Ihr Lieben, das hier liegt unserer Leserin Sylvia gerade witrklich schwer im Magen. Sie ist interessiert an Meinungen von anderen Eltern zum Thema „Petzen“. Das hier schrieb sie uns:
Irgendwie stößt mir das Thema Petzen ständig sauer auf... Natürlich mag auch ich es nicht, wenn ein Kind ein anderes Kind „verpetzt“ im Sinne von „die hat was gemacht, was man nicht soll, nicht darf oder dir nicht gefällt“. Dieses „Beifall-heischen“ weil man gesehen hat, wie ein anderes Kind etwas Verbotenes oder Verpöntes gemacht hat und nun nur die Bestrafung bzw. Tadelung des anderen herbeisehnt, obgleich es einen selbst überhaupt nicht betrifft. Das ist nicht schön – völlig klar.
Mit Petzen macht man sich keine Freunde?
Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieses Wort seine ursprüngliche Bedeutung ein wenig verloren hat. Am Spielplatz bekommt ein Junge die Schaufel drüber. Weinend rennt er zu seiner Mama: „Der XY hat mich mit der Schaufel auf den Kopf geschlagen...“ Von der Mama bekommt er zwar eine kurze Streicheleinheit, aber dann auch gleich zu hören, dass sie dieses „Gepetze“ nicht leiden kann und er das bleiben lassen soll. Er soll einfach selbst zu XY sagen, dass das nicht schön war und dann brav mit ihm weiter spielen, schließlich sei das doch eigentlich sein Freund. Da müsse er nicht gleich zur Mama gerannt kommen. „Petzen“ seien unbeliebt und damit mache er sich keine Freunde.
Auch von Kindergärtnerinnen habe ich das zufällig schon mal in dieser Art aufgeschnappt. Ein Kind, das erzählt, das ein anderes gerade was Böses gemacht hat, wird – auch wenn es selbst betroffen war – schlicht als Petze hingestellt und alles damit abgetan, dass es die Kindergärtnerin selbst nicht gesehen hat und daher auch nichts machen kann. Auch die anderen Kinder übernehmen das ja und dann wird also einer z.B. an den Haaren gezogen, erzählt das der Erzieherin und steht dann auch noch als „Petze“ da, was die anderen alle „total doof“ von dem Kind finden – ja geht’s noch?! Jetzt ist das Kind eh schon traurig, weil ihm weh getan wurde und dann wird es auch noch runter gemacht?
Ich frage mich immer öfter: Warum sollen Kinder es schlucken, wenn ihnen Unrecht getan wird? Mit welcher Begründung darf mir denn ein Kind nicht sagen, wenn es sich unfair behandelt fühlt? Macht man es dadurch nicht auch noch schwieriger, zu Mama oder Papa zu kommen, wenn etwas RICHTIG Schlimmes passiert ist?
Natürlich würde ich auch nicht gleich zu dem anderen Kind hinrennen und es dafür tadeln, dass es jetzt meinem Sohn mal die Schaufel über den Kopf gezogen hat (kommt auf die Situation an...). Aber ich würde mein Kind dennoch darin bestärken, dass es gut war, wenn es zu mir gekommen ist und ich nun die Situation kenne und etwas genauer darauf achten kann.
Ich kann trösten und erklären, dass das nicht schön von dem anderen Kind war und mein Kind das auch – zu mir und zu dem anderen Kind – sagen darf. Und ich würde ihn sogar ausdrücklich darum bitten, es mir zu sagen, falls so etwas wieder passiert. Denn irgendwann kann es ja doch mal sein, dass es erforderlich wird, einzuschreiten und gegebenenfalls mit der Mutter des anderen Kindes mal zu reden.
Das kann doch nicht immer nur dann gehen, wenn ich es selbst mit eigenen Augen gesehen habe. Das muss mir doch mein Kind auch erzählen dürfen, ohne gleich eine „Petze“ zu sein oder nicht?
Ich käme mir jedenfalls absolut schäbig dabei vor, meinem Kind zu sagen, dass es sich da jetzt mal nicht so haben soll und dass ich nicht will, dass es zu mir petzen kommt. Es soll doch Vertrauen in mich haben und darauf, dass ich ihm helfe, wenn es Schwierigkeiten hat oder verletzt wird, oder nicht? Sehe ich das völlig falsch? Wie sind denn andere Meinungen hierzu?
Zum Weiterlesen:
Wenn die Kinder dauernd streiten
Was tun, wenn mein Kind mich haut?
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Tags: Petzen, Kinder, Verpetzen. Spielen, Erziehung, Eltern, Eingreifen, Streit, Vertrauen0Gastbeiträge