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Meine Schwiegermutter ist eher das Model Schwiegermonster - Gastbeitrag von Steffi

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Kennt Ihr auch dieses Klischee von der nervigen Schwiegermutter, oder wie es in einem Filmtitel heißt „Schwiegermonster“? Ich mag eigentlich keine Klischees. Und bis zu einem bestimmten Zeitpunk, konnte ich dieses Klischee von dem Schwiegermonster nicht nachvollziehen. Ich hatte mit meinen vorherigen Schwiegermüttern in spe eigentlich nie Probleme. Das mag auch daran liegen, dass ich ein extrem harmoniebedürftiger Mensch bin und ich mich recht gut an andere Menschen anpassen kann. Ich bin offen und freundlich.

Und dann kam der Tag, der alles änderte. Ich war erst wenige Tage mit meinem jetzigen Lebensgefährten zusammen, da stellte er mich schon seiner Mama vor. Schon beim ersten Betreten der Wohnung dachte ich: „Ohje!“ Und das lag jetzt nicht nur daran, dass die Wohnung komplett mit Zigarettenrauch und Raumspray benebelt war. Es lag vielmehr an der großen Frau mit den hellblonden Haaren und grellrot geschminkten Lippen.

Man konnte schon aus der Entfernung erkennen, dass sie der Karrieretyp a la "Ich weiß alles besser und kann alles besser und der Rest der Welt ist eh zu blöd"- Typ ist. Aber hey, ich wollte ja nicht mit ihr, sondern mit ihrem Sohn eine Beziehung eingehen. Ich lächelte also und hielt Smalltalk. Da mein Lebensgefährte sehr an seiner Mama hängt, hatte ich nun jedes Wochenende das Vergnügen in einer verräucherten Wohnung Smalltalk zu üben. Aber es wollte sich zwischen ihr und mir kein positives Gefühl einstellen. Ihr ständiges Geschimpfe über die Unfähigkeit anderer Menschen, insbesondere die ihres Noch-Ehemannes und seiner neuen Freundin, zehrte stark an meinen Nerven. Aber ich wollte nicht aufgeben. Ich ging mit ihr sogar shoppen und Kaffeetrinken (der Horrortrip meines Lebens). Aber es half nichts.

Ich hatte aber einen Hoffnungsschimmer, als ich schwanger wurde. Denn – Achtung, noch ein Klischee – Babys erweichen doch die Gemüter von fast jedem! Nun, was soll ich sagen. Als sie die frohe Botschaft erfuhr, weinte sie vor Freude und meinte, jetzt hätte sie endlich wieder ein Sinn in ihrem Leben. Wenig später schlug das aber um in: "Ich hätte so gerne auch noch ein Baby, am liebsten mit meinem Ex." Ich hatte große Mühe nur innerlich die Augen zu rollen und mir auch nur innerlich die flache Hand an die Stirn zu schlagen.

In der Schwangerschaft war ich nur ungern bei ihr in der Wohnung. Einfach weil mir immer übel von dem ganzen Zigarettenqualm war und auch, weil ich genervt war, weil sie trotz meiner Schwangerschaft direkt neben mir rauchte. 

Und dann kam der Tag der Tage. Ihr lieben Mamas, ihr kennt das bestimmt selber. Die Hormone in der Schwangerschaft lassen uns Dinge tun und sagen, die wir sonst nie machen würden. Wir waren wieder mal in ihrer Wohnung und mir war total übel. Also schlug ich vor, dass wir uns doch beim nächsten Mal woanders treffen könnten, da mir von dem Rauch einfach schlecht wird. Ihre Antwort war nur, dass ich mich nicht so haben soll. Ich explodierte innerlich! Und sagte dann: „Wenn das Baby da ist und du weiterhin in der Wohnung rauchst, wirst du uns hier eh nie wieder sehen.“ Oh oh! Schwerer Fehler! Ausgelegt wurde mir diese „Entgleisung“, dass ich ihr das Enkelkind vorenthalten wollte!

Nach der Geburt besuchte sie uns regelmäßig. Wir waren aber kaum bei ihr, da sie in einem Umzug steckte (ich hatte die blödsinnige Hoffnung, dass ihre Wohnung dann rauchfrei würde, da sie ja dann einen Balkon hatte – wie gesagt, blödsinnig). Als alle Umzüge überstanden waren, ging es aber los! Ich war mit meinem ersten Baby total unsicher und befolgte daher gerne die Tipps der einschlägigen Ratgeber. Von Schwiegermutter bekam ich da zu hören, ich solle mich mal locker machen.

Bei einem Familienfest zeigte sie mir dann, was sie von meinen Wünschen und meiner Erziehung hielt. Unsere Maus war knapp 7 Monate alt und hatte auch schon vier Zähnchen. Was meine Schwiegermutter dazu verleitete, ihr eine Krokette in den Mund zu schieben. Ich sagte ihr, dass ich das nicht möchte, da die Empfehlung ist, so kleinen Kindern noch kein gewürztes und fritiertes Essen zu geben. Sie lächelte mich an und nickte. Wenig später verließ ich kurz den Tisch und als ich wieder kam, grinste sie ganz komisch. Und nur wenig später sollte ich erfahren warum. Die kleine Maus spuckte nämlich eine Krokette aus! Ich war innerlich mal wieder auf 180! 

15 Monate nach der ersten Geburt bekam ich unsere zweite Tochter. Wir fanden es eine gute Idee, als Schwiegermutter uns anbot, doch ein paar Tage bei uns zu wohnen, um uns zu helfen. Wir willigten ein (wie schon erwähnt, ich bin harmoniebedürftig und gebe nie die Hoffnung auf).

Aus den paar Tagen wurden letztendlich fast 6 Wochen. Ja, sie half mir. Aber es war furchtbar. Sie gab mir ständig das Gefühl, alles falsch zu machen. Sie war ständig am aufräumen bzw umsortieren, da es so, wie ich es gemacht habe, einfach nicht richtig oder gemütlich aussah. Aber das für mich Schlimmste war das Verwöhnen ihres Sohnes. „So ein großer Mann braucht täglich ein gutes, frisch zubereitetes Abendbrot! Er hat den ganzen Tag gearbeitet, da muss er nicht auch noch im Haushalt helfen, er sollte sich vielmehr vor dem Fernseher entspannen!“

Ja klar, ich kümmere mich also um zwei kleine Kinder, gehe nach der Elternzeit wieder arbeiten und abends koche ich dann noch groß und wenn er dann auf dem Sofa entspannt, schmeiße ich auch noch den Haushalt. Er fand die Idee toll. Streit war also vorprogrammiert.

Auch bis zum nächsten Zoff mit meiner Schwiegermutter brauchte es nicht allzu lange. Als die Kinder 3 und 2 Jahre alt waren, sollten sie bei Oma übernachten. Ich sagte ihr noch, dass die Kinder gerne etwas Fernsehen dürfen, aber nur so was wie Winnie Puuh oder ähnlich harmloses.

Sie nickte. Als wir die Kinder wieder abholten, erzählte uns die Große stolz, dass sie Dornröschen von Walt Disney geschaut haben. DORNRÖSCHEN!!! Kennt ihr den Film? ICH bin erwachsen und finde den schon gruselig. Ich sagte meinem Lebensgefährten, dass ich das nicht gut finde. Er meinte nur, ich solle mich nicht so haben, er hätte schließlich auch schon Schneewittchen mit Ihnen geschaut, als ich mal am Wochenende Dienst hatte. Wie ich wenig später erfahren musste, hatten meine Kinder schon so gut wie alle Filme von Disney gesehen. Ich war sprachlos! 

Ein weiterer Streitpunkt war und ist die Schlafgewohnheit unserer Kinder. Ich blieb gerne bei Ihnen bis sie schliefen, da ich es einfach nicht ertragen konnte, wenn sie weinten. Meine Schwiegermutter war der Meinung, dass ich komplett übertreibe und einfach rausgehen soll. So würden sie am schnellsten lernen, alleine einzuschlafen. Achtung Spoiler: Ihr könnt euch sicher denken, wie sie unser Familienbett nach der Geburt unseres dritten Kindes findet. Jedesmal, wenn die Mädchen bei ihr geschlafen haben, kam die Große ängstlich zu mir und fragte: Müssen wir wirklich bald alleine in unseren Zimmern schlafen? 

Und da bin ich schon bei meinem nächsten Erlebnis mit Kleinkind und Essen. Wir haben zu fünft Oma und inzwischen ihren neuen Lebensgefährten besucht. In der Nähe ist ein großes Outlet Zentrum und mein Lebensgefährte wollte da unbedingt hin. Oma und der neue Opa boten sich an, dass wir die Kinder ruhig bei ihnen lassen können und wir in Ruhe mal shoppen könnten. Ich ging mit einem unguten Gefühl. Als wir alle wieder zu Hause waren, wurde mein Gefühl bestätigt. Die Große erzählte nämlich, wie Oma ihrem gerade mal 6 Monate alten Enkel ein Gummibärchen in den Mund gesteckt hat und es dann schnell wieder herausfischen musste, weil der Kleine sich fast daran verschluckt hätte. Wie Bitte?!?!?!?

Und jetzt kommt für mich der Höhepunkt! Letzten Herbst kam sie mit der Bitte, dass sie mit den großen Mädchen nächstes Jahr gerne Urlaub machen möchte und zwar im Ausland. Innerlich schrie ich sofort NEIN!!!. Mein Lebensgefährte sagte sofort, dass er kein Problem hat, wenn Oma und Opa mit den Mädchen Urlaub machen möchten, aber die Idee mit dem Ausland gefiele ihm nicht. Gott sei Dank, waren wir uns da einig... 

Aber meine Schwiegermutter legte es natürlich so aus, dass nur ich die Spaßbremse sei. Sogar der gemietete Weihnachtsmann sagte (geimpft von meiner Schwiegermutter): Ich solle im nächsten Jahr ruhig die Zügel bei den Kindern loslassen und mehr Vertrauen haben. Und immer wieder bekomme ich so kleine Seitenhiebe, weil ich, und nur ich, nicht möchte, dass Oma und Opa mit den Mädels wegfliegen. Aber etwas Positives hat die letzte Geschichte doch noch. Der „neue“ Opa ergriff nämlich ein klein wenig für mich Partei. Er sagte mal zu meiner Schwiegermutter: „Regeln sind Regeln, egal ob wir sie verstehen oder nicht. Ich bin einfach froh, dass wir überhaupt mit den Mädels Urlaub machen können.“ Seitdem kam nichts mehr von Schwiegermama, aber ich bin mir sicher, es wird nicht lange auf sich warten lassen...

Tags: Familie, Schwiegermütter, Kinder, Erziehung0Gastbeiträge

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