Quantcast
Channel: STADT LAND MAMA
Viewing all articles
Browse latest Browse all 4616

Ein Urlaub zu zweit steht an - und das Gewissen spielt verrückt

$
0
0

Liebe Lisa, stell Dir vor, Du sitzt beim Friseur und sagst: "Einmal kurz und schwarzfärben, bitte" Und während der Friseur Dir Deine langen Locken abschneidet, sitzt Du vor dem Spiegel und denkst Dir: „Was mach ich hier eigentlich?“ Obwohl Du wochenlang über diesen Schritt nachgedacht hast und Dir sicher warst, Dich sogar gefreut hast, bist Du jetzt entsetzt über Deine eigene Courage und würdest am Liebsten aufspringen und wegrennen.

Genau so geht es mir momentan. Nur, dass ich nicht vorhabe, mir die Haare abschneiden zu lassen. Mein Mann und ich fahren alleine in den Urlaub, ohne Kinder. Das haben wir schon zwei Mal gemacht, allerdings hatten wir damals erst ein Kind. Es ist also das erste Mal, dass wir beide Kinder zu meiner Mutter bringen, um uns mal wieder eine Paar-Auszeit zu nehmen. Ich erinnere mich, als wir das erste Mal alleine wegfuhren, habe ich die erste Stunde nur geheult. Ich hatte so ein schlechtes Gewissen, fühlte mich als Rabenmutter und hatte Angst, ob meine Tochter und meine Mutter das überhaupt schaffen würde. Eine Bekannte hatte mir vorher gesagt, durch unseren Kurztrip würde ich für immer das Urvertrauen meiner Tochter zerstören. Du kannst Dir sicher vorstellen, wie viele schlaflose Nächte mir diese Worte beschert haben. Nachdem ich das Auto vollgeheult hatte, beruhigte ich mich irgendwann und es wurden ganz wunderbare Tage zu zweit. Und auch meine Tochter hatte Spaß, ihr Urvertrauen ist noch da und ich war unheimlich stolz auf alle.

Ich halte das Thema Loslassen für eins der wichtigsten Themen überhaupt. Eigentlich beginnt loslassen in dem Moment, wenn wir die Babys auf die Welt bringen. Das bedeutet nicht, dass ich mich ständig aus dem Staub mache, aber ich ab und zu überwinde ich mich, meine Kinder in Obhut anderer zu geben. Schon alleine, um ihnen die Möglichkeit zu geben, andere Vertrauenspersonen zu haben. Und natürlich auch, um etwas Raum für mich und/oder die Beziehung zu schaffen. Jetzt steht also die nächste Premiere an, nämlich beide Kinder abzugeben. Die einzige Person, der ich diese Aufgabe anvertraue, ist meine eigene Mutter. Schließlich hat sie selbst fünf Kinder großgezogen und freut sich schon sehr auf die Zeit mit den Enkeln. Meine Vierjährige ist total aufgeregt und kann es kaum noch erwarten. Der Kleine versteht es natürlich noch nicht. Ich hoffe, dass es für ihn leicht sein wird, weil seine Schwester dabei ist. Und ich das Gefühl habe, dass, solange sie an seiner Seite ist, sowieso alles okay für ihn ist.

Aber es ist schon bemerkenswert, was mein Unterbewusstsein so treibt. 14 Monate bin ich Tag und Nacht für meinen Kleinen da, das ist irgendwie selbstverständlich und dafür klopft man sich ja auch nicht ständig auf die Schulter. Doch kaum stehen ein paar Tage Trennung an, baut sich das schlechte Gewissen auf, ich wälze alle Probleme, die vielleicht auftreten können. Könnte ich nicht sagen: "Eine sehr lange Zeit hast Du fast nie an Dich selbst gedacht. Jetzt gönnst Du Dir mal eine Auszeit. Und die Kinder sind bestens aufgehoben. Falls wirklich etwas Schlimmes passiert, brichst Du den Urlaub eben ab."

Nein – sofort kommt „schlechte Mutter“ in meinen Kopf. Es ist hart. Und ich würde am Liebsten alles abblasen. Aber in einer Ecke meines Herzens freue ich mich auch so sehr auf den Urlaub und ich weiß, dass alles gut gehen wird. Vielleicht ist es wirklich so wie beim Friseur. Ab und zu muss man mutig sein, Trennung tut immer weh. Und trotzdem guckt man danach in den Spiegel und sagt: Es war eine gute Entscheidung. 

Fotoquelle


Viewing all articles
Browse latest Browse all 4616