
Ich setze mich, mein Herz springt mir halb aus der Brust.
Dann fängt er an zu stammeln: "Eben hat die Kinderwunschklinik angerufen. Sie meinten, der Test war positiv!" Jaja April, April! Toller Scherz, du... Noch immer guckt er betreten und spricht weiter: "Sie sagen, dein hcg-Wert ist sehr niedrig, wir sollen uns nicht zu früh freuen." Mir schießt sofort der Begriff "Eileiterschwangerschaft" in den Sinn. Handy raus, Doktor Google befragt. Tatsächlich. Scheiße verdammt.
Aber nun von vorn:
Mein Basti und ich wünschen uns schon seit langem ein Kind. Obwohl wir noch sehr jung sind, wollte es einfach nicht klappen! Durch meine Vorerkrankung (Endometriose) wurde uns schon früh gesagt, dass es schwer bis unmöglich werden würde. Aber wir haben versucht, positiv zu denken.
Nach zwei Jahren voller Enttäuschung war es dann vorbei mit der positiven Einstellung. Der ganze Druck hat sich bei mir in einer tiefen Depression niedergeschlagen und auch meinem Mann ging es nicht gut.
Ständige Ratschläge von anderen à la "ihr seid doch noch so jung" oder "weißte, du musst nur positiv denken und dir nicht so einen Druck machen" haben mich fuchsteufelswild gemacht. Gott, hab ich viel geweint. Und nur, um es mal zu erwähnen: Baby-mach-Sex ist nicht mal halb so romantisch wie es sich anhört. Ganz im Gegenteil.
Unser Umzug von Dresden nach München hat uns dann ein wenig abgelenkt. Aber kaum angekommen und eingerichtet, hat sich wieder diese lähmende Leere in mir ausgebreitet. Im Radio hörte ich dann eine total geschmacklose Werbung von einer Kinderwunschklinik. Die Idee fand ich gar nicht schlecht. Ich hab mir natürlich eine andere Klinik ausgesucht und einen Termin vereinbart. Ich hatte die Faxen einfach dicke!
Das Glück wollte es so
Wie das Glück es wollte, haben wir super schnell einen Termin bekommen, weil vorher jemand abgesagt hatte. Dort angekommen wurden wir ganz behutsam behandelt und über unsere Möglichkeiten aufgeklärt. Es sollte mit Hormonen losgehen. Mein lieber Mann spritzte mir also Hormone in den Bauch, weil ich es nicht konnte. Leider haben sie mir nichts gebracht außer mega Stimmungsschwankungen und Unterleibschmerzen.
Das haben wir zwei bis drei Monate durchgezogen bis die Ärztin in der Klinik Hormontabletten und Spritzen zum Auslösen des Eissprungs probieren wollte. Okay, gut. Ich hatte mich schon belesen, die Tabletten waren sehr erfolgsgekrönt, aber hatten wohl heftige Nebenwirkungen. Und die traten auch wirklich ein. Heftigste Schmerzen, Stimmungsschwankungen, Sehfeldausfälle, allgemeine Verschlechterung der Augen (bei mir eine Dioptrie schlechter, dauerhaft!).
Die Ärztin setzte die Tabletten rasch ab, nachdem ich ihr von den Nebenwirkungen erzählte. Sie meinte, es kann sein, dass jetzt meine Periode erstmal ausfällt, weil der Körper einfach hormonüberlastet sei. Prima. Beim nächsten Kontrollultraschall bestätigte sie, dass ich keinen Eisprung hatte. Wieder ein verlorener Monat. Mir ging es psychisch immer schlechter.
Als meine Periode dann ausblieb, rief man mich wieder in die Klinik. "Wir müssen ihre Periode wahrscheinlich mit Hormonen auslösen, aber zur Sicherheit machen wir einen Schwangerschaftstest", wurde mir gesagt. Trotzig wie ich war, erwiderte ich, dass sie sich den Mist sparen könnte, weil ich eh keinen Eissprung gehabt hatte.
Gemacht haben sie den Test trotzdem.
Tja.
"Na weil sie schwanger sind!"
Am nächsten Tag kam dann der Anruf. Wir sollten tags darauf gleich morgens vorbeikommen.
Der Chefarzt empfing uns und machte einen Ultraschall. "Alles in Ordnung, Frau R.", lächelte er. Total verwirrt fragte ich, woran es denn dann läge, dass ich meine Regel nicht bekommen habe. Verdutzt schaute er zwischen mir und meinem Mann hin und her und sagte: "Äh... Na weil Sie schwanger sind?!"
Ich kann diesen Moment kaum beschreiben. Auf einmal verschwamm alles um mich und all der Frust und der Kummer löste sich in einem Sturzbach von Tränen auf. Kein Eissprung, keine Regel. Ich war schon die ganze Zeit schwanger gewesen!
Ich habe keine Ahnung, was der Arzt dann noch sagte. Ich war wie gelähmt! Als wir aus dem Untersuchungsraum zur Anmeldung kamen, blickten mich erschrockene Gesichter an und auch die Anmeldekraft fragte besorgt, was los sei. "Ich bin schwanger!", heulte ich halb lachend. Und da liefen dann auch bei der Dame die Tränen.
Im Foyer der Klinik standen mein Mann und ich uns unschlüssig gegenüber und konnten nichts sagen. Wir haben uns einfach nur umarmt. Unbeschreiblich!
Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass ich schon aufgegeben hatte. Das war wahrscheinlich der Schlüssel gewesen. Kein Druck, keine Erwartungen und schwupps... schwanger.
Unser größtes Wunder Helena ist nun schon 19 Wochen alt. Ich kann es immer noch nicht fassen!!
Steffi (26) und Sebastian (30)
Tags: Kinderwunsch, Happy End, Kinderwunschklinik, Hormone, Baby, Regel, EndometrioseSchwangerschaft0Gastbeiträge