Man denkt ja gern, es sei noch weit hin bis zum nächsten Sommer, aber ich bin schon mittendrin. Unsere Tochter beendet im kommenden Jahr ihre Grundschul-Laufbahn und wird auf eine neue Schule gehen. Auf welche? Gute Frage!
Die ersten Elternabende
Schon im November beginnen die ersten Informations-Elternabende an den ersten weiterführenden Schulen. Wir haben – trotz ländlicher Gegend – einige zur Auswahl.
Wie sollen wir also entscheiden? Wonach sollen wir suchen?
Wir möchten eine tolle Schule für unsere Tochter, wer will das nicht?! Wir möchten außerdem eine, auf der sich auch unsere Jungs später auch wohlfühlen können, denn wenn es nach uns geht, fänden wir es ganz schön, alle auf einer Schule unterzubringen, um Fahrtwege zu sparen. Ob das später klappt? Mal sehen.
Eine Schule, die allen gefallen könnte
Unsere Tochter würde natürlich gern auf die Schule, auf die ihre Freundinnen gehen.
Uns wäre es wichtig, dass es eine Über-Mittag-Betreuung gibt. Ich als Spanisch-Liebhaberin fände es natürlich auch toll, wenn diese Sprache als Fach angeboten würde. Mir wäre auch wichtig, dass ein Schüleraustausch angeboten wird. Aber das gibt es mittlerweile an fast jeder Schule.
Es kommt nicht auf die Details an
Einzelheiten, Kleinigkeiten. Das ist die Erkenntnis unserer bisherigen Suche. Es sind nur kleine Details, im Großen und Ganzen geht es bei der Schule doch vor allem darum: Dass unsere Kinder sich dort wohlfühlen.
Wir brauchen nicht die "beste" Schule
Wir brauchen nicht die "beste" Schule für unser Kind. Wir suchen eine ganz normale. Wir brauchen nicht unbedingt eine Schule, die Preise gewonnen hat oder besonders innovativ ist oder was weiß ich., Wir brauchen in der Schul-Mensa keine glutenfreie/vegane/linksgedrehte Kost, im Sport kein Yoga-Angebot. Volle Klischee-Schublade in die ich gerade greife ;-) Entschuldigt mir das bitte, aber ich habe in Kitazeiten schon auf Elternabenden gesessen, die bis zwei Uhr morgens gingen, weil darüber diskutiert wurde, wie viel Konsumkritik ein Zweijähriger wohl verträgt… Das brauch ich alles gar nicht.
Wir suchen eine ganz normale Schule
Wir suchen eine ganz normale Schule für unsere Kinder. Eine, in denen die Mitschüler nett sind und die Lehrer Menschen. Das lässt sich nicht auf einem Elternabend erkennen, vielleicht Nuancen, aber ob mein Kind dort glücklich wird, zeigt sich eben erst, wenn es dort anfängt. Wenn es seine Mitschüler kennenlernt. Und das Gefüge passt.
Es geht mir nicht um die High Tech Ausrüstung des Chemieraumes. Für mich muss auch das Schulgebäude kein edel-gläserner Neubau sein. Danach gehe ich nicht.
Die Gerüchteküche kocht
Und ach, all die Gerüchte: An DER Schule wird gekifft, DIE Schule ist viel zu streng, an JENER Schule können sich die Lehrer gar nicht durchsetzen... Jaja. Erstens glaube ich, dass an jeder Schule gekifft wird und wir unsere Kinder einzig dadurch schützen können, ihnen genügend Selbstbewusstsein einzuhauchen, nein sagen zu können und/oder andere coole Dinge zu tun, als solchen Dreck. Denn sicher sind sie davor nie. Zweitens liegt es ja auch an den neuen Schülern, die kommen und die mit unseren Kindern in eine Klasse gehen werden. Vielleicht sind die ja viel lieber und braver als die bisherigen (jaja, die Hoffnung stirbt zuletzt)
Glaube keine Pauschalurteile
Dass eine ganze Schule zu streng ist oder sich nicht durchsetzen kann... nun ja, es gibt ja viele Lehrer an so einer Schule. Sollte es wirklich eine Schule geben, an der es NUR strenge Lehrer gibt? Oder NUR lasche?
Ihr wisst worauf ich hinaus will. Ich möchte mir lieber selbst ein Bild machen.
Es gibt viele Schulen zur Auswahl
Bei uns in der Umgebung gibt es eine englisch-bilinguale Schule, eine französisch-bilinguale Schule, eine, die den Ruf hat, streng zu sein, eine die den Ruf hat, dass dort jeder das Abi schaffen kann, eine sport-orientierte Schule und eine mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt.
Ein Kind kann an jeder Schule glücklich oder unglücklich werden
Ich glaube, ein Kind kann an jeder dieser Schulen glücklich oder unglücklich werden, egal, wie toll die Website aufgemacht ist und welche tolle Fotos darauf zu sehen sind und wie super sich die Schule in der Power-Point-Präsentation am Elternabend darstellt. Das ist ein bisschen so, wie bei einem Geburts-Informationsabend im Krankenhaus: Niemand kann Dir garantieren, ob Du eine schöne Geburt erleben wirst, egal wie sanft-rosa die Kreißsaalwand gestrichen ist. Trotzdem gibt es natürlich soft-marker. Wie viele Hebammen sind anwesend? Bezogen auf die Schule. Sind die Klassen vielleicht zu groß? Oder gibt es gar zwei Klassenlehrer für jede Klasse? Daran kann man sich orientieren. Am Ende zählt aber vor allem eins.
Es braucht Menschlichkeit
Ich erzähle Euch eine kleine Anekdote. Meine Kinder gehen auf eine ganz gewöhnliche Grundschule hier bei uns im Dorf. Das ganze Dorf geht hin, ich finde das fantastisch, wenn ich mir überlege, wie sehr in Berlin schon diskutiert wurde, auf welche tolle private Schule man sein Kind stecken kann, damit es auch ja mit den richtigen Freunden nach Hause kommt. Ich mag das nicht. Nun wird das mit dem Angebot der weiterführenden Schulen natürlich anders. Da gehen die Kinder auf Gymnasien, auf Sekundarschulen, auf Realschulen, auf Gesamtschulen, auf Waldorfschulen. Die Wege trennen sich, aber die ersten vier Jahre, die bleiben ihnen ja.
Es geht um das Gefühl, nicht um die Außendarstellung
Aber zur Anekdote: Natürlich steht auf der Website unserer Schule, was sie alles anbietet und wie sehr sie auf das Umfeld achten und wie sie sich für die Kinder engagieren. Am Ende dient das aber vor allem PR-Zwecken. Genauso wie Leute vielleicht irgendwo von „Stadt Land Mama“ lesen und denken, ah, interessant, schau ich mir mal an und dann merken: Nee, das ist doch nichts für mich. Oder andersherum: Vielleicht kommt auch mal ein Leser vorbei, der denkt: Uh, nee, Mamablogs würde ich nie lesen und der dann doch bei uns hängen bleibt, weil ihm die Texte gefallen und er merkt, dass er mit Mamablog etwas ganz anderes verband. Genauso ist das auch mit Schulen.
Gesten bewirken mehr als Infoflyer
Als meine Kinder letzte Woche erzählten, dass auch ihr kleiner syrischer Gastbruder gern mit zum St. Martins-Umzug kommen wolle, da gab ihnen eine Lehrerin eine Pappvorrichtung für eine Laterne mit nach Hause. Einfach so. Ganz selbstverständlich. Damit unser kleiner Gast am St. Martin auch eine Laterne hat. Wir haben sie mit ihm zusammen gebastelt und der Kleine hat mit seinen drei Jahren offensichtlich zum ersten Mal im Leben eine Schere in der Hand gehabt.
Wir entscheiden nach dem Gefühl
DAS ist etwas, das auf keiner Website einer Schule nachzulesen ist. Das ist die Menschlichkeit, die sich nicht in Infoflyer drucken lässt, sondern die man erleben muss. Deswegen werden wir uns einfach alle Schulen im Umkreis anschauen. Die mit dem schlechten und die mit dem guten Ruf und die mit verschiedenen Schwerpunkten und dann nach dem Gefühl entscheiden.
Ich glaube, wir werden eine gute Schule für unsere Kinder finden. Und wenn es doch nicht die richtige ist, können sie immer noch wechseln.
Tags: Schule, Realschule, Ensctheidung, Gymasium, Gesamtschule, weiterführende Schule, Lehrer, Schüler, Entscheidung0Landleben