später der nächste Heilpraktikertermin. Ich erzählte ihr von der letzten Impfung und, dass die letzten Nächste schrecklich waren. Ich hatte mich in den vergangenen Wochen dann auch mal auf die Impfkritik.de-Seite getraut und angefangen zu lesen. So richtig toll las sich das alles nicht. Meine Skepsis wuchs und die Heilpraktikerin sagte mir klar und deutlich, dass sie uns nicht mehr helfen könnte, wenn ständig diese Impfungen dazwischen geschossen würden. Dafür wäre es dann einfach zu teuer, wenn man ständig wieder bei Null anfangen müsste. Ich heulte und heulte… saß da auf dem Stuhl und war verzweifelt. Unter Tränen fragte ich sie, ob sie das mit dem Hautausschlag wieder hinkriegen würde. Sie hat es hingekriegt! Nach vielen Monaten war die Haut wieder hergestellt und seitdem nicht mehr auffällig.
Da ich Reaktionen unserer Tochter (nächtliches Schreien) eindeutig mit den Impfungen in Verbindung bringen konnte, stand fest, dass wir sie erstmal nicht weiter impfen lassen würden. Sie sollte erstmal gesund werden, stark werden, nicht mehr so infektanfällig, einfach stabil. Die Heilpraktikerin sagte, dass man ja sich später überlegen könnte, ob man und was man weiter impft, aber, dass dieses Kind sich erstmal erholen sollte. In der folgenden Zeit las ich mich mehr und mehr in die Thematik ein, ich stellte viele Fragen und bekam Antworten.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich hier nichts Fachliches beitragen möchte und auch keine Quellen zitieren möchte, denn lesen kann jeder selbst. Ich will nicht missionieren und irgendwen bekehren, aber ich habe es satt als verantwortungslos bezeichnet und beschimpft zu werden. Das bin ich ganz bestimmt nicht, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt.
Es stecken immer Geschichten und Schicksale dahinter und es gibt mehr als schwarz oder weiß im Leben. Egal, ob man sich dafür oder dagegen entscheidet – jeder will das Beste für sein Kind, keinem ist es egal, keiner nimmt billigend irgendetwas in Kauf. Die meisten haben Angst vor den Krankheiten, ich habe Angst vor den Impfungen, vor dem was sie mit meiner Tochter machen könnten.
Wie gesagt, ich möchte mich hier nicht weiter fachlich auslassen. Nicht, weil ich es nicht kann, sondern weil es hier schlichtweg den Rahmen sprengen würde.
In meinem Umfeld stoße ich, in einem sehr durchgeimpften Ort, auf Neugier, auf Respekt und auf Akzeptanz. Und auch ich bringe Respekt und Akzeptanz auf für alle, die es anders machen als wir. Weil jeder für sich und sein Leben verantwortlich ist bzw. das seiner Kinder. Mir steht es nicht zu, zu verurteilen und euch allen da draußen genauso wenig.
Unser jetziger Kinderarzt, selbstverständlich Impfbefürworter, sagte mir bei der letzten Vorsorgeuntersuchung (nachdem ich ihm mitteilte, dass wir keine MMR-Impfung wünschen), dass keiner von uns wissen kann was passiert – wir können impfen und das Kind bekommt keine Masern, Mumps oder Röteln (was ja so leider auch nicht stimmt) oder wir impfen und das Kind wird schwerst behindert. Die Verantwortung tragen wir als Eltern. Und dieser Verantwortung stelle ich mich voll und ganz. Ich habe keine Angst vor diesen Krankheiten, ich weiß wie ich sie behandeln kann.
Ich schütte meinen Kindern auch nicht Unmengen von Fiebersaft in den Körper, weil Fieber eine gesunde Reaktion des Körpers ist, einen Virus zu bekämpfen. Im Übrigen einer der schlimmsten und folgenschwersten Behandlungsfehler bei Masern!
Ich habe eine andere Einstellung zu vielen Dingen bekommen, insbesondere zu unserem Körper und ich sehe vor allem, dass es meinen Kindern deutlich besser geht, als vielen ihrer Freunde. Sie sind deutlich weniger krank und wenn, kann der Körper damit deutlich besser umgehen. Aber das ist eben meine Geschichte und jeder darf seine eigene Geschichte haben und sich dementsprechend verhalten.
Aber schließt doch bitte wieder eure Schubladen, Impfgegner wie Impfbefürworter. Wir sind keine dinkelfressende, jahrelang-stillende, in-Jutebeutel-gesteckte Esotherikhexen, die ihren Namen tanzen - genauso wenig wie die Impfbefürworter alle ignorante, karrieregeile, nicht-stillende-Alete-reichende, von-den-Medien-manipulierte Dumpfbacken sind.
Jede Entscheidung hat seine Berechtigung und jeder trägt die Konsequenzen seines Handelns. In diesem Sinne, friedliche Grüße