Gestern Mittag bekam ich Whatsapp-Nachrichten von einem lieben Ex-Kollegen. Zwei Bilder zeigten seinen frisch-geborenen Sohn, der Text dazu verriet den Namen seines Erstgeborenen, Gewicht und dass es Mutter und Kind gut gehe.
Ich starrte auf die Bilder und wurde wehmütig. Ein Gefühl, das wenige Stunden alte Kinder immer bei mir auslösen. Sie sind so klein und so unverdorben. Haben noch keine schlechte Erfahrung in ihren Leben gemacht und das Einzige, was zählt, ist die Nähe zu Mama.
Gleichzeitig wirft es mich immer in die erste Zeit mit meiner Tochter zurück. Ich erinnere mich an Stunden, die wir wie in Trance erlebten. Damals hatten wir das Glück, ein Familienzimmer im Krankenhaus ergattert zu haben und verbrachten drei Tage dort. Sie fühlten sich an, als seien wir in einer anderen Welt. Das, was sich draußen abspielte, war für uns unwichtig. Nur wir zählten, immer wieder guckten wir dieses Mini-Mädchen an und konnten nicht so recht glauben, dass wir nun nicht nur mehr Paar, sondern auch Eltern sind.
Und trotz allen Glücks erinnere ich mich auch Tränen. Wenn das Baby nicht richtig trank, ich kurz vor dem Milchstau stand. Diese Geburtsverletzung, die so langsam heilte und weh tat. Die ersten schlaflosen Nächte, die an den Nerven zehrten. Plus: Der hohe eigene Anspruch an sich selbst. Als Erstlings-Mama will man ja alles richtig machen. Und ist dabei ja so unsicher. Darf ich einen Schnuller geben oder sorgt das für Saugverwirrung? Kann das Baby auf dem Bauch liegen (die eigene Mama sagt: Du hast immer auf dem Bauch gelegen, der Ratgeber schreit: Neeeeein, plötzlicher Kindstod-Gefahr)? Findet mich der Mann noch attraktiv in diesen Schlabberhosen (ja, das habe ich mich im Hormonchaos echt gefragt)? Was denken die Freunde, wenn sie mich so fertig sehen? Wie schaffe ich die U3 beim Kinderarzt, ohne dass das Kind durchdreht? Soll ich immer stillen oder versuchen, einen Rhythmus einzuhalten?
Tausend Fragen stapelten sich in meinem Kopf, ich war unsicher und immer müde. Einige liebe Freunde und eine großartige Hebamme haben mir in dieser Zeit sehr geholfen. Das Gute ist, dass man schnell in die neue Aufgabe reinwächst und nach ein paar Wochen insgeheim über die anfängliche Unsicherheit lächelt.
Diese ersten Tage und Wochen mit dem ersten Kind so besonders. Alles, was geschieht, geschieht zum ersten Mal. Über alles ist man maßlos erstaunt, verwundert, verwirrt, die Gefühle fahren nonstop Achterbahn.
Natürlich ist auch beim zweiten Kind alles aufregend, aber man ist eben doch ein bisschen routinierter. Und weiß besser, was auf einen zukommt.
Und obwohl ich auf der einen Seite froh bin, dass ich all diese „allerersten Male“ schon hinter mir habe, trauerte ich doch beim Anblick der Fotos meines Kollegen diesen besonderen Tagen nach. Deshalb: Falls jemand unter Euch ist, der ganz frisch Mama ist: Genießt diese magische Zeit, sie kommt nie wieder. Vertraut in Euch, Euer Baby und lernt Euch in Ruhe kennen. Alles andere bringt die Zeit!