Ein Gastbeitrag von Frida Mercury von 2KindChaos
Mir fehlt sie, die Müttersolidarität. Ein großes Wort, klingt etwas verstaubt und altbacken. Aber ein besseres fällt mir nicht ein. Bevor ich Mutter wurde, dachte ich, es gäbe sowas wie einen In – Club: man wird schwanger und gehört automatisch dazu. Oder so. Aber die Wahrheit ist die: es ist ein bisschen wie in der Schule. Nur noch schlimmer. Es gibt mehrere Cliquen, zu denen man gehören kann, wenn man sich an diverse Regeln hält. Da gibt es zum Beispiel die Öko-Mütter, die alles nach Attachment Parenting-Methode macht. Von der hab ich übrigens nur gehört, denn da, wo ich wohne, bin ich die ökomäßigste von allen. Aber angeblich würden die richtigen Ökos mich sowieso rauswerfen. Wir kaufen zum Beispiel auch mal Plastikspielzeug. Ein echtes No Go. Da, wo ich wohne, gibt es eher die Mainstream-Mütter, die mit den einfachen Babys, die alle Kurse mitmachen, nach einem Jahr wieder arbeiten und ihre Kinder völlig problemlos in die Krippe geben. Bei denen bin ich unten durch, weil meine Kinder noch zuhause bleiben und ich so eine Helikopter-Mama bin.
Wenn ihr euch jetzt angegriffen fühlt – ich habe jetzt einfach mal in die Klischeekiste gegriffen, um zu verdeutlichen, was ich meine. Mir persönlich ist es relativ egal, wie jemand so tickt, denn ich denke, dass jeder das Recht hat, auf seine eigene Weise Elternschaft zu leben. Aber das ist heutzutage ein seltenes Gut geworden. Oder war es jemals anders? Vermutlich gab es früher nicht so viele Optionen, es „richtig“ zu machen. Heute muss jede Mama mit einem immensen Druck klar kommen – da gibt es die Kurse, die Ratgeber, die Hebammen, die Schwiegermütter, die Freundinnen, die Nachbarn, die Fremden auf der Straße, und alle wissen es besser. Denkste dir nicht aus, von wem ich schon alles Ratschläge bekommen habe. Am geilsten fand ich ja mal den offensichtlich Betrunkenen, der mir aus dem Kiosk entgegen wankte, um mir mitzuteilen, dass mein weinendes Baby bestimmt schlafen müsse. Danke, aber nein danke.
Ich hab jedenfalls so die Idee, dass es jede Mama und jeder Papa bestmöglich machen möchte. Die meisten zumindest. Und wer einen Ratschlag benötigt, der fragt. Von sich aus. Warum denken denn die Menschen, dass es bei Eltern etwas anderes ist als in allen anderen Situationen? Sobald es um Kinder geht, wird sich eingemischt, als ob es hier um Leben oder Tod ginge. OH MEIN GOTT, IHR KIND HAT KEINE MÜTZE AUF, WISSEN SIE NICHT, DASS ES SICH ERKÄLTEN KANN?! Aber wegschauen, wenn ein Kind wirklich misshandelt wird? Da kommt keine wütende ältere Lady mit Gehstock und klärt entrüstet auf, aber wehe, du hast dein Baby in der Trage, da kriegst du Tipps ohne Ende.
Und die Mütter, die zerfleischen sich auch noch gegenseitig, als ob es von außen nicht schon schwer genug wäre. Dabei wäre es doch so schön, wenn man wirklich so einen In-Club hätte. Ihr wisst schon, was ich meine, oder? Man kommt zum Beispiel in die Krabbelgruppe, mit Augenringen und einem nöligen Kind, und die anderen nicken einem lächelnd und wissend zu, drücken einem einen Kaffee in die Hand und erzählen, wie schlecht sie letztens geschlafen haben. Oder sie nehmen einen einfach mal in den Arm, anstatt eine Runde Vorwürfe zu machen. Oder vergleichen die Kinder nicht die ganze Zeit, sondern sagen, wie schön es ist, dass die Kinder so einen Spaß miteinander haben. Oder eben da sind. Diese Mütter (und natürlich auch Väter) gibt es, und ich würde mir wünschen, dass jeder von euch so eine kennt. Denn sie sind echt Gold wert.
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