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Mein erstes Weihnachten als Alleinerziehende - wie Sandra die Feiertage verbringt

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Liebe Sandra, Du bist Mama von einem 10 Monate alten Kind - Euer erstes Weihnachten steht an. Ihr verbringt es nicht in Mutter-Vater-Kind-Konstellation. Kannst du erzählen, wann und warum Ihr Euch getrennt habt?

Wir haben uns im Juni dieses Jahres getrennt - wobei man dazu sagen muss, dass es schon vor der Geburt unserer Tochter ziemlich schwierig war. Ich glaube, unser größtes Problem war und ist die Kommunikation. In meiner Familie wird sich sehr viel und sehr gerne ausgetauscht, verbal wie nonverbal. Mein Bedürfnis nach Kommunikation ist also recht hoch.

Mein Ex-Partner hingegen ist da anders. Gibt es einen Konflikt, schweigt er es lieber erstmal tot. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es verwunderlich ist, dass unsere Beziehung überhaupt so lange gehalten hat. Wahrscheinlich lag das daran, dass ich unsere Beziehung extrem romantisiert habe und den Wunsch nach einer heilen Familie nicht aufgeben wollte. 

Wie ging es Dir nach der Trennung?

Unmittelbar nach unserer Trennung hatte ich einfach nur Angst. Angst davor, es nicht alleine mit Kind zu schaffen. Angst davor, wie meine Tochter mit dem Ganzen zurecht kommt und Angst davor, mir einen komplett neuen Plan für die Zukunft machen zu müssen.

Natürlich war ich auch oft sehr traurig und bin es manchmal noch. Aber die Erleichterung, dass ich diesen Schritt gewagt habe, kommt immer mehr durch. Manchmal ist es wie auf einer Achterbahn. Ich weiß, dass ich mein Leben alleinerziehend schaffen kann. Doch dann gibt es wieder ein Tief und ich habe Ängste. 

Was empfindest du im Alltag als das Härteste für Dich als Alleinerziehende?

Das Härteste ist wohl die Erkenntnis, dass man nach einem anstrengenden Tag auch in der Nacht keine Pause hat. Es kommt halt nicht irgendwann der Papa nach Hause und übernimmt den zuckersüßen Satansbraten....

Wenn das Kind zum Beispiel nur getragen werden will oder einfach nicht einschläft, dann wäre ein weiteres Paar Hände schon toll. Meine Familie versucht mich zwar zu unterstützen, aber natürlich haben die auch alle ihr eigenes Leben und haben nur begrenzt Zeit. 

Was hast Du über Dich selbst in den letzten Monaten gelernt?

Eine Menge. Ich weiß jetzt, dass ich mit viel weniger Schlaf auskomme als ich jemals gedacht hätte. Und ich weiß, dass ich viel stärker bin als ich dachte. Ich habe meine Tochter ohne Schmerzmittel zu Welt gebracht und kann mich auch ohne ihren Vater um sie kümmern.

Wie verbringst Du nun Weihnachten?

Nach der Trennung bin ich mit meiner Tochter zu meinen Eltern gezogen, dort wohnen wir nun mit meinen zwei jüngeren Brüdern, zwei Hunden und einer Katze. An Heiligabend kommen dann meine kleine Schwester, ihr Mann und ihr Hund dazu, außerdem noch mein großer Bruder und meine Omi (mütterlicherseits). Eine große Runde also.

In den letzten Jahren gab es bei uns keine wirkliche Bescherung mehr, wir haben uns einfach zwischendurch mal eine Freude gemacht und wollten keine Geschenke erzwingen. Dieses Jahr aber wird es wieder ein richtig klassisches Weihnachten geben. Meine Tochter ist der erste Nachwuchs in der Familie und alle sind ganz aus dem Häuschen. 

Nach der Bescherung wird es ein üppiges, geselliges Abendessen geben, bei dem immer viel erzählt und gelacht wird. Und dann lassen wir den Abend ganz entspannt ausklingen.

Am 1. Weihnachtstag kommt uns dann noch mein Onkel mit seinen Kindern und meiner Oma (väterlicherseits) besuchen. Am 2. Weihnachtstag kriegt meine Tochter dann Besuch von ihrem Papa und die zwei feiern nochmal ein bisschen für sich.

Es werden bestimmt ein paar sehr turbulente Tage, aber ich freue mich schon so sehr und ich bin gespannt, wie mein Zwerglein damit zurecht kommt.

Welche Beziehung hast Du zu Deinen Omas und Deiner Mama?

Ich habe das Glück, noch beide Omas zu haben. Meine Oma mütterlicherseits ist 80 Jahre alt, extrem fit und wohnt im gleichen Ort wie meine Eltern. Durch unseren Umzug kann ich sie jetzt viel öfter sehen, was mich extrem freut.

Sie ist total vernarrt in ihre Urenkelin und wenn man sie lassen würde, würde sie meine Tochter mit Klamotten und Spielzeug überhäufen. Und selbst wenn sie oft sagt, dass sie bei den „modernen Problemen“ nicht helfen kann, ist sie dennoch immer bereit, mit mir spazieren zu gehen und den Buggy zu schieben.

Meine Mama ist definitiv die gute Fee der Familie und ich bewundere sie sehr. Sie hat selber fünf Kinder quasi alleine groß gezogen, da mein Vater beruflich leider nur an den Wochenenden zu Hause sein konnte. Ich kann mich an nicht viele Situationen erinnern, in denen sie sich beschwert hat, es wäre zu viel für sie.

Ich glaube ohne meine Mutter hätte ich dieses Jahr bei weitem nicht so gut überstanden. Sie war sogar schon im Kreißsaal als meine Doula dabei und hat mich bei der Geburt meiner Tochter unterstützt. Sie hat mir Kraft gegeben und mir geholfen, nach der Trennung wieder auf die Füße zu kommen. Und darüber hinaus hat sie immer einen Rat für mich, wenn ich mal mit meiner Kleinen nicht weiter weiß.

Ich bin ihr einfach unfassbar dankbar. Ich glaube, ich habe die beste Mama überhaupt!

Wie wichtig ist die erweiterte Familie für Alleinerziehende?

In der Schwangerschaft mit meiner Tochter wurde ich immer wieder mit diesem Spruch konfrontiert, dass es ein ganzes Dorf bräuchte, um ein Kind groß zu ziehen. Am Anfang fand ich das einfach nur ganz nett formuliert, aber spätestens nach meiner Trennung habe ich gemerkt, wie viel Wahres daran ist.

Natürlich kann ich auch hier wieder nur für mich sprechen und es gibt bestimmt etliche Alleinerziehende, denen es da ganz anders geht. Aber mir war meine Familie schon immer
unfassbar wichtig. Ich habe auch ein sehr enges Verhältnis zu meinen Geschwistern. 

Es gibt ja diesen wunderbaren Nestbau-Trieb, von dem die meisten werdenden Mamas irgendwann heimgesucht werden und ich glaube, dass sich das nicht nur darauf beschränkt, die Wohnung vorzubereiten - sondern, dass wir Frauen uns dann auch gerne mit Menschen umgeben, von denen wir Unterstützung erhalten und die auch irgendwann unser Baby schützen werden. 

Nach der Trennung war es auch für alle selbstverständlich, dass ich mit meiner Tochter wieder in unser Elternhaus zurück durfte (was ich allen sehr hoch anrechne, denn das Leben mit Baby ist ja auch nicht immer ganz stressfrei). Natürlich ist sie meine Tochter und ich bin verantwortlich -  so soll es ja auch sein.

Aber wenn ich mal wirklich an so einen Punkt komme, an dem ich nicht mehr kann, dann ist immer jemand da, der helfen kann. Und das tut so gut, auch wenn es nur mal eine kurze Umarmung und etwas Zuspruch ist.

So ein Netzwerk zu haben ist einfach wichtig für Alleinerziehende. Es muss nicht zwangsläufig die Familie sein, aber ich glaube wir brauchen einfach alle unser „Dorf“ - egal wie das aussehen mag. Und ich kann sagen, dass sich das Konzept eines Mehr-Generationen-Haushaltes für uns definitiv bewährt hat.

Ich bekomme Unterstützung und meine Familie kann die Entwicklung meiner Tochter so intensiv miterleben, wie es sonst kaum möglich gewesen wäre.

Was wünscht Du Dir für das neue Jahr?

Mein größter Wunsch für das nächste Jahr ist einfach etwas mehr Harmonie. In diesem Jahr sind die wundervollsten Dinge passiert, die ich je miterleben durfte - aber leider auch einiges, was mich extrem traurig gemacht hat. Nichts davon würde ich ändern wollen, aber etwas Entspannung und Ausgeglichenheit im nächsten Jahr wäre schön.

Ich hoffe, dass das nächste Jahr ein wirklicher Neuanfang für mich und meine Tochter wird. Dass ich den Grundstein für unsere Zukunft legen kann und ich mutig genug bin, um die entsprechenden Schritte zu gehen.

 

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Schulsorgen, Lesungen, Läuse, Urlaube: Lisas Jahresrückblick 2019

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Ihr Lieben, ich mag ja diese Jahresrückblicke im TV, leider hab ich in diesem Jahr bislang alle verpasst, irgendwie kriege ich es derzeit nicht hin, abends mal in Ruhe Fernsehen zu schauen und vielleicht beschreibt das dieses Jahresende auch ganz gut.

Ich habe noch kein einziges Geschenk – Moment, doch, das für meinen Mann hab ich (wir wollten uns in diesem Jahr nichts schenken, da kommen einem ja leider immer die besten Ideen).

Für alle anderen baue ich doch sehr aufs echte Christkind?!? Also falls du das hier liest vom Himmel aus… es gibt da ellenlange Wunschzettel in den Handys der Kinder… verdammt…

Das des Sohnes hatte ich gestern einkassiert, weil ich fand, dass man sich beim Zähneputzen durchaus auch mal auf die Zähne statt auf Youtube konzentrieren kann – und dann IST ES MIR INS KLO gefallen. Erst verschwand die Farbe auf einer Seite, dann ging es ganz aus. Ich schau also heute früh mal nach einem gebrauchten Ersatz, grrrrh.

Was war also los dieses Jahr?!

Im Januar und Februar schrieben Katharina und ich wie verrückt für unser Buch WOW MOM. Den Abgabetermin fürs Manuskript hatten wir extra auf den Tag vor Weiberfastnacht gelegt, damit ich dann so richtig ausgelassen Karneval feiern kann – und ES KLAPPTE.

Wir gaben sogar einen oder zwei Tage früher ab, um dem Erschöpfungszustand ein bisschen Raum zu geben, bevor ich ihn mit zum Schunkeln auf die Tanzfläche schleppte. WAR das ein Glücksgefühl!

Fertig war das Buch natürlich trotzdem noch nicht, wir feilten noch wochenlang am Layout, sortierten Illustrationen um, entwickelten eine Pressemitteilung, aber die inhaltliche Arbeit am Text – die war geschafft und wir waren sogar sehr glücklich damit ;-)

Im Januar kam noch ein Museumswochenende dazu, die Kinder bekamen Halbjahreszeugnisse und im Februar verbrachte ich ein Wochenende als Mitveranstalterin der blogfamiliär in Stuttgart. Zu Hause lösten sich gesundheitliche Sorgen eines Familienmitglieds, die uns als Grundrauschen immer begleitet hatten nach wochenlangem Bangen endlich in Luft aus, ein Verdacht konnte nicht bestätigt werden. Puh. Zum Glück!

Im März trafen wir uns mit dem Team der Blogfamilia in Berlin, am Tag vorher hatten Katharina und ich uns zum Fotoshooting fürs Buch verabredet. Mit MakeUp-Dame und Fotograf. Alles war organisiert, der Flug gebucht, dann wurde ich krank!

Ich hatte Fieber und wollte nur ins Bett – aber ich flog. Und erbrach nach dem Aussteigen aus dem Flieger in einen Flughafenmülleimer. JA, herzlichen Glückwunsch! DAS sieht man den Fotos vielleicht nicht an, aber mir ging´s ECHT übel. DANKE MakeUp-Artistin und Fotograf, was ihr da rausgeholt hast!!!

Ich erzähl euch das übrigens nicht, um Mitleid zu erhaschen. Ich erzähle euch das, weil das nach außen ja auch hier bei uns vielleicht mitunter ganz schön easypeasy aussieht. Ich will nur, dass ihr wisst. Ist es nicht! Wir haben als berufstätige Dreifachmamas einfach die gleichen Sorgen und Infekte wie ALLE anderen eben auch!

Im April gönnten wir uns eine Auszeit in unserer zweiten Heimat Mallorca. Herrlich unspektakuläre Ferien mit den Kindern. Im Mai wurde ich 37 und feierte sehr glücklich mit den besten Freunden ever. Am Wochenende drauf stand Mädels-Wellness an, ein Traum. Unsere Jungs verabschiedeten sich anschließend für eine Woche Klassenfahrt an der neuen Schule.

Die wiederum machte uns etwas Sorgen. Wir hatten bereits das Gespräch mit der Lehrerin gesucht, der Druck war hoch, wir hatten ja eh immer das Gefühl, dass die Einschulung mit 5 (die wir nicht freiwillig machten, sondern weil der Stichtag so blöd lag und immer noch liegt) zu früh gewesen war. Das letzte Halbjahr war durch Hausaufgaben und Klausurlernen ein sehr anstrengend-herausforderndes gewesen für die Mama-Sohn-Beziehung.

Mitte Mai war ich dann wieder in Berlin zur fünften Blogfamilia-Elternbloggerkonferenz– und zum 40. Geburtstag einer meiner besten Freundinnen. Eine Woche später erfüllte ich mir den einzigen Punkt, der auf meinen Jahresvorsätzen für 2019 gestanden hatte – und nahm zusammen mit einer Freundin an meinem ersten offiziellen Lauf teil.

Mit Startnummer und dem Gefühl, sterben zu müssen, wenn nicht gleich mal der Zieleinlauf kommt. Himmel! Ich kam dann sogar noch knapp unter die TopTen meiner Altersklasse. Unglaublich! Aber: never ever again, puh.

Wir verbrachten weiter viel Zeit auf dem Fußballplatz, die Jungs durften probetrainieren bei einem anderen Team und ich schrieb für viele unterschiedliche journalistische Auftraggeber. Mein Cousin heiratete. Dann noch einer. Wir haben eine riesige Familie und ich liebe es. Den Mai beendeten wir mit einem Wochenende Jugendherberge in Dorssel, was uns überraschend guttat. Großartig.

Im Juni lud uns der Verlag ein, mal ein Sektchen auf unser fertiges Buch zu trinken, das im nächsten Monat erscheinen würde. Das war sehr rührend, wie wir da empfangen wurden. Zurück bereitete sich dann das Töchterlein auf eine Wochen Klassenfahrt nach England vor.

Im Juli erreichte uns nach der Zeugniskonferenz dann ein Anruf der Lehrerin unserer Jungs, die nochmal mit allen Lehrern zusammengesessen hatte und uns riet, entweder die Schulform zu wechseln oder das Schuljahr zu wiederholen oder mit sehr viel mehr Unterstützung weiterzumachen. Es war Montag, am Freitag sollten die Sommerferien beginnen. Wir hatten 24 Stunden Zeit, uns zu entscheiden. Ihr könnt euch vorstellen, wie wenig wir schliefen.

Es war eine emotionale Achterbahnfahrt mit vielen Tränen. Wir entschieden uns für eine freiwillige Wiederholung. Die Jungs konnten noch einen schnellen Abschied mit ihren Freunden feiern, dann wurde sie ins Ungewisse entlassen, denn in welche Klasse sie kommen würden, mit welchen Kindern und welchen Lehrern – das stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.

Und nicht nur hier stand ein Wechsel an, sie würden auch die Fußballmannschaft wechseln. Auch hier ein Abschied nach vielen tollen Jahren. Auch hier ein Neu-Beginn mit neuen Kindern und Trainern. Was für eine Zeit!
Der Sommer sollte mir dann einen lang gehegten Traum erfüllen.

Ich hatte 1998 ein Schuljahr lang in einer Austauschfamilie in Kolumbien gelebt. War 1999 nochmal drei Monate in mein Traumland gefahren, diesmal zu einer anderen Familie. Hatte meine Gastschwester auch ein Jahr lang mit nach Deutschland genommen und war kurz vor den Kindern 2005, das letzte Mal dort gewesen.

Nun endlich wollte ich meiner Familie zeigen, was mich so sehr für mein Leben geprägt hatte. Mittlerweile lässt sich das Land, das früher für Koks, Kaffee und Kriminalität stand, sehr gut bereisen. Wir besuchten also herzerwärmend meine ehemalige Gastfamilie, fuhren dann weiter, sahen Wüste, Dschungel und Karibik. Zwei Wochen lang, mehr war nicht drin, aber es reichte, um mein Herz überlaufen zu lassen. Zwei Monate später starb mein Gastpapa. Ich hatte ihn nochmal drücken können. 

Ich stand auf einer Kakaoplantage in San Vicente del Chucurí, als am 24.7. unser Buch WOW MOM erschien. Am 24.7., weil es 24/7 suggeriert. Weil Mütter nun einmal 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche lang ansprechbar und im Einsatz sind.

Ich chattete mit Katharina, ich war aufgeregt, ich wäre gern näher dran gewesen. Dann erschien Katharinas Artikel zum Buch auf einer Doppelseite in der Bild am Sonntag und wir rutschten bei Amazon auf Platz 9 der Gesamtbestsellerränge. Es war unglaublich!

Unfassbar! Wir hätten nicht glücklicher sein können. Und wurden es doch, denn die Reaktionen der ersten Leserinnen bedeuteten uns VIEL mehr als irgendwelche Verkaufszahlen. Neulich schrieb uns eine Leserin, sie hätte schon beim Inhaltsverzeichnis weinen müssen, weil sie sich schon da so verstanden fühlte. Was kann es Schöneres geben?

Im August stand dann noch einmal eine Einschulungsfeier an. Ein schwerer Tag zwischen all den freudigen Gesichtern und bunten Luftballons. Aber der Tag eines Neubeginns, der uns unglaublich viel Last von den Schultern nahm und sehr nette und tolle neue Kinder in unser Leben spülte und verständnisvolle Lehrer und zu guter Letzt auch mal Erfolge. Wie schön das sein kann. Wie sehr das motivieren kann, wenn es einfach mal läuft!

Dann kamen Läuse. Baaaah. Fast geriet ich in ein Burnout, kein Witz. Jede Mama, die das schon durchhat: Mein größter Respekt!!! Ich bin schier durchgedreht und konnte an kaum etwas anderes denken. Aber das Leben musste ja weitergehen (höhöhö) und so stand die ERSTE Lesung aus WOW MOM an. Und dann auch noch ohne Katharina. Und dann auch noch in der Hebammenschule. Oh GOTT, war ich nervös.

Schließlich drehte auch noch 37 Grad einen Clip. Ende September dann unsere Premierenlesung, vor der ich mich am liebsten im Schrank versteckt hätte, weil ich ja wusste, welchen Ruf ich zu verlieren hätte. Da kamen Leserinnen von Stadt Land Mama, eine Lehrerin der Grundschule unserer Kinder, Fußballeltern, Freundinnen, Verwandte.

Und dann wurde es SO EIN UNVERGESSLICHER Abend – WOW! Die Zuhörerinnen weinten und lachten und in der kurzen Pause kam eine Schwangere zu uns, die uns das schönste Kompliment machte: „Wenn ihr so weitermacht, puller ich vor Lachen ein. Was waren wir beflügelt.“

Wir zogen mit dem Buch denn auch mit Rossmann auf die Babymessen – nach Berlin und nach München. Wer brauchte schon Urlaub in den Herbstferien! Pah! Dafür durften wir im November mit vier Frauen und all unseren Kindern in den Freizeitpark Efteling, was phänomenal war.

Im November durfte ich meinen persönlichen Lieblingsfeiertag, den 11.11. mal wieder mit der fast vollständigen BESTEN Truppe der Welt feiern, um zwei Tage später in München mal wieder eine blogfamiliär zu veranstalten. Das war dann doch durchaus anspruchsvoll, nachdem ich montags noch 25 Kilometer getanzt hatte ;-) Und leider starb im November auch unser geliebter Hund sehr plötzlich mit nur sieben Jahren... wie nah Euphorie und Trauer manchmal beieinander liegen...

Dazu kamen noch ein weiterer Vortrag an der Hebammenschule, einer bei den Social Moms und schließlich der Familienkongress von Jako-o in Bad Rodach, wo ich mit Alu von Großeköpfe zweimal 60 Minuten über „Eltern werden, Paar bleiben“ redete. Wenn ihr wüsstet, wie sehr ich mich geniere, vor größeren Menschenmengen zu reden… 2019 war echt ein Jahr des Muts und der Herausforderungen, denen ich mich stellen wollte.

Und so sind wir nun im Dezember angekommen und ich wundere mich nach all dem Aufgeschriebenen nun auch gar nicht mehr, dass ich noch keine Geschenke habe, so sehr wie sich das alles ballte in letzter Zeit.

Denn neben all dem haben wir ja auch noch hier bei Stadt Land Mama hinter den Kulissen an einem Relaunch gearbeitet, mit dem wir euch schon bald überraschen werden und zudem weiter fleißig publiziert und so viele Leser und Leserinnen erreicht wie nie zuvor. Dafür an dieser Stelle jetzt mal wieder ein riesiges DANKESCHÖN.

DANKE AN KATHARINA!
DANKE AN UNSERE UNTERSTÜTZENDEN KOLLEGINNEN
DANKE ALLEN, DIE ZU UNS BEI UNSEREM BUCH UNTERSTÜTZT HABEN
DANKE AN UNSERE FAMILIEN
DANKE AN EUCH LESERINNEN

Ohne euch wär alles nichts!
Auf ein neues, spannendes, tolles, gemeinsames Jahr!

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Freude und Trauer: Nach unserem Spätabbruch haben wir noch ein Kind bekommen

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Liebe Julia, Euer drittes Kind musstet Ihr in der 34. Woche gehen lassen, weil es schwer behindert war. Du hast uns schon einmal über den Spätabbruch berichtet. Das hat uns alle sehr berührt. Neun Monate später bist Du wieder schwanger geworden. Wie war diese Schwangerschaft für Dich? 

Im Rückblick waren wir vielleicht noch gar nicht bereit für eine neue Schwangerschaft. Die Trauer um unser drittes Kind war noch so dominant im Alltag. Aber wir konnten uns auch nicht anders entscheiden oder warten. Der Kinderwunsch war einfach riesig und die neun Monate zwischen den Schwangerschaften haben sich wie Ewigkeiten angefühlt.

Die Schwangerschaft war emotional ziemlich furchtbar, um ehrlich zu sein - hatte aber ein Happy End. Es war vor allem am Anfang das reinste Gefühlschaos. Vorsichtige Vorfreude auf der einen Seite. Auf der anderen war die Trauer noch so stark, die Sehnsucht nach unserem toten Baby so groß, dass das neue Baby oft hintenan stand.

Ich hatte ein schlechtes Gewissen deswegen, aber auch Angst, mich auf das vierte Kind zu freuen, weil dann ein erneuter Verlust ja umso schmerzhafter gewesen wäre.

Es stand im Raum, dass es sich bei all dem Drama um eine vererbbare genetische Erkrankung gehandelt hatte. Das konnte aber leider nicht abschließend geklärt werden. Uns wurde geraten, frühe und regelmäßige Ultraschallkontrollen machen zu lassen.

Den Herzfehler, den unser drittes Kind hatte, kann man bereits um die 12. Woche herum erkennen. Da war zum Glück alles gut, aber abschließend beruhigt waren wir nicht. Viele andere Symptome waren ja auch erst viel später aufgetreten.

Nach der Untersuchung und dem ersten Todestag, welcher nur zwei Tage danach war, ging es uns etwas besser. Richtige Vorfreude und ein klein wenig Vertrauen darauf, dass alles gut geht, stellte sich ein. Und dann habe ich in der 17. Schwangerschaftswoche Ringelröteln bekommen. Nicht Röteln, dagegen bin ich geimpft.

Ringelröteln sind eigentlich eine ziemlich harmlose Kinderkrankheit, nur für Ungeborene kann sie sehr gefährlich sein. Geht die Krankheit von der Mutter auf das Baby im Bauch über, kann das blutbildende System des Babys stark beeinträchtigt werden, was zu einer Blutarmut bis hin zum Tod führen kann.

Da man eine Blutarmut im Ultraschall erkennen kann, musste ich 2,5 Monate lang jede Woche in die Praxis für Pränataldiagnostik zur Kontrolle. Wäre was gewesen, hätte unser Baby Bluttransfusionen bekommen. In meinem Bauch, in die Nabelschnur, in den ersten Wochen nach der Diagnose möglicherweise direkt ins Herz. Dass das nicht gerade risikoarm ist, brauche ich wahrscheinlich nicht zu erwähnen.

Ihr hattet sicher wahsinnige Angst...

Ja, die hatten wir. Aber es war nie was auffällig und mit Spätfolgen ist glücklicherweise bei Ringelröteln nicht zu rechnen. Trotzdem war es natürlich sehr nervenaufreibend. Andererseits wurde unser Baby, wieder ein Junge, jede Woche komplett durchgecheckt, was mich im Hinblick auf mögliche andere Auffälligkeiten beruhigte und wir konnten ihn jede Woche auf dem riesigen Flachbildschirm im Untersuchungsraum bewundern.

Unsere Gefühle für das Baby wurden immer stärker und ich hatte kein so schlechtes Bauchgefühl wie in der Schwangerschaft zuvor. Trotzdem war auch die restliche Schwangerschaft nicht einfach. Ich hatte total Angst vor weiteren Infektionskrankheiten und war super ängstlich beim Essen und desinfizierte mir ständig die Hände.

Überall lauerten gefühlt Gefahren, ein Happy End einer Schwangerschaft schien mir fast ein außergewöhnlicher Glücksfall zu sein. Vor allem die Zeit zwischen der 31.-34. Woche, die letzten grauenhaften Wochen der dritten Schwangerschaft, waren furchtbar. Alle Erinnerungen waren sehr präsent und die irrationale Angst riesig.

Kann man überhaupt noch "guter Hoffnung" sein, wenn man das durchgemacht hat, was Ihr durchgemacht habt?

So richtig haben wir das erst in den letzten Wochen der Schwangerschaft geschafft. Die Ringelröteln haben da mit Sicherheit aber auch nicht geholfen. Nachdem das ausgestanden war und nach der großen Krisenzeit der letzten Schwangerschaft wurde es deutlich besser. Wir waren in der 35. Woche ein letztes Mal zur Kontrolle und alles war gut.

Die Bewegungen waren normal und unser Baby reagierte zuverlässig, wenn man es anstupste. Das hatte unser Drittes nie gemacht, was uns aber erst im Nachhinein als ungewöhnlich aufgefallen ist. Ich habe ihn wahrscheinlich x-fach geweckt, weil ich auf seinen Füßen rumgedrückt habe um zu testen, ob er lebt. Mittlerweile hat er sich dafür mehr als revanchiert, was das Wecken angeht.

Erzähl uns doch bitte von der Geburt Eures vierten  Kindes...

Ich habe in einem wundervollen Geburtshaus mit wundervollen Hebammen entbunden. Es war ja die vierte Geburt in sechs Jahren und sie ging wahnsinnig schnell. Fast zu schnell, es war wenig Zeit mich in der Situation einzufinden - tatsächlich und emotional.

Wir waren nur 20 Minuten im Geburtshaus, bevor er da war. Ein Stau mehr und er wäre im Auto gekommen. So war aber glücklicherweise kaum Zeit für Ängste. Die Hebammen waren toll. Ich durfte einfach ich sein, vor, während und nach der Geburt. Mein Mann war auch super und hat mich bestens unterstützt, auch auf der doch eher unangenehmen Fahrt ins Geburtshaus.

Nach der Geburt hat unser Baby sofort geschrien. Es gab natürlich keinerlei Hinweis, dass es anders sein könnte, sonst wären wir ja nicht im Geburtshaus gewesen. Aber irgendwie hat es mich in der Situation doch total geflasht. Ich habe auch mehrfach laut ausgerufen "Er schreit. Er schreit."

Wir waren überglücklich ihn lebendig im Arm zu halten und haben mit den Hebammen mit Sekt und Keksen gefeiert.

Nach wenigen Stunden sind wir nach Hause, wo unsere Großen ähnlich reagierten wie wir. Unser Sohn sagte immer wieder: "Der ist auf jeden Fall echt und lebendig." Beide Kinder waren augenblicklich schockverliebt und unser Baby konnte sich vor Liebe kaum retten.

Wie fühlt sich das Leben jetzt zu fünft an?

Die Zeit nach der Geburt war wunderschön und super schwer zugleich. Ich war auf Wolke Sieben, aber gleichzeitig hat uns all das Glück nochmal vorgeführt, was wir beim letzten Mal nicht haben konnten. Das und sicherlich auch der Hormoncocktail des Wochenbetts haben mich nochmal sehr stark aufgewühlt.

Nach dem Wochenbett ist das Leben dann endgültig irgendwie wieder leichter geworden. Wir genießen unser Baby bzw. mittlerweile Kleinkind (schon 14 Monate alt, der kleine Mann) so sehr und natürlich auch die großen Kinder und unser Familienleben.

Wir sind dankbar dafür, drei gesunde Kinder zu haben und trotzdem fehlt jemand. Im Alltag ist es bei uns wie bei den meisten Familien, nehme ich an. Schön und anstrengend zugleich.

Wie präsent ist Euer kleiner Junge, den Ihr gehen lassen musstet, in Eurem Alltag? 

Wir vermissen unser drittes Kind sehr, es ist sicherlich noch kein Tag vergangen, an dem ich nicht mehrfach an ihn gedacht habe. Unsere Familie fühlt sich einfach unvollständig an und das wird wohl auch immer so bleiben. Unser Baby hat einen festen Platz in unseren Herzen, wird nie vergessen sein und für immer geliebt werden.

Wir haben Fotos von ihm an unterschiedlichen Stellen der Wohnung wie von seinen Geschwistern auch, aber keine explizite Gedenkecke. Dafür haben wir das Grab schön gestaltet und besuchen es regelmäßig, wenn auch längst nicht mehr so oft wie am Anfang.

Die Trauer wird nie verschwinden, aber sie darf unser Leben nicht vollkommen steuern. Wir tabuisieren nicht, versuchen das Thema aber nicht zu dominant sein zu lassen. Die lebenden Kinder und auch wir haben das Anrecht darauf, dass es auch Leichtigkeit gibt.

Gleichzeitig nehmen wir uns immer wieder bewusst Zeit für das Thema und unsere Trauer und die der Kinder. Wir richten dann gemeinsam das Grab her oder sprechen einfach darüber. Wir bleiben dabei so nahe an der ganzen Wahrheit wie es das Alter unserer Kinder eben zulässt.

Habt Ihr Euch professionelle Hilfe nach dem Tod geholt oder wie habt ihr den Verlust verarbeitet?

Wir hatten am Anfang unsere Hebamme, die immer da war. Die Gespräche mit ihr waren toll. Ich war dann zweimal bei einer Psychologin, die auf das Thema rund um Traumata in Schwangerschaft/Geburt/vorzeitigen Kindsverlust spezialisiert ist, aber ich fand sie furchtbar. Im Nachhinein gesehen hat sie eigentlich schlaue Dinge gesagt. Die Chemie zwischen uns hat einfach nicht gestimmt.

Nach einer Weile war ich dann einige Monate lang wöchentlich bei einer anderen Psychologin. Mein Mann war auch bei einem Psychologen. Es war gut, Raum für das Thema zu haben, wir hatten nämlich das Gefühl, dem Großteil unserer Umwelt mit dem Thema zur Last zu fallen oder zu nerven und dabei mussten wir einfach darüber sprechen.

Es hat auch geholfen zu erfahren, dass die ein oder andere Macke, die wir davon getragen haben, sich sehr gut erklären lässt. Die Therapie wurde aber nach einer Weile nicht weiter von der Krankenkasse übernommen und ich hatte auch das Gefühl da nicht richtig weiter zukommen und so habe ich es gelassen.

Unser großer Sohn war auch bei einer Kinderpsychologin, die aber auch für Erwachsenen-Traumatherapie ausgebildet ist und wir Eltern haben auch jeweils ein paar Stunden mit ihr gemacht. Bei mir hat sie es mit der EMDR Methode probiert, was mir zu meiner eigenen Verwunderung in wenigen Stunden gut geholfen hat.

Ansonsten haben mein Mann und ich sehr viel darüber gesprochen und machen das immer noch häufig. Ich habe auch viel darüber aufgeschrieben, ein Fotoalbum gestaltet, mich auf Internetseiten zu dem Thema rumgetrieben und dort Anschluss zu anderen mit ähnlichem Schicksal gesucht.

Leider gibt es quasi keine Angebote für Leute speziell nach einem Spätabbruch, aber unzählige Foren/Gruppen für verwaiste Babyeltern. Das war allerdings nicht so richtig meines, da sehr viele Betroffene sich stark auf Religion oder große Spiritualität in ihrem Umgang mit der Trauer stützen.

Ich will das nicht schlecht reden, aber ich persönlich kann damit nicht so viel anfangen und entsprechend keinen Trost daraus ziehen.

Was machst Du, wenn die Trauer über den Verlust an manchen Tagen übermächtig wird?

Das passiert mittlerweile eigentlich nur noch dann, wenn es auch sein darf. Ich schiebe das mit Ablenkung und Alltagsstress so lang von mir weg, bis Zeit dafür ist, dass ich ausfalle. Dann gibt es schon Tage, wo ich nur heulend im Bett liege und gar nichts schaffe. Das ist zum Glück selten geworden.

Oft hilft es mir, wenn ich eben nicht auf den totalen Zusammenbruch warte bzw. warten muss, sondern mir, wenn alles hochkommt, ganz bewusst Zeit für mich und das Thema nehme und z.B. in Ruhe das Fotoalbum anschaue und alle Gefühle zulasse. Oder Inliner fahren gehe und dabei die Lieder anhöre, die wir bei der Beerdigung gehört haben.

Oder einfach alleine an den Friedhof um dort in Ruhe zu weinen. Dann geht es meistens relativ schnell wieder besser.

Wie hat sich Eure Partnerschaft durch den Verlust verändert?

Sie ist stärker geworden. Wir wissen, dass wir uns auch in Extremsituationen aufeinander verlassen können und aufeinander Rücksicht nehmen können ohne dabei selbst unterzugehen. Wir kennen die Schwachpunkte und Ängste des jeweils anderen und können uns meistens sehr gut unterstützen.

Ich kann mir nichts vorstellen, was uns auseinander bringen könnte und bin dankbar um unsere tolle Beziehung, die wir auch sehr bewusst pflegen, in dem wir einen großen Teil der Abende zuhause gemeinsam und ohne Fernseher verbringen.

Was möchtest Du Eltern, die in einer ähnlichen Situation sind wie ihr damals, sagen?

Ich möchte sagen: Es tut mir leid, was du gerade durchleben musst. Es ist unfassbar traurig und gemein, wenn einen sowas trifft. Mach Dinge, die dir gut tun und umgib dich mit Menschen, die dir gut tun. Sprich darüber, wenn dir danach ist, ohne dir zuviel Gedanken zu machen, ob es dein Gegenüber traurig macht. Du bist nicht dafür verantwortlich in dieser Situation zu trösten.

Die Trauer und auch die Schuldgefühle (wenn man welche hat) werden irgendwann besser auszuhalten und das Leben wieder leichter. Vielleicht nicht so wie vorher, aber trotzdem wieder schön. Es dauert und man muss einfach akzeptieren, dass man nicht alles beeinflussen kann, es keine Antwort auf das 'Warum?' gibt und auch, dass so eine Erfahrung bleibende Spuren hinterlässt.

Ich denke, es ist sinnvoll sich professionelle Hilfe zur Verarbeitung zu holen. Gerade wenn die Schuldgefühle stark sind, kann das die Trauer noch viel komplizierter machen und es ist nicht leicht da alleine rauszukommen.

---ZUM WEITERLESEN: Hier erzählt Julia von ihrer dritten Schwangerschaft, die in einem Spätabbruch endete

 

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Weihnachten ohne dich: Wie sehr wir unseren Papa vermissen...

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Die Weihnachtszeit im letzten Jahr war für Kathrin kaum auszuhalten. Sie gehörte zu den Menschen, die Weihnachten lieben. Die Lichter, das Aufwärmen nach dem Frieren, der dicke Pulli, der alles so gemütlich macht. Die Familie…

Ja, die Familie. Die macht es grad so schwer. Denn einer fehlt. Kathrin war noch recht frisch mit ihrem zweiten Kind schwanger, als eine Kollegin ihres Mannes sie anruft. Er habe einen epileptischen Anfall gehabt. Auf der Arbeit. Er sei jetzt in der Klinik. Kathrin fährt sofort hin.

Ihr Mann kommt zu Bewusstsein als sie an seinem Bett steht, er redet unzusammenhängende Sätze. „Das hat mir dann wirklich Angst gemacht“, sagt sie. In seinem Kopf wurde etwas entdeckt, das da nicht hingehört. Bitte nicht! Es muss kein Krebs sein, aber wir müssen ihn operieren…

Acht Tage später liegt er im OP. Ihre große Liebe. Der Papa ihrer Kinder. Der Plan war doch ein anderer gewesen! Kathrin sorgt sich, ihr Baby vor lauter Sorge um ihren Mann zu verlieren. Ihr Wunschkind. Sie hatte schon einmal eine Fehlgeburt erlitten. Bitte nicht! Vielleicht würde sie nie wieder ein Kind von ihm bekommen können…

Würde sie das allein mit zwei Kindern hinbekommen, falls es doch Krebs sein sollte?

Es ist Krebs.

Ein unheilbarer Hirntumor. Ihr Mann braucht eine Chemotherapie und eine Bestrahlung. Als er davon erzählt, ist er zuversichtlich. Hey, es gibt Menschen, die damit noch 15 bis 20 Jahre gut gelebt haben. Nur 15 bis 20 Jahre? Kathrin reißt es den Boden unter den Füßen weg. Das war doch nicht der Plan!

Dann googelt sie. Und liest, dass diese Form des Tumors wohl eher anderes zu bedeuten hat. Sie liest von geringen Überlebenschancen, von einer Lebenserwartung von wenigen Monaten. Das darf doch alles nicht wahr sein. Bitte lass es ihn bis zur Geburt schaffen.

Als Kathrin und ihr Mann sich kennenlernen, liegt es vor allem an ihm, Überzeugungsarbeit zu leisten. Er, ein Kitesurfer, der das Leben liebt, sich wohlfühlt, wenn er unterwegs und auf Achse ist.

Irgendwann macht es auch bei Kathrin Klick und sie verlieben sich nicht nur, sie werden auch beste Freunde. Sie können sich alles erzählen. Sie schwimmen auf einer Wellenlänge. Niemand muss sich für den anderen verstellen. Für Kathrin wird er zum Traummann.

Dann kommt ihr Sohn und der Papa kann gar nicht genug kriegen von ihm. Kommt jetzt endlich aus der Klinik nach Hause, sagt er nach der Geburt, ich will ihn um mich haben… er lässt kaum ab von dem Kleinen, so vernarrt ist er. Er trägt, schuckelt, kuschelt sein Söhnchen.

Die Elternzeit verbringen sie in Australien. Sieben Wochen gemeinsam im Camper. Sightseeing, Kitesurfen, Wind, Wellen, Windeln wechseln. Eine intensive Zeit! Wir haben unsere Zeit genutzt…

Kathrin wird wieder schwanger. Verliert das Kind. Doch es klappt nochmal. Sie haben gerade von dem Baby erfahren. Dann kommt die Diagnose, die alles verändert.

Er schafft es bis zur Geburt! Die Schwangerschaft war unauffällig gewesen, lief einfach nebenher. Kathrin weckt ihn, als die ersten Wehen kommen. Es ist 4 Uhr am Morgen. Um 5 Uhr nimmt er seine Chemotablette. Um 6 Uhr fahren sie gemeinsam in die Klinik. Er denkt sogar noch an Essen, denn ohne Essen schlägt ihm die Chemo auf den Magen.

Er ist da für sie. Ist Kathrin eine „Megastütze“. Er mischt sich nicht ein, aber seine Anwesenheit tut ihr gut. Sie bekommen ein kleines Mädchen. Hallo Papa, hallo Mama.

Sie ist 14 Monate alt, als sie „Tschüss, Papa“ sagen muss.

Kathrin stillt die Kleine noch, als sie für seine letzten zehn Tage zu ihm ins Hospiz zieht. Es ist Dezember, bald ist Heiligabend. Es ist kaum auszuhalten. Ihre Kleine braucht sie. Ihr Großer braucht sie. Die Großeltern geben alles, für sie da zu sein. Aber sie braucht diesen Abschied, braucht die letzte gemeinsame Zeit mit ihrem Mann. Am Ende ist es auch eine Erlösung. 

Der Papa ist tot. Fünf Tage nach Weihnachten.

Das war nicht der Plan. Sechs wundervolle Jahre. Erinnerungen für immer.

Die Liebe bleibt.

Zwei Jahre ist das jetzt her. Die Weihnachtszeit ist immer noch furchtbar, aber sie kann sie aushalten. Kathrin versucht, alles mitzumachen – für die Kinder. Sie hat die Wohnung geschmückt, war sogar auf dem Weihnachtsmarkt.

Die letzten Monate waren schlimm. Zwei Monate hat sie mit den Kindern in einer psychosomatischen Klinik verbracht, weil sie irgendwann merkte, dass es so nicht weitergehen kann. Trauer ist anstrengend. Trauer erschöpft. Selbst das Weinen wurde ihr zu anstrengend. Darum hatte Kathrin sie viel zu oft weggeschoben. Vor sich hergekehrt. Sie fürchtete, sonst komplett zusammenzubrechen.

Mittlerweile weiß sie: Der Weg durch die Trauer führt nur mittendurch.

Ihr Sohn erzählt oft, dass sein Papa jetzt im Himmel wohnt. Er weint. Ist auch mal überfordert mit seinen Gefühlen, hat große Stimmungsschwankungen. Auch die Kleine weint ab und zu nach Papa. Sie reden viel über ihn. Oh, das hast du vom Papa, sagt Kathrin oft. Sie erzählt ihnen Geschichten von ihm, sie schauen sich Fotos von früher an.

Auch Kathrin hat sich verändert. Freundschaften haben sich gewandelt. Kathrin will nicht erklären müssen, warum sie noch immer trauert. Es strengt sie an, sich zu rechtfertigen.

Sie kann nicht folgen, wenn sich jemand über einen zu lauten Kühlschrank beschwert oder jemand sagt, er sei ja auch quasi alleinerziehend, weil der Mann ja viel arbeite. Ihre Sorgen sind einfach essentieller.

Früher fühlte sie sich innerlich so stark, da will sie gern wieder hin. Sie hat sogar wieder mit ein bisschen Sport angefangen. Alles in ihrem Tempo. Und es kamen ja auch neue Freunde hinzu. Liebe Menschen, die sie in der Klinik kennenlernte und die am Wochenende bei ihr vorbeikommen.

Außerdem hat die Familie ein neues Mitglied, ein rotes Kätzchen, das allen sooo guttut. Und das an Weihnachten natürlich nicht allein sein soll, weshalb sie zum ersten Mal den Heiligabend mit ihren Eltern bei ihr feiern. Mit vegetarischen Würstchen und Kartoffelsalat und ein paar Geschenken für die Kinder. Sie will sie einfach nur glücklich sehen, das wäre ihr größter Wunsch.

Und ganz vielleicht schafft sie es in diesen Tagen auch, das Video mal ganz zu schauen, dass sie ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes auf seinem Rechner im „Papierkorb“ fand. Ein Video, auf dem er Abschied nimmt von seiner Tochter, die ihn gar nicht richtig kennenlernen konnte.

Er hat sich also doch mit seinem Tod auseinandergesetzt. Mehr als das eine Mal, als sie über eine mögliche Beerdigung sprachen. Sein Wunsch war keine Erdbestattung gewesen. Und den konnten sie ihm erfüllen. Sie verabschiedeten ihn auf See. Bei Wind und Wasser, das waren schließlich seine Elemente.

Vom Video hat Kathrin bislang nur die ersten vier Minuten geschafft.

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Wenn ihr mehr über diese wunderbare Familie erfahren mögt, wir können euch ihren Instagramkanal fridolinundpippilotta sehr ans Herz legen.

 

Tags: Trauer, Abschied, Gesundheit, Krebs, Witwe, Kinder, Familie, Zusammenhalt0Landleben

Was unser erstes Weihnachten als Familie so besonders macht

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Liebe Beke, erzähl bitte erstmal was über Eure Familie!

Zu meiner Familie gehört mein Mann Thies (33Jahre alt) und mein Sohn Keno, der nun schon bald 3 Monate alt ist und ich (32 Jahre). Thies und ich kommen beide aus der Lüneburger Heide und kennen uns schon seit Schulzeiten. Mittlerweile sind wir seit 11 Jahren zusammen und 4 Jahre verheiratet.

Nach dem Studium bin ich ein paar Monate nach Chile gegangen an und habe dort an einer deutschen Schule gearbeitet. Danach hat es mich zum Referendariat nach Hamburg verschlagen und dort habe ich dann noch weitere 5 Jahre an einer Grundschule gearbeitet. Dann verspürten Thies und ich den Wunsch wieder ländlicher zu wohnen und seit über 1 Jahr sind wir nun wieder in unserem Heimatort. Dort arbeitet Thies nun 10 Minuten fußläufig von unser Wohnung entfernt, was ein enormer Vorteil ist (im Gegensatz zu seinem früheren Arbeitsweg in Hamburg). Ich habe ein Schuljahr an einer Grundschule im Nachbarort verbracht, bevor ich in Mutterschutz bzw.Elternzeit gegangen bin.

Euer kleiner Keno Valentin ist am 3. Oktober geboren - Glückwünsch! Wie hast du die Schwangerschaft und Geburt erlebt?

In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft war ich sehr aufgeregt, wollte einfach, dass die erste kritische Zeit vorbei ist. Das zweite Trimester war schön, mir war nicht schlecht, ich konnte viel machen. Gegen Ende wurde es natürlich anstrengender und ich hatte ordentlich Rückenschmerzen. 

Über die Geburt hatte ich mir vorher viele Gedanken gemacht und war auch ein bisschen ängstlich. Nach dem Geburtsvorbereitungskurs wurde aus der Angst dann eher Respekt. Keno kam genau 1 Woche zu früh, womit ich nicht gerechnet hatte. Die Geburt hat acht Stunden gedauert, war natürlich sehr schmerzhaft, aber ohne Komplikationen, so dass ich sehr positiv auf diese Erfahrung schauen kann. 

Was für ein Kerlchen ist denn der kleine Keno?

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das schon so schnell sagen kann, aber insgesamt ist Keno gefühlt ein "ganz oder gar nicht Typ". Es dauert, bis er schläft - aber wenn er es dann tut, dann schläft er auch wirklich. Oft kann es ihm bei den Mahlzeiten nicht schnell genug gehen, dann ist richtig Alarm. Er ist auch sehr verkuschelt und gerne auf unserem Bauch. Insgesamt ist er ein sehr zufriedenes Kerlchen (wenn nicht gerade ein Wachstumsschub ansteht) und gluckst und "erzählt" mittlerweile schon recht viel.

Ist Keno denn eher ein Tragebaby oder liebt er den Kinderwagen?

Von Anfang liebte Keno Körperkontakt. Er schläft noch oft auf unserem Bauch oder liebt es in der Wohnung umher getragen zu werden, um zur Ruhe zu kommen. Aber im Kinderwagen an der frischen Luft fühlt Keno sich ebenso wohl und durch das "Schuckeln" kommt er draußen oft schnell in den Schlaf. Von daher ist er weder ein reines Trage- oder Kinderwagenbaby, er findet beides -nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten- gut.

Ihr durftet ja nun das Didymos Tragetuch testen - wie gefällt es Euch?

Da Keno mittlerweile aber ja auch immer schwerer wird, haben wir uns nach einer Unterstützung umgesehen. Die Trage hilft uns beiden, dass Keno weiterhin seinen direkten Kontakt hat, aber der "Träger " nun selbst auch nicht mehr sooo unflexibel und unorthopädisch unterwegs ist!

Am Anfang mussten wir genau gucken, wie das Tragetuch funktioniert. Dank der einzelnen Fotos in der Anleitung konnten wir uns alles genau anschauen.  Dann haben wir erstmal 2 Stoffteddybären als Test genommen. Somit hatten Thies und ich ein Gefühl entwickelt, wie es funktioniert. Das war auch gut so. Unsere Hebamme meinte auch, dass wir uns nicht wundern sollen,  wenn Keno beim 1.Versuch skeptisch reagiert, er kennt das ja auch noch nicht. Bei den nächsten Versuchen war es auch schon deutlich einfacher, auch für uns, und er schlief an meiner Brust ein und ich hatte beide Hände frei! Das war dann natürlich praktisch für mich, sodass ich etwas flexibler unterwegs sein konnte!

Ihr seid ja wirklich noch ganz frischgebackene Eltern - was hat dich am meisten umgehauen zum Thema Mutter-sein?

Dieser krasse Beschützer-Instinkt, ich hatte sogar bei der U2 Herzklopfen, als die Ärztin ihn untersuchte. Außerdem konnte ich in den ersten Nächten ksum schlafen, weil ich bei jedem Baby-Geräusch senkrecht im Bett saß - dabei hatte ich vorher einen tiefen Schlaf. Ach ja - das Thema Schaf generell. Ich wusste zwar, dass es anders wird, aber dass mich der Schlafmangel so heftig trifft, das hätte ich nicht gedacht...

Wie hat Eure Partnerschaft sich in den letzten Wochen verändert?

Auch wenn wir uns nun schon sooo lange kennen und wussten, dass es eine Umstellung wird, war anfangs alles ungewohnt uns stressig. Wir spüren aber auch eine noch engere Verbindung durch eas gemeinsame Kind. Aber plötzlich müssen wir uns viel genauer absprechen, uns aufteilen, Dinge erklären - die Spontantität ist erst mal dahin. Wir versuchen, einander auch mal Auszeiten zu geben und dass einer immer Schlaf nachholen kann. 

Wir waren vorher schon ein gutes Team, aber ich finde, wir sind jetzt nach den ersten Wochen des "Zusammenfindens" noch enger geworden. 

Wie habt Ihr denn bisher immer Weihnachten gefeiert?

Da Thies und ich aus der gleichen Ecke kommen ist es schon mal einfacher, da wir uns nicht für eine "Region" zum Feiern entscheiden müssen. Früher haben wir Heiligabend immer jeder bei einer Familie gefeiert und sind dann an den Feiertagen abwechselnd zu der anderen Familie. Im ersten Jahr als wir verheiratet waren, haben wir dann Heiligabend in Hamburg verbracht. Ein Jahr sind wir Heiligabend gemeinsam zu insgesamt drei verschiedenen Familientreffen gefahren und dann wieder nach Hamburg zurück,um dann dort direkt am 1.Weihnachtstag "in Ruhe" zu sein. Letztes Jahr haben uns am 2. Weihnachtstag Freunde mit ihrer Tochter zum Frühstück besucht, das war auch sehr schön. Somit haben wir nun schon einige Varianten für uns getestet.

Und wie wird dieses Jahr gefeiert?

Dieses Jahr werden wir Weihnachten am Heiligabend entspannt zu Dritt bleiben. Am ersten Weihnachtstag geht es zu meiner Family und am zweiten zu Thies Familie.

Hat sich deine Einstellung zu Weihnachten durch Keno verändert?

Ich fand vorher schon, dass Weihnachten eine besinnliche Zeit ist, in der das Zusammensein, fernab des Alltags, genossen werden kann. Aber gerade in Bezug auf das Baby finde ich, dass weniger mehr ist: Ob es jetzt nun Geschenke oder Familienbesuche geht. Thies und ich haben eine Kleinigkeit für Keno zu Weihnachten und finden das völlig ausreichend. Und mit einem so kleinem Baby sind wir lieber in Ruhe an einem Weihnachtstag für eine gewisse Zeit bei einer Familie, anstatt uns - und vor allem Keno - zu viel Weihnachtsstress zu zumuten.

Ich bin schon sehr gespannt, wie Weihnachten wird. Man kann ja viel planen - aber alle Eltern wissen, dass es manchmal ganz anders kommen kann. Kinder sind eben kleine Wundertüten. 

Thema Pflege von Babyhaut - was ist Dir da wichtig?

Schon in der Schwangerschaft habe ich mir ein paar Produkte angeschaut, Proben 'gesammelt' und später ein paar Empfehlungen von der Hebamme bekommen. Generell bin ich selber kein Fan von zu starken Düften und Babies ja bekanntermaßen auch. Von daher bin ich immer froh, wenn ich ein Pflegeprodukt besitze, dass relativ natürlich ist und "keine Chemiekeule" ist.

Jetzt habt Ihr von uns die WaterWipes Feuchttücher zum Testen bekommen. Was denkt Ihr über die Feuchttücher?

Also in dem Säuglingspflegekurs, den wir in der Schwangerschaft besucht haben, wurde uns von der Hebamme empfohlen im Idealfall nur Waschlappen und reines Wasser zu benutzen, um den Babypo zu reinigen. Gerade am Anfang haben wir das auch oft gemacht, ABER in der Realität mit vielen Windeln pro Tag ist es für uns ehrlich gesagt praktisch nicht immer umsetzbar gewesen.

Von daher sind die WaterWipes Feuchttücher für uns ideal, da sie zu 99,9% aus Wasser bestehen und direkt anwendbar sind, gerade wenn es (bei einigen Maleuren) schnell gehen muss! Besonders gut gefällt mir die kleinere Packung für unterwegs,  die bei uns im Wickelrucksack fix gleich zweimal verstaut wurde!

WaterWipes hat die Initiative #elternsein ins Leben gerufen ,in der es darum geht, offener und ehrlicher über das Elternsein zu berichten. Erzähl uns doch mal von Eurem letzten Chaos-Erlebnis!

#elternsein...Oh da muss ich ehrlich gesagt nicht so lange überlegen. Kaffee ist in der Wichtigkeit bei mir nach einer kurzen Nacht nochmal deutlich angestiegen ! Wir bereiten abends in der Küche unsere Kaffeebecher schon mit Handfilter und Kaffeefilterpapier vor, sodass morgens nur noch einer von uns das Pulver und heißes Wasser aufgießt. Aber so verpennt wie ich war, hab ich neulich statt nach dem Kaffeepulver zum Milchpulver gegriffen, es automatisch in der Kaffeefilter munter mit dem Löffel reingegeben. Beim Wasser aufgießen hab ich es dann noch bemerkt. Manno man, zum Glück war es nicht anders herum...

1Interviews

FROHE WEIHNACHTEN 2019, IHR LIEBEN!

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Ihr Lieben, heute ist Heiligabend. Ein besonderer Tag für uns und für viele in diesem Land.

In einer Welt, die immer komplexer wird und in der alles individueller und einzigartiger wird, besinnen wir uns in diesen Tagen noch einmal auf das Wesentliche. Auf die Familie. Oder auf Menschen, die uns wichtig sind, denn Familie, das müssen ja nicht zwingend Verwandte sein.

Ist das nicht schön, dieses Gefühl des Gemeinsamen?

Als in unserer Kindheit noch „Wetten Dass…“ lief und am nächsten Morgen alle bei den Wetten mitreden konnten. Wenn Fußballweltmeisterschaft ist und man auch da weiß, dass da dieses Gemeinschaftsgefühl ist, dass es kaum jemanden egal ist, dass alle irgendwie nicht dran vorbeikommen.

Weihnachten ist genau so eine Zeit. 

Heute ist Heiligabend. Ein besonderer Tag. Egal wo oder mit wem wir diesen begehen. Er ist aufgeladen, dieser Tag, manchmal sogar konfliktreich. Oder traurig, weil jemand fehlt. Immer aber besonders.
Weil wir zu uns kommen. Weil wir uns auf das besinnen, was wir haben oder nicht haben. Weil wir unseren Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen freien Lauf lassen.  
WIR WÜNSCHEN EUCH, dass ihr diese Momente nehmt, wie sie kommen.

WIR WÜNSCHEN EUCH UND EUREN FAMILIEN EIN HERZENS-FEST.

FROHE WEIHNACHTEN, Ihr Lieben!

Eure Lisa&Katharina

Tags: Weihnachten, Feste, Rituale, Kinder, Mama, Verwandtschaft, Ferien0Landleben

Tagebuch meiner Uroma von 1919: Witze und drollige Einfälle aus der Kinderzeit

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Ihr Lieben, ich wohne ja in dem Haus, das bereits meine Urgroßeltern – damals noch als Bauernhof – kauften und schließlich umbauten. Irgendwann zog mein Großvater mit Familie hier ein und später kamen auch wir alle dazu.

In meiner Kindheit lebten links im Haus meine Tante und mein Onkel mit zwei Kindern, daneben meine Großeltern, in der Wohnung weiter Tanze und Onkel mit drei Kindern und den Abschluss machten dann wir. Die Türen waren nie abgeschlossen. Jeder konnte zu jedem rüber, wann er wollte.

Über dem alten Kuhstall existierte ein Familienarchiv, eine Art Museum mit etlichen Dingen meiner Urahnen. An der schrägen Holzwand hing unser Stammbaum, hinter einer Ecke lag eine riesige Bibel mit Holzwurm-Löchern im Umschlag, die so schwer war, dass wir Kinder sie nicht hochheben konnten.

Ganz besonders erinnere ich eine rote 70er-Jahre-Lampe, deren Knopf man immer zweimal drücken musste, damit sie anging. Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Knopf gedrückt habe ;-)

Einige der Schätze, die in diesem Familienarchiv aufbewahrt wurden, landeten im Stadtarchiv, ja, leider in dem Stadtarchiv von Köln, das dann einstürzte, so dass der Großteil unserer Familiengeschichte Verschütt ging.

Aber ein paar wenige Schätze haben wir eben doch noch – und nun tauchte doch tatsächlich ein Büchlein mit goldenem Seitenrand und vergilbten Seiten auf, in dem meine Uroma die Lustigkeiten ihrer vier Kinder – darunter mein Opa Fritz – festhielt.

Wenn also noch irgendwer von euch denkt, früher sei alles besser gewesen und die Kinder disziplinierter, dann lehne der sich jetzt bitte mal zurück. Denn Kinder haben auch 1919 schon Flausen im Kopf gehabt…

Das Buch ist überschrieben mit: Witze und drollige Einfälle aus der Kinderzeit von Hilde, Doris, Fritz, Margarete.

„Hilde, Doris und Fritzchen wurden im Oktober 1918 photographiert. Das 4monatealte Jüngelchen sah im langen Tragkleid sehr staats aus. Kurz vor der Abfahrt zum Photographen musste Hilde ein neues Schnürband für ihre Schuhe haben, währenddessen beaufsichtigte Doris das Brüderchen. Wir wunderten uns über die Stille, die zwischen Bruder und Schwester herrschte, aber plötzlich – oh Entsetzen! – sah man man den verschlissenen, schmutzigen Schuhbündel im Mündchen von Fritzemännchen, den Doris ihm um die Hand gewickelt hatte und an dem es seelenvergnügt saugte. Das Staatskleid war dahin und es musste in viel weniger schönem Kleid zum Photographen.“

„Im Frühjahr 1919 sass Fritzchen an einem schönen Frühlingsmorgen auf dem Töpfchen. Doris wurde beauftragt aufzupassen, dass der kleine Kerl von einem Jahr nicht vom Throne fiel, während „Sasa“ die Flasche wärmte. Am Waschtisch hing ein Körbchen mit ausgekämmten Haaren, die zu Löckchen gerollt waren. Als die Flasche gebracht wurde, bot sich uns ein höchst komisches Bild, Fritzemann thronte seelenvergnügt auf seinem Sitz und in seinen hellblonden Löckchen steckten Claras viele schrarge (?) Röllchen, mit denen Doris das Brüderchen geschmückt hatte.“

„Mit vier Jahren leistete sich Margretchen sich folgendes Witzchen: Papa bemerkte bei Tisch, dass Hilde, Doris und Fritz husteten, worauf Margretchen auf Papas Frage, dass ihr wohl nichts fehle trocken sagte: „Ich habe uns Läuse“ (Die Tiere hatte Hilde ihr aus der Schule mitgebracht.)“

„Als Margretchen im September 1919 geboren wurde, durften die drei Kinder sie nach 2 Stunden zum ersten Mal sehen. Doris hatte nichts Eiligeres zu tun, als dem winzigen Würmchen ihren schmutzigen Finger in den Mund zu stecken, in unbeachtetem Augenblick. Plötzlich ertönte von der Wiege her: „Was kann die schon gut lutschen.““

Und nicht frech und witzig, aber bezeichnend: „Als Hilde 3 Jahre alt war und der Papa zum ersten Mal im Jahr 1915 im Monat August aus dem Krieg in Urlaub kam, begrüsste Hildchen den ganz fremden Vater frühmorgens wie er im Bett lag; sehr schnell lief sie wieder ins Kinderzimmer zurück und sagte ganz enttäuscht: „Der Soldat liegt unten im Bett.““

Tags: Familie, Vergangenheit, Verwandtschaft, Oma, Opa, Großeltern, Generation0Landleben

Mit meiner dunklen Haut gehörte ich nie dazu: Wie ich meine Familie suchte - und Liebe fand

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Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen, meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Bis hierhin gleicht diese Geschichte wahrscheinlich 10.000 anderen.

Meine Mutter und ich haben aus diversen Gründen leider keinen guten Kontakt zueinander, sie wollte mir auch deshalb nie erzählen, wer mein Vater war. Meine Mutter kommt aus Bayern – und zwar aus einem kleinen Dorf mit einer ausschließlich weißen Gesellschaft.

Ich bin nicht weiß.

Bis vor zwei Jahren war das alles, was ich über meine ethnische Identität wusste.

Klar, ich habe im Spiegel gesehen, dass ich dunklere Haut habe und konnte mir denken, dass mein Vater wohl nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit deutsch war.

Noch dazu komme ich aus einer Großfamilie mit sehr vielen, sehr deutsch aussehenden Geschwistern. Acht, um genau zu sein. Meine Geschwister sind weiß. Überwiegend blond. Blauäugig. Es gibt nichts, was wir – rein äußerlich – gemein hätten.

Mein ganzes Leben lang habe ich mich falsch gefühlt. Ich war zu dunkel, zu kräftig, hatte zu breite Hüften.

In der Pubertät begann ich schließlich, mich zu vergleichen. Ich denke, so gut wie alle Mädchen tun das. Ich habe mich natürlich – auch weil es in meiner Umgebung niemanden gab, der aussah wie ich – immer mit europäischen Mädchen verglichen... und da war die Unzufriedenheit vorprogrammiert.

Nie würde ich so schmal sein wie sie, meine Oberschenkel waren so breit wie deren zwei Beine.

Meine Haare waren nicht zu bändigen und außerdem schnitt sie mir meine Mutter selbst. Ich habe Afrohaar, eine natürliche Krause, und fühlte mich ehrlich gesagt schrecklich aussehend.

Wenn man es zusammenfassen möchte, habe ich meine komplette Kindheit und Jugend damit verbracht, so weiß zu sein wie nur möglich. Und einem Idealbild von Frau hinterherzurennen, das ich unmöglich je erreichen konnte.

Ich fühlte mich falsch. Und dieses Gefühl habe ich auch in mein Erwachsenenleben mitgenommen.

Ich bin irgendwann eben älter geworden, hab geheiratet, ein Kind bekommen, mich scheiden lassen – und zum zweiten Mal geheiratet. Mein jetziger Ehemann ist mein Seelenverwandter, mein bester Freund und einer der wenigen Menschen, die wussten, wie sehr es mich verletzte, nicht zu wissen, woher mein Vater kam und warum ich so anders bin als andere...

Oft haben wir gerätselt, welcher Ethnie „mein Braun“ wohl ähneln würde, aber ich wusste nichts.

Und dann wurde meine Tochter älter. Und ich habe die Anzeichen gesehen: Einmal wollte sie sich ihre braune Haut abwaschen. Dann nichts mehr essen, damit sie so dünn wird wie ihre Freundinnen. Sie wurde in der Grundschule von Mitschülern rassistisch beleidigt, man sagte ihr „sie solle dahin gehen, woher sie kommt“.

Und dann kam die Frage, vor der ich mich gefürchtet habe: „Mama – woher kommt unsere Hautfarbe eigentlich?“

Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich gelitten habe, ihr auf diese Frage keine Antworten geben zu können.

Mein Mann hat beobachtet, wie sehr mich dieses Thema belastet hat und schenkte mir im Frühjahr 2018 einen DNA-Test von einem dieser Internetportale. Ich glaube, bis zur Auswertung waren es die sechs längsten Wochen meines Lebens.

Ich habe nicht viel erwartet. Man weiß ja auch vorher nicht, was da dann wirklich rauskommt. Nach sechs Wochen kamen die Ergebnisse...

Über 3.000 DNA Matches, und endlich Antworten.

Meine ethnische Herkunft ist Puerto Rico, eine kleine Insel in der Karibik, die amerikanisches Hoheitsgebiet ist. Und es kam noch viel besser!

Da ich nicht wirklich wusste, was ich jetzt tun sollte, sendete ich meine Geschichte an die Menschen, die am nächsten mit mir verwandt schienen. Cousinen dritten Grades zum Beispiel. Und tatsächlich: Es kamen Antworten. Und es kam Hilfe.

Eine meiner Cousinen betreibt schon lange Ahnenforschung und meldete sich umgehend zurück. Heute weiß ich, dass sie es auf den ersten Blick erkannt haben muss. Ich sehe meiner amerikanischen Familie unfassbar ähnlich.

Berührt von meiner Suche und der Geschichte half sie mir in monatelanger nächtlicher Recherche zuerst herauszufinden, wie wir miteinander verwandt sind, und wie ich da einzusortieren bin (ihre Großmutter und mein Großvater waren Halbgeschwister). Sie richtete eine Facebook-Gruppe ein. Sie lud jeden ein, mit dem sie verwandt ist und erzählte jedem meine Geschichte.

Sie animierte so viele Verwandte wie möglich, sich einen DANN-Test zu kaufen und plötzlich hatten wir eine Cousine zweiten Grades gefunden. Dann passierte erst mal lange nichts.

Als ich die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hatte und dachte, näher als Cousinen würde ich meiner Familie nie kommen, bekam ich eines Morgens eine Nachricht über Facebook.

Eine Frau schrieb mir, dass sie meinte, dass es möglich sei, dass wir Schwestern wären. Sie erzählte mir, dass ich ihrem Vater unwahrscheinlich ähnlichsehen würde, dass er sich auch im Zeitraum meiner Zeugung in Deutschland aufgehalten hat.

Wenn man solange nach seiner Familie gesucht hat wie ich, möchte man so etwas nicht glauben, wenn man es liest. Zu viel Hoffnung und zu viel Enttäuschung hängen an so einer Nachricht.

So sah er aus. Ein Foto von Tinas Papa

Vicky – so heißt meine Schwester – überzeugte ihren Bruder, seine DNA testen zu lassen. Männliche DNA-Treffer sind zuverlässiger. Und tatsächlich stellte sich heraus, dass es sich bei den beiden um meine Halbgeschwister handelte.

Leider erfuhr ich in diesem Moment auch, dass mein Vater schon sein einigen Jahren verstorben war.

In einem völlig verrückten 4-tägigen Roadtrip machte ich mich Anfang des Jahres mit meiner besten Freundin auf nach Texas, um meine Geschwister kennen zu lernen – und ja, es war genau so emotional, wie man es sich aus den bekannten TV-Formaten vorstellt.

Ich habe so gezittert und bin mit so viel Liebe empfangen worden! Meine Schwester und mein Bruder sind mir charakterlich so ähnlich... Wenn ich mit beiden zusammen bin, erkenne ich mich in ihnen wieder, viel mehr als in meinen deutschen Halbgeschwistern. Wir haben so viele ähnliche Interessen – von äußerlichen Dingen mal ganz abgesehen.

Ich glaube nicht, dass jemand, der nicht in so einer Situation ist, begreifen kann, was es für jemanden wie mich bedeutet: Zum ersten Mal in seinem Leben von Menschen umgeben zu sein, die aussehen wie man selbst.
24 Stunden in Amerika haben gereicht, um dieses Gefühl des Falschseins in Nichts aufzulösen.

Als ich zurückkam, war mir bewusst, dass das genau das ist, was meine Tochter benötigt. Ihr diese Perspektive zu zeigen, war 2019 mein einzig wirklich wichtiges Ziel.

Zehn Monate habe ich alles zusammengespart, was ich finden konnte, um uns das zu ermöglichen und mit ihr und meinem Mann nach Amerika zu fliegen, bevor ihre Pubertät vollständig eingesetzt hat.

Sie ist gerade 11 geworden und man merkt den Teenager schon... Ich wollte, dass sie aus ihrer weißen Blase herauskommt, und viel früher als ich begreifen kann, dass nichts an ihr falsch ist, sondern sie einfach aussieht und ist, wie es ihrer ethnischen Herkunft entspricht.

Noch nie habe ich mein Kind so entspannt, so ausgeglichen erlebt, wie in den zwei Wochen, die wir in Amerika verbracht haben.

Sie mit ihre Cousinen und Cousins spielen zu sehen, eine Möglichkeit, die sie hier nie hätte, von allen zu hören, wie hübsch sie eigentlich ist, Komplimente von anderen 11jährigen Jungs auf der Straße zu bekommen und mit dieser alles umfassenden puerto-rikanischen Familienliebe überschüttet zu werden, war genau das, was sie benötigt hat.

Als wir zurückkamen, hatte ich den amerikanischen Teenager praktisch im Gepäck. Natürlich hat sich seit diesen Tagen alles verändert in meinem Leben.

Wie ich mich selbst in dieser Gesellschaft wahrnehme, welche Möglichkeiten uns als Familie plötzlich offenstehen, der unwahrscheinliche Stolz, von einem der schönsten Flecken der Erde zu kommen. Ohne Vorbehalt in eine Familie aufgenommen worden zu sein, die größer ist, als alles was ich mir je hätte vorstellen können.

Leider hatte ich nicht mehr die Möglichkeit, ein Gespräch mit meinem Vater zu führen, was ich bis heute sehr bedaure.

Doch seine Schwester – meine Tante – seine Cousins und Cousinen, seine Neffen und Nichten, haben nie nach den Umständen gefragt, wie ich in ihre Familie gekommen bin.

Das Einzige, was für diese Menschen zählt, ist dass ich die Tochter meines Vaters bin und mit ihnen verwandt bin. Allein das genügt, um mich in eine Blase aus Liebe einzuhüllen und mir das Gefühl zu geben, endlich eine Heimat gefunden zu haben.

Nichts ist falsch. Ich bin einfach eine Rodriguez – und es gibt nichts, auf was ich stolzer wäre.

 

Edit: Tina versucht gerade, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu bekommen, um vielleicht irgendwann mal für einige Zeit „rüber“zugehen und mit der Familie zu leben, die ihr so gefehlt hat.

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Hirntumor statt Abi! Marlene, 18, sagt: Meine Medizin seid ihr

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Sie hat ihre Follower bei Instagram mitgenommen, als es ihr am schlechtesten ging - zur Chemo- und zur Strahlentherapie. Denn kurz vor dem Abi bekommt Marlene im Alter von 18 Jahren eine niederschmetternde Diagnose: Hirntumor.

Mit ihrem Blog und ihrer Offenheit betreibt sie emotionale Aufklärung! Ihr Buch "Meine Medizin seid ihr" (Affiliate Link) setzt ihren Social-Media-Kanälen nun noch eine Krone auf. Was der Krebs mit ihr, mit ihrer großen Liebe und mit ihrer Familie gemacht hat, erzählt sie uns hier im Interview. 

Liebe Marlene, auf dem Cover deines Buches strahlst du, obwohl deutlich zu sehen ist, dass deine Haare nach der Chemo gerade erst wieder nachwachsen. Was hat dir den inneren Antrieb gegeben, durch deine Therapie hinweg so optimistisch zu bleiben?

Meine Familie und Freunde die immer und zu jeder Zeit für mich da waren, haben mich immer unterstützt und so dafür gesorgt, dass nicht in ein Loch falle und sie haben mich immer aufgefangen und angetrieben. Sie haben mir gutgetan, mich von meiner Krankheit und der Therapie abgelenkt und ein bisschen Normalität in meinen Alltag gebracht, was in so einer ungewöhnlichen Zeit im Lebe, unheimlich gut tut.

Nun hast du dein Buch sogar "Meine Medizin seid ihr" genannt. Wer hat dir durch die schwere Zeit geholfen und gibt es überhaupt Worte, die deinen Dank in Worte fassen könnten?

Auch hier kann ich wieder meine Familie, Freunde aber auch Community nennen, es war immer jemand für mich da und ich bin unglaublich dankbar. Ja es ist tatsächlich schwer meinen Dank in Worte zu fassen, ich weiß vor allem gar nicht was ich ohne meine Familie gemacht hätte, sie war mir eine riesige Stütze und der Dank dafür ist nicht in Worte zu fassen.

Du hast die Diagnose Hirntumor kurz vor deinem Abi bekommen, du warst 18 Jahre alt. Während alle anderen ihren Abschluss feierten, lagst du um dein Leben bangend in der Klinik. Du hättest alle Berechtigung gehabt, in Selbstmitleid zu zerfließen, das hast du aber nicht getan... neigst du einfach sowieso dazu, Dinge so anzunehmen, wie sie sind?

Das ist eine gute Frage… ich glaube ich würde nein darauf antworten. Früher, vor meiner Erkrankung fiel es mir schwer Dinge einfach anzunehmen, ich habe mir oft diskutiert oder war sauer, wenn Dinge nicht so liefen wie ich es mir vorgestellt hatte. Anfangs war ich auch wirklich sauer, sauer dass ich mitten im Abi abbrechen musste, dass meine lange gezüchteten Haare ausfielen, dass ich im Krankenhaus sein muss, während alle anderen an mir vorbei ziehen. Mit der Hilfe meiner Eltern, Freunde und meinem damaligen Freund habe ich gelernt, dass es ok ist und ich die Dinge annehmen muss so wie sie sind. Natürlich war ich sauer und das ist auch ok, aber ewig sauer und traurig zu sein bringt mir auch nichts und macht die gesamte Situation nicht besser. Versuchen die schönen und guten Dinge in all dem Schlechten zu sehen und versuchen das Beste draus zu machen, macht doch viel mehr Spaß und die Zeit dann doch ein bisschen schöner. Das habe ich für mich gelernt und nicht nur für die Zeit der Krankheit, sondern für mein ganzes Leben. Ich habe für mich gelernt, dass man manchmal einfach Dinge so annehmen muss, wie und man das Beste draus machen muss.

Wir sind ja hier ein Mamablog, wie geht es denn deiner Mutter heute - und hast du mit ihr mal offen darüber gesprochen, wie diese Zeit für sie war? Sie hatte immerhin noch zwei weitere Kinder plus Pflegekinder, um die sich in der Zeit des Sorgens und Bangens um dich kümmern musste...

Ich rede mit meiner Mama ganz viel und sehr offen über alles, meine Mama ist quasi meine beste Freundin wie man so schön sagt. Heute geht es ihr wieder gut und von Zeit zu Zeit, jetzt wo die Krankheit immer weiter in den Hintergrund rückt wird das Thema auch leichter für sie.

Ich muss sagen, anfangs fiel es mir sehr schwer mit ihr über das ganze Thema zu sprechen, da sie selbst ihre Mutter am Krebs verloren hat und ich wusste wie schlimm die ganze Sache für sie war. Ich wusste selbst nicht wie ich mit ihr umgehen sollte, was ich sagen sollte… Irgendwann entschied ich mich meine Gedanken einfach offen auszusprechen, was die beste Entscheidung war. Gemeinsam sind wir durch diese schwere Zeit gegangen und ich glaube meiner Mama tat es sehr gut, dass ich so positiv mit dem ganzen Thema umgegangen bin.

Dennoch weiß ich, dass meine Diagnose sehr schlimm für sie war und sie das Thema heute auch immer noch zu Tränen bringen kann. Die Krankheit hat uns noch mehr zusammengeschweißt und aber dennoch war sie nicht einfach. Meine Mama hatte zu dieser Zeit zum Glück unheimlich viel Unterstützung durch meinen Papa und auch meine älteren Geschwister haben meine Eltern immer unterstützt, also die Familie hat immer zusammengehalten. Ich weiß, dass das Reden für uns alle gut war und vor allem die große Leidenschaft des Reitens und der Pferde hat meiner Mama auch sehr durch diese schwere Zeit geholfen.

Du hast dich entschieden, offen mit deiner Erkrankung umzugehen, Menschen in einem Blog und bei Instagram auf dem Laufenden über deinen Gesundheitszustand zu halten. Würdest du dich wieder dafür entscheiden?

Eindeutig: Ja!

Ich muss sagen, es war eine gute Entscheidung. Ich habe so ganz viele tolle Menschen kennengelernt, Gleichgesinnte gefunden und man war quasi nie alleine. Man konnte sich austauschen und hat sich gegenseitig online unterstützen. Zu dem hatte ich zu dieser Zeit, in der ich sowieso nicht viel machen konnte, ein Hobby gefunden, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich war schon immer ein offener Mensch und ich wollte auch einfach erklären was so im Krankenhaus und bei einer Chemotherapie passiert. Ich wollte nicht das arme kranke Mädchen sein und abgeschieden von der Außenwelt sein. Mein Hobby das Fotografieren und Fotos online stellen wollte ich mir nicht nehmen lassen und ich wollte zeigen, dass es gar nicht so schlimm im Krankenhaus ist. Ich wollte über diese Krankheit sprechen und zeigen, wie wichtig es ist auf den Körper zu hören, dass Krebs nicht nur eine Alterskrankheit ist. Heutzutage kommt fast jeder Mensch mit dem Thema irgendwie in Berührung und ich finde es sollte kein Tabuthema mehr sein, wo keiner sich traut darüber zu sprechen.
Außerdem war es irgendwann sehr praktisch, da auch Familie, die weiter weg wohnt immer auf dem neusten Stand meiner Therapie und meines Zustands war, weil ich das ja online geteilt habe.

Beim Lesen deines Buches habe ich viel Zuversicht erlebt - und nicht einmal das Gefühl gehabt, du würdest an deiner Genesung zweifeln. Stimmt das oder hattest du wirklich eigentlich nie Todesangst?

Ja das stimmt. Ich hatte wirklich eigentlich keine Todesangst, da der Tod für mich nie wirklich greifbar war. Außerdem war das Thema sterben so weit weg von mir und meinem derzeitigen Leben, dass ich es für mich persönlich irgendwie nie im Raum stand. Mir war natürlich bewusst, ich habe eine lebensbedrohliche Krankheit, aber ich wusste auch, ich kann wieder geheilt werden. Sterben war für mich einfach keine Option, habe ich immer gesagt. Der Tod war einfach viel zu weit weg und meine Prognose war auch nicht schlecht, deshalb hab ich mir da auch nicht versucht so viele Sorgen zu machen und erstmal positiv zu denken.

Ein besonderer Begleiter in der Zeit war auch dein Freund, der immer wieder Thema im Buch ist. Seid ihr heute noch zusammen? Und wenn ja: Wie hat sich eure Liebe verändert durch all das, was ihr zusammen durchgemacht habt?

Nein, wir sind nicht mehr zusammen, aber ja er war mir in dieser Zeit eine große Stütze und ich bin froh, dass ich ihn an meiner Seite hatte.

Und wenn du jetzt mal nur an dich denkst: Inwiefern bestimmt die Angst noch dein Leben, dass die Krankheit zurückkommt? Und lebst du dein Leben intensiver, nutzt du jeden Tag, seit du weißt, dass das alles nicht selbstverständlich ist?

Die Angst hat mein Leben persönlich nie bestimmt und tut sie bis heute immer noch. Mir geht es gut, ich bin fit und habe keinen Grund zur Sorge. Ich sage immer, solange es mir gut geht und ich keine Beschwerden habe, habe ich doch auch keinen Grund zur Sorge und es bringt mir nichts mich verrückt zu machen und wegen jedem kleinsten Ziepen Panik zu machen. Ich habe aber natürlich gelernt mehr auf meinen Körper zu hören und ungewöhnliche Dinge schon Ernst zu nehmen. Ich würde schon behaupten, dass ich mein Leben jetzt anders leben als vorher und dass sie etwas verändert hat und ich jetzt ein Stück weit bewusster lebe.

Ich glaube meine Sicht auf das Leben hat sich geändert, zum positiven, ich schätze besondere Momente, Augenblicke und Erlebnisse mehr als vorher und kann sie glaube ich, ein Stück weit mehr genießen. Ich schätze Beziehungen zu Menschen die mir wichtig sind noch mehr und weiß, wie wichtig diese sind. Ich habe sehr viel für mich und mein eigenes Leben und meine Zukunft gelernt, aber natürlich fällt man trotzdem immer wieder in den Alltagstrott und vergisst manche Dinge. Trotzdem bin ich einfach nur glücklich und unheimlich froh leben zu dürfen und hier auf dieser Welt zu sein und das schönste daraus zu machen! Ja, der Krebs hat mich verändert und mir gezeigt wie wertvoll und schön das Leben ist und sein kann.

Das Buch: Marlene Bierwirth: Meine Medizin seid ihr. Warum man den Krebs nicht allein besiegt(Affiliate Link)

 

 

Tags: Krebs, Gesundheit, Krankheit, Angst, Schicksal, Familie, Tochter, Mama0Interviews

Katrin gegen den Wind: Wie ich aus einer Notlage plötzlich ans Filmset geriet

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Ihr Lieben, Katrin befand sich in einer misslichen beruflichen Lage, als sich ihr plötzlich der Himmel öffnete. Da war jemnd, der an sie glaubte. Und der ihr Verantwortung für ein Projekt gab, von dem sie noch heute profitiert. Aus einer Notalge ans Filmset. Hier erzählt unsere Leserin von ihrem ganz persönlichen kleinen Wunder.

Liebe Katrin, dein Jahr begann mit einer fünfwöchigen Reha, in der du von deiner Familie getrennt warst. Erzähl mal, wie das für dich war.

Eigentlich sollte diese Reha Klarheit in mein Leben bringen, doch ich kam müde und kaputt zurück. Mir lief die Zeit davon, ich hatte keinen Job in Aussicht, der sozialen Abstieg war vorprogrammiert…

Dank eines Bekannten meines Mannes fand ich einen Teilzeitjob auf Steuerkarte! Meine Rettung! Aber das war noch nicht alles…

Erzähl!

Einen Monat später folgte dann das Highlight des Jahres! Ich bin seit meiner Jugend ein großer Fan einer Serie, die in den 90er Jahren in Schleswig-Holstein gedreht wurde und sehr beliebt war.

2015 war einer der Hauptdarsteller von damals hier an einer Freilichtbühne in meinem Wohnort engagiert und so gründete ich eine Fan-Gruppe bei Facebook, der mittlerweile über 500 Fans angehören. Eine Freundin animierte mich damals, ein Meet & Greet zu organisieren, was auch tatsächlich stattfand. So festigte sich der Kontakt zu dem bekannten Schauspieler immer mehr.

Es bildete sich eine Art Theaterclique und wir trafen uns immer wieder in verschiedenen Theatern und zu unterschiedlichen Aufführungen. Anschließend kam es oft zu einem netten Gespräch mit ihm. :-)

Nun war ich bedingt durch die Reha bei einem Event nicht dabei und so erfuhr er davon, was bei mir los war. Scheinbar hat ihn das berührt.

Und der bekam also etwas von deiner Situation mit?

Anfang April 2019 bei bestem Frühlingswetter saß ich bei einer Bekannten mit ihm auf einer Bank im Garten. Die beiden hatten etwas ausbaldowert und mich eingeladen.

Er fing an: „Du, ich mach’ Dir ein Angebot!“ Ich musste laut lachen und wiederholte seinen Satz mit der Ergänzung „Na, hoffentlich kein Unmoralisches!“

Er: „Ich plane einen Filmdreh und dafür bräuchte ich Komparsen, viele Komparsen und Du würdest die betreuen! Hast Du Lust dazu?“

Nein zu sagen, war jetzt keine Option! Das war klar! Ich sagte natürlich zu, ohne wirklich zu wissen, was da im nächsten halben Jahr auf mich zukommen würde. Erstmal hieß es natürlich Stillschweigen, denn es sollte noch niemand von dem Projekt etwas wissen.

Er zeigte mir auf seinem Laptop einen Teaser, denn er war schon im Ausland aktiv gewesen und hatte Teile zum Film gedreht. Allein das war sehr beeindruckend, die Aufnahmen und die Musik dazu.

Dann hörte ich eine lange Zeit nichts mehr von ihm und ich wusste nicht, ob und wann das Projekt denn nun starten würde. Nur ein grober Zeitraum stand fest. Ich verzichtete auf meinen Sommerurlaub, um ihn für dieses Projekt aufzusparen.

Wie ging es weiter?

Im August kam dann ein Anruf, ich bekam das Drehbuch per Mail und hatte erstmal gut was zu lesen. Dann trafen wir uns Ende August in Hamburg in einem Café. Dort lernte ich auch sein Patenkind kennen, die die Produktionsleitung für das Projekt übernahm.

Ein „Kronjuwel“ im Multitasking und wieder eine Person, die mich sehr wertschätzte. Einfach irre!

Dann ging es Schlag auf Schlag, Urlaub vom Chef einholen, Ferienwohnung über eine gute Bekannte buchen, Koffer packen und auf ins Abenteuer „Filmdreh“!

Mitte September reiste ich dann für zwei Wochen an die Nordsee. Ich war die „Komparserie-Chefin“ für einen Kinofilm, der 2020 rauskommen soll. Vor 24 Jahren stand ich selbst als Komparsin vor der Kamera – eine „tragende“ Rolle, mit einem Surfbrett oder -segel im Hintergrund den Strand bunter machen.

Nun hatte ich ein Filmhandy und einen Email-Account, damit die Leute mit mir Kontakt aufnehmen konnten, wenn sie an einer Komparsen-Rolle interessiert waren. Und das waren ziemlich viele!!!

Ich habe über 800 Mails beantwortet und auch im Social-Media-Bereich ging die Post ab. Vor allem als ein Video-Aufruf gestartet wurde, von dem ich nichts wusste. Es war an meinem Geburtstag, der sowieso schon durch die ganzen Umstände sehr besonders war!

Von da an kam im Zwei-Minuten-Takt Anfragen per Mail. Zum Glück war ich vorbereitet und konnte immer per copy & paste einen Vordruck mit Infos versenden.

Ziel war es, für ein Wochenende gut 200 Personen zu finden, die im Hintergrund Besucher eines Surf- und Kitecontest darstellen sollten. Das habe ich geschafft, denn es waren viele Menschen dabei, die dieses Projekt unterstützen wollten.

Man muss dazu sagen, dass es sich um eine Low-Budget-Produktion handelte. Es gab ein kleines Goodie, aber keine Gage, wie sonst üblich.

Wow, das klingt so schön!

Ja, das ist es auch! Ich habe bei diesem Projekt so viel Wertschätzung erfahren, wie noch in keinem anderen Job! Und das, obwohl ich null Erfahrung in der Filmbranche hatte. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie dankbar ich dafür bin, dass ich diese Chance bekommen habe.

Weiß der besagte Schauspieler davon?

Oh ja, das habe ich ihm mehrmals gesagt, was es für mich bedeutet, dass er mir das ermöglicht hat…unglaublich!

Was hast du aus dieser Erfahrung mitgenommen, was hat es dich über das Leben gelehrt?

Es geht immer irgendwie weiter, Aufgeben ist keine Option!

Wertschätzende Menschen sind war ganz Besonderes! Wertschätzung ist in unserem hektischen und oberflächlichen Leben sehr verloren gegangen. Vor allem im beruflichen sollten sich Vorgesetzte mehr vor Augen führen, wie wichtig das ist, was Mitarbeiter täglich leisten.

Die Dreharbeiten zum Projekt sind jetzt zu Ende und der Alltag hat mich wieder. 2020 folgt die Premiere und ich werde diesen Film aus einer ganz anderen Perspektive sehen.

Viele Menschen, die im Hintergrund herumwuseln, kenne ich mit Namen! Das wird sicher ganz lustig sein. Ich freue mich sehr darauf.

 

Tags: Berug, Job, Vereinbarkeit, Armut, Hilfe, Hilfsbereitschaft, Leben0Interviews

Krankheit, Versetzung, Geburt: Alles zu viel! Mein Mama-Akku ist grad einfach leer

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Ihr Lieben, ihr kennt das, in manchen Zeiten ist einfach der Wurm drin. Für Sabrina liegt gerade ein solches Jahr hinter ihr. Sie fühlt sich so müde. Gerade als sie denkt, dass nun alles normaler und entspannter werden könnte, steht schon wieder eine Versetzung ihres Mannes an. Diese Unstetigkeit während man fürs Kind stetig da sein muss... das kann auf Dauer schon schlauchen. Gerade, wenn man eh schon so viel duch hat, wie unsere Leserin... 

Liebe Sabrina, dein Mann ist Soldat – was genau bedeutet das für euer Familienleben generell?

Als wir uns kennenlernten, warnte er mich. Er ist Marine-Soldat. Er fährt zur See, mit großer Leidenschaft. Es ist keine Planung möglich. Er ist nie da. Wollte sein Haus nicht für einen Umzug aufgeben.

Ich fand das perfekt. Ich war gern allein, aber genauso gern auch in der Weltgeschichte unterwegs. Doch immer loyal und treu. Für mich war das die perfekte Konstellation einer Beziehung. Anfangs bedeutete es: Keinen Nachwuchs. Und dann war ich doch unerwartet schwanger. Die Freude war riesig.

Für uns stand schnell fest, wir werden eine kleine Familie – Papa, Mama, Kind. Spontane romantische Hochzeit zu zweit vor der nächsten Seefahrt, die erst kurz vor der Geburt enden sollte. Aber generell sollte die Seefahrt noch einige Jahre andauern und erst später sollte ein Posten an Land angestrebt werden.

Und was bedeutet sein Job jetzt aktuell grad ganz konkret für euch?

Wir zwei Mädels sind von Sonntagabend bis Freitagnachmittag mit unseren Hunden in unserem Zuhause auf dem Land, während mein Mann 500 km entfernt in einer Großstadt arbeitet und eine kleine Wohnung hat. Planungssicherheit in den kommenden Jahren? Nein. Die gibt es nicht.

Wir wissen aktuell nur, welches Bundesland es wohl in gut zwei Jahren werden wird. Wir könnten hier alles aufgeben und mitziehen, aber wie oft? Wie oft soll unsere Tochter die Schule wechseln? Wir hatten gehofft, dass wir diesen Schritt zum Wechsel an die weiterführende Schule machen können, aber wohin? Welcher Stützpunkt wird es werden? Und wie lange?

Ihr führt also – mal wieder – eine Fernbeziehung jetzt? Wie fühlst du dich damit, wenn du an die nächsten drei Jahre denkst?

Wenn man nur die Beziehung zwischen meinem Mann und mir betrachtet, empfinde ich die Fernbeziehung eher als Gewinn. Für mich fühlt es sich ein bisschen wie unser Anfang an. Damals konnten wir, wenn er zur See fuhr, nur alle drei Wochen miteinander telefonieren, täglich eine Mail versenden, wenn überhaupt.

Jetzt sitzen wir an den Wochenenden lange zusammen, besprechen Dinge, tauschen Banalitäten der Woche aus, schmieden Pläne. Wir telefonieren nicht täglich, schicken uns aber jeden Morgen und Abend einen Kussmund zu. Gibt es wichtige Dinge zu besprechen, die nicht bis zum Wochenende warten können, nehmen wir uns die Zeit am Telefon.

Unsere Tochter ruft ihren Papa an, wenn sie es möchte. Ich fordere sie nicht auf. Manchmal plaudern die beiden Ewigkeiten, an anderen Tagen werfen sie sich nur Doppelküsse durchs Telefon und an manchmal möchte sie lieber lesen statt zu telefonieren.

Neben der alleinigen Alltags-Organisation – fehlt dir auch die Körperlichkeit, das Nahsein?

Wenn mein Mann früher von Seefahrten nach Hause kam, wurden sämtliche körperliche Verzichte der vergangenen Wochen oder Monate sofort nachgeholt. Heute ist das anders. Da brauche ich am Freitagnachmittag erstmal eine ganz lange Umarmung, einen Kuss auf die Stirn. Ich denke, da unterscheiden wir uns kaum von anderen Paaren, die viele Jahre zusammen sind und im Hintergrund Kinder haben.

Dein Mann erkrankte dann im Jahr der Geburt recht schlimm… was war los und wie ging es dir damit?

Ja, wir haben 2010 als miesestes Jahr unseres Lebens auserkoren. Ich war zuvor von der Großstadt zu ihm in die Provinz gezogen. Habe meinen guten Konzernjob gegen eine Minifirma getauscht.

Im Spätsommer legte sein Schiff ab. Kurz zuvor erfuhren wir, dass wir Mädchen-Eltern werden. Zwei Wochen vor dem Geburtstermin sollte es wieder einlaufen. Ich hatte nie Angst, dass das schief gehen würde. Im Gegenteil.

Wochenlang überlegt ich, was ich wohl anziehen könnte, damit der Babybauch gut zur Geltung kommen würde. Überlegte, wie ich ihm per Mail meine Gefühle zu diesem kleinen Mädchen in meinem Bauch erklären kann.

Seine Mails wurden irgendwann kurz angebunden. Er erzählte von Bauchschmerzen, Sättigkeitsgefühl, Übelkeit. Klar gab es ein Arzt an Bord. Und dann kam der Anruf aus dem Ausland...

„Dein Mann ist im Krankenhaus. Er wurde sediert und abtransportiert. Man weiß noch nichts.“ Absolute Ohnmacht. Da dachte ich, ich halte es nicht aus. Aber das war noch nichts gegen das, was noch auf uns wartete.

Zwei Tage später wurde er nach Deutschland eingeflogen. Nachts. Die Untersuchungen ergaben einen Blinddarmdurchbruch. Aber nicht frisch. Nein. Es war Tage her. Not-Operationen. Aufatmen. Die nächste Not-OP. Aufatmen. Wieder eine Not-Operation. Aufatmen… Und so ging es weiter.

Er wurde ins Koma versetzt und ich saß da. Im 8. Monat schwanger. Hilflos und voller Angst, was das Leben da gerade mit mir macht. Viele Wochen bangte ich um sein Leben. Habe im Schwesternwohnheim des Krankenhauses übernachtet, da ich mir die Zugfahrten raus aufs Land nicht mehr zutraute und Angst hatte, nicht rechtszeitig bei ihm sein zu können, wenn es notwendig war.

Meine Schwangerschaft rückte nach hinten. Alles drehte sich um Infusionen, Därme, Vormundschaften, Lungenembolie, künstliche Möglichkeiten seinen Körper zu stabilisieren. Er war nur noch ein Bündel Elend. Körperlich, seelisch. Und mir ging es nicht besser.

Um die Zeit des Geburtstermines ging es ihm erstaunlich gut. Zumindest für seine Verhältnisse. Er hatte 50 kg in kurzer Zeit verloren (er ist fast 2m groß, kam mit 120kg in die Klinik, drei Monate später hatte er nur noch 73kg) konnte sich nicht aufrecht halten, hatte einen künstlichen Darmausgang, aber er war anwesend.

Zwei Tage nach Stichtag ließ ich die Geburt einleiten. Ich wünschte mir so sehr, dass er die Geburt miterlebte. Ich wollte, dass er für das, was er da sah, weiter kämpfte. Unsere Tochter wurde geboren.

Notkaiserschnitt. Warum auch immer. Ich kann mich nicht erinnern. Ich kann mich an fast gar nichts erinnern. Nur an die dünnen, blassen Hände meines Mannes. Die Wochen nach der Geburt? Keine Ahnung. Ich weiß fast nichts mehr.

Sie war perfekt. So unglaublich perfekt. Doch sie weinte. Immerzu. Ich legte sie schlafend in die Arme meines Mannes. Er konnte sie immer nur kurz halten. Ständig wurde sie weggelegt. Mein Mann brauchte ja Hilfe.

So ging es über Wochen, Monate. Ein kaputter Mann, ein ständig weinendes Baby. Ich konnte nicht schlafen. Ich konnte nicht stillen. Da war nichts. Die Hebamme meinte, das ist nicht schlimm. Doch, das war schlimm!

Dieses kleine Wesen hatte doch schon keine normale Geburt, keine 100 %-ige Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Keinen starken Papa. Eine schwache Mama. Lief ich mit ihr durch unser Haus, um sie in den Schlaf zu wiegen, liefen mir die Tränen stumm im Gesicht herunter. Vor Liebe, vor Kummer, vor Selbstmitleid.

Dann kam der Nachmittag, an dem er sagte, dass er so nicht leben will. Mit diesem künstlichen Ausgang, mit dieser Schwäche. Ich habe meinen Mann einweisen lassen. Wieder eine Operation. Doch dieses Mal mit dem Wissen, dass es schief gehen kann. Ja, ich habe das Leben meines Mannes riskiert. Aber für sein Leben. Es ging gut. Warum auch nicht?

Wir waren doch eigentlich frisch verheiratet, verliebt, plötzlich Eltern. Nach einem guten Jahr Krankenhaus, Reha, Geburt, Medikamente, Zusammenbrüche und so vielen Menschen, die für uns da waren, ging es bergauf.

Was für ein Auf und Ab. Du warst damals auch noch frisch von der Großstadt in die Provinz gezogen – und hast es bis heute schwer damit, stimmt´s? Was genau macht das Leben dort schwer und was vermisst du aus der Stadt?

Bist du nicht im Schützenverein, hast du verloren. Und ich bin nicht im Schützenverein. Auch nicht bei der freiwilligen Feuerwehr. Somit wirst du nicht integriert. Du bist immer die Zugezogene.

Die Zugezogene, die manchmal zu offen ihre Meinung vertritt, deren Mann ja nur am Wochenende da ist, die bestimmt eine Affäre hat. Ja, ich vermisse die Anonymität der Stadt oder die Möglichkeit, eine Schule für unsere Tochter wählen zu können.

Nun hast du im Januar einen tollen neuen Job gefunden, in dem du sich sehr engagierst. Jetzt bricht dir eine weitere Versetzung deines Mannes grad das Rückgrat…

Genau, im Januar habe ich in einen neuen Job gewechselt. Abwerbung in ein Start Up. Ich arbeite sehr gern. 30 Stunden die Woche. Eine 8-Jährige und zwei Hunde bilden das Nachmittagsprogramm. Die Versetzung meines Mannes kam zu April. 500 km Entfernung für drei Jahre. Ich schaff das schon. Klar. Ich schaffe sonst auch alles.

Du hattest gedacht, du schaffst das schon. Jetzt hat sich die Realität eingeholt. Wie genau geht es dir jetzt gerade?

Leider muss ich mir momentan eingestehen: Ich schaffe gerade gar nichts. Mich überfordert das, was neben dem Alltag kommt. Ein Kieferorthopäde, der mir vormittags einen Termin für ein Schulkind anbietet. 72km Fahrerei zwischen Wohnort, Arzt, Wohnort, Arbeit, Wohnort. Ja, keinen Urlaubstag nehmen.

Was ist, wenn man den für einen Notfall braucht, denn jetzt muss ich den Notfall alleine regeln. 500 km sind zu viel für den Notfall.

Ein Handballspiel der 8-Jährigen am Sonntagmorgen und dann darf sie nicht mal aufs Feld. Ein Tierarzt, der plötzlich keine Kleintiere mehr behandelt. WhatsApp-Gruppen, in denen permanent Unnützes geäußert wird.

Lehrkräfte einer Grundschule, die nicht kommunizieren wollen oder können und so eingefahren sind. Die Blicke der Dorfprominenz beim Einkauf. Entscheiden, welche Tapete gekauft werden soll oder was die Familie sich Weihnachten auf den Tellern wünscht. Plötzlich stehe ich da und weine...

Wie geht es deinem Mann damit?

Mein Mann konnte es anfangs nicht deuten. Er fühlte sich wohl hilflos. Seine Frau, ich, funktionierte einfach nicht mehr. Ich bin müde vom Alltag. Nein, irgendwie auch nicht. Müde vom Alltag, den ich irgendwie alleine wuppen muss.

Kann mich kaum entscheiden, ob ich nur Sofa und Kuscheldecke möchte oder ein Treffen mit meinen Mädels aus der großen Stadt. Auszeit. Kurz mal Urlaub von den Verpflichtungen, von den WhatsApp Gruppen, von den Blicken, von der Dorfschule, vom Job.

Nur noch ein paar Tage durchhalten. Dann ist 2020.

Was wünschst du dir fürs nächste Jahr?

Es wird eine Auszeit kommen. Das weiß ich. Das hoffe ich.

 

Foto: pixabay

Tags: Familienalltag, Bezeihung, Gesundheit, Liebe, Erschöpfung, Vereinbarkeit0Interviews

Update von der Großfamilie Kehmeier: So klappt unser Leben mit sieben Kindern

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Lieber Sven, das letzte Interview ist nun fast ein Jahr her. Damals habt Ihr uns erzählt, dass Baby Nr. 7 unterwegs ist. Nun ist Klaas schon wieder fast 6 Monate alt. Wie waren denn die Geburt und die ersten Wochen zu neunt?

Ja die Zeit vergeht wie im Flug. Die Geburt war wieder ein Kaiserschnitt, aber trotzdem wunderschön. Klaas war gleich topfit und Arthy ging es auch recht schnell wieder gut. Zu der Zeit steckten wir noch mitten im Umbau unseren Hauses - das war wirklich für alle eine riesen Herausforderung. Arthy sollte eigentlich ein schönes, ruhiges Wochenbett haben - das aber leider nicht richtig geklappt hat. Daher war diese Zeit für sie sicher am anstrengendesten.

Da Klaas ist in den Sommerferien geboren wurde, hatten die anderen Kinder viel Zeit, ihren Bruder kennen zu lernen. Das war ganz toll. 

Mal ganz ehrlich: Gibt es bei Baby Nr. 7 noch Überraschungen oder habt Ihr einfach echt schon alles erlebt?

Jedes Kind hält Überraschungen bereit. Klaas hat uns als Erster so richtig gezeigt, was schlaflose Nächte sind. Das kannten wir von den Anderen so noch nicht....

Was für ein Kerlchen ist Klaas denn?

Die ersten Wochen war es nicht so entspannt mit Klaas. Er hat einige Zeit gebraucht, um im Leben anzukommen. Wir haben ihn viel getragen und Arthy hat kaum etwas anderes getan als stillen. Dafür ist er jetzt recht entspannt, er scheint "angekommen" zu sein. Und er wickelt mit seinem Charme alle um den Finger. 

Wie gehen die Geschwister mit ihm um?

Die Geschwister lieben ihn. Sie kuscheln und spielen ganz viel mit ihm. Bislang gibt es keine Eifersucht. Bei Klara - die ja bisher die Jüngste war - hatten wir etwas Bedenken, wie sie den kleinen Bruder wohl finden wird. Aber auch sie liebt Klaas sehr. 

Was sind momentan die anstrengendsten Momente des Tages?

Ganz klar die Mittagszeit, wenn alle Hausaufgaben erledigt werden müssen und wir all die Nachmittags-Termine koordinieren müssen. 

Und was die schönsten Momente?

Wenn sich mal keiner streitet. Bei vielen Geschwistern wird sich schon oft gefetzt, da genießen wir die Momente der Harmonie umso mehr.

Sieben Kinder - gab es in letzter Zeit mal blöde Kommentare deshalb?

Eigentlich nicht. Oder wir überhören sie einfach.

Was meinst Du - was lernen Eure Kinder durch die vielen Geschwister fürs Leben?

Auf jeden Fall sich mit vielen verschiedenen Charakteren auseinandersetzen zu müssen. Sie lernen Rücksicht zu nehmen und in einer Gemeinschaft zu leben. Und sie spüren, von vielen geliebt und behütet zu werden. Ich glaube, dass ist das höchste Gut an einer großen Familie.

Und wünscht sich eins der Kinder eigentlich auch mal, Einzelkind zu sein?

Oh ja! Wir unternehmen ja häufig auch mal Sachen mit jedem Kind alleine. Das genießen sie sehr. Aber: Freuen sich dann aber auch wieder auf die Geschwister.

Was steht in 2020 aufregendes an?

Ja wir wollen im Sommer vier Wochen Urlaub machen. Campen, Hotels, ein Mix aus verschiedenen Sachen. Wir wollen uns ohne große Planung einfach treiben lassen.

Und zu guter letzt - auch ein bisschen frech: ist die Familienplanung jetzt eigentlich abgeschlossen?

Das werden wir natürlich häufig gefragt und bleibt unser Geheimnis. Ganz nach dem Motto: Sag niemals nie.

----ZUM WEITERLESEN: Hier verkünden Sven und Arthy Baby NR. 7 und Hier erzählen sie aus dem Alltag einer Großfamilie. Noch mehr Infos zu der Großfamilie findet ihr unter: https://svenkehmeier.com

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Für Silvester: Jahreshoroskop zum Selbst Ausdrucken!

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Ihr Lieben, ich weiß nicht, ob ihr auch mit Kindern ins Neue Jahr feiert - wir tun das aber! Und damit es nicht langweilig wird, haben wir uns ECHT viele Spiele und Sachen ausgedacht.

Eine davon ist, dass die große Tochter und ich uns diese Sätze hier ausgedacht haben. Wir hatten damit bereits im  letzten jahr solchen Spaß, dass wir sie in diesem Jahr auf JEDEN Fall nochmal ausdrucken und wieder neu mischen. Ihr braucht einfach drei Schälchen, in denen ihr die einzelnen Zettelstreifen zu Beruflich, Privat und Gesundheit/Freizeit mischt. Jeder Gast zieht aus jedem Schälchen einen Zettel. Dann wird reihum vorgelesen... VIEL SPASS dabei. Das Neue Jahr kann nur gut werden...

 

Beruflich

  • Lassen Sie die Chancen, die sich für Sie ergeben nicht ungenutzt.
  • Sie erleben zwischen April und Juni die absolute Hoch-Phase im Job oder in der Schule – mit vielen Erfolgen.
  • Für Sie wird sich eine sehr spannende neue Chance ergeben – vielleicht sogar eine neue Schule oder ein neuer Arbeitsplatz
  • Ihr Job/ihre Schule fordert Sie nicht mehr so besonders. Sie werden sich stattdessen ein (vermutlich ehrenamtliches) neues Projekt suchen, das Ihnen gut tun wird.
  • Ein Kollege oder eine Kollegin, die Ihnen schon lang ein Dorn im Auge ist, wird sich endlich aus Ihrem Umfeld verabschieden.
  • Ein neuer Vorgesetzter wird sie so richtig gut motivieren. Plötzlich macht alles wieder mehr Spaß.
  • Sie werden unerwartet befördert.
  • Für Sie steht Mitte des Jahres eine große Veränderung im Job/in der Schule an.
  • Eine lang gehegte Idee wird endlich zum Erfolg.
  • In diesem Jahr schaffen Sie mit viel weniger Aufwand viel mehr als in den Jahren zuvor.
  • Endlich hört der große Stress auf und Sie können die Früchte der Saat der letzten Jahre ernten.
  • Es steht beruflich/schulisch etwas ganz, ganz Neues an, das Sie fordern, aber nicht überfordern wird.
  • Sie sind beruflich/schulisch voll im Flow. Ihre Kollegen/Mitschüler beneiden Sie.
  • Bei Ihren Erfolgen im nächsten Jahr wird anderen schon beim Zugucken schwindelig. Bitte nicht abheben!
  • Ihr Umfeld pusht Sie in ungeahnte Höhen.

 

Privat

  • Sie werden sich nochmal neu verlieben.
  • Ihre Ausstrahlung ist phänomenal und das werden nicht nur viele Außenstehende merken – sondern es Ihnen auch offensiv mitteilen.
  • Geben Sie sich einen Ruck und gehen Sie mal wieder ausgiebig feiern. Sie werden merken, wie gut Ihnen das tut.
  • Ein Mensch wird Ihnen den Kopf verdrehen. Für Singles heißt das: Es kann heiß her gehen. Für Vergebene wird das Feuer, das lodert, wohl im Verborgenen bleiben. Vorsicht! Verbrennen Sie sich dabei nicht die Finger.
  • Es wird einen heimlichen Verehrer bzw. eine heimliche Verehrerin in Ihr Leben treten…
  • Ihre Familie hält in diesem Jahr eine Wahnsinns-Überraschung für Sie bereit.
  • Auf einer Hochzeit werden Sie den unvergesslichsten Abend des Jahres erleben.
  • Ihre Wohnsituation wird sich maßgeblich verändern. Eine Herausforderung, der Sie mit einem weinenden und einem lachenden Auge entgegensehen.
  • Ein wunderbarer Mensch tritt in Ihr Leben und wird Ihnen so schnell so nah sein, als hätte es nie ein Leben ohne sie oder ihn gegeben.
  • Sie werden sehr viel mehr Zeit mit Ihren Freunden verbringen als im letzten Jahr.
  • Ein Nachbarschaftstreffen wird Ihnen die Augen öffnen.
  • Durch ein unverhofftes Treffen wird bei Ihnen eine ganz neue Leidenschaft entfacht.
  • Die Fahrt in eine andere Stadt hält für Sie unglaublich tiefgehende und gute Gespräche bereit.

 

Gesundheit/Freizeit

  • Für Sie steht eine abenteuerliche Reise an.
  • Sie werden ein neues Hobby für sich entdecken, das Ihnen in allen Lebensbereichen positive Impulse geben wird.
  • Das nächste Jahr wir IHR Jahr. Sie fühlen sich fit wie lange nicht.
  • Sie werden etwas ganz Neues für sich entdecken, in dem Sie sehr erfolgreich werden…
  • Sie werden an einen Ort kommen, an dem Sie noch nie waren, zu dem Sie aber unbedingt noch einmal zurückkehren möchten.
  • Gesundheitliche Einschränkungen, die Ihnen 2018 erschwert haben, werden sich in Luft auflösen.
  • Das nächste Jahr ist das Jahr, in dem Sie sich in Ihrer Haut endlich mal wieder rundum wohlfühlen werden.
  • Ihre Fitness wird auf den Prüfstand gestellt, ein paar Stellschrauben werden gedreht – und schon wird sich einiges verändern.
  • Sie fühlen sich ab dem Frühling stark wie ein Baum und bleiben trotzdem innerlich beweglich.
  • Ein unerwarteter Geldsegen steht Mitte des Jahres vor der Tür.
  • Ein Fest wird Ihre Sicht auf die Dinge nachhaltig verändern.
  • Sie werden all Ihren Mut zusammennehmen, um etwas auszuprobieren, was Sie noch nie getan haben. Dass Sie es schaffen, wird Ihnen ganz  neue Kraft geben.
  • Ein Lied/ein Musikstück wird Sie unerwartet emotional werden lassen.
  • Nie hätten Sie gedacht, dass Ihnen das mall passieren könnte, aber 2019 steht es an. Etwas, das Sie von sich selbst nicht erwartet hätten.
  • Das nächste Jahr ist für Sie das Jahr der Dankbarkeit. Sie können fast körperlich spüren, welches Glück Sie im Leben haben.

 

Foto: pixabay

Tags: Silvester, Horoskop, Neujahr, Fetse, Traditionen, Familie0Landleben

Musikerin und Mama! Warum Phela ein MAMA-Lied für uns geschrieben hat

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Liebe Phela, du bist Sängerin und vor eineinhalb Jahren Mama geworden. Wie sehr hat sich dein Leben seither verändert?

Oh, mein Leben hat sich schon ziemlich verändert. Ich wohne inzwischen nicht mehr mitten in Berlin, sondern am dörflichen Stadtrand mit meiner kleinen Familie. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal in einer Bar war, oder im Kino… haha, aber mal im Ernst: unser Wirbelwind hält uns ganz schön auf Trab und ich falle abends hundemüde ins Bett.

Was hat sich am meisten überrascht, was du dir vor der Geburt überhaupt nicht vorstellen konntest?

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man sich schlagartig mit der Geburt zur Mama verwandelt. Diese Verbindung zu spüren, ist ein unbeschreibliches Gefühl (und macht so manche kurze Nacht vergessen).

Du hast dann ein Lied namens "Mama" geschrieben, wie kamst du darauf und welche Rückmeldungen bekommst du darauf von Müttern?

„Mama“ habe ich gegen Ende der Schwangerschaft geschrieben, da war meine Tochter noch gar nicht auf der Welt. Ich hatte da plötzlich ganz viele Ängste und auch Zweifel, ob ich denn so eine gute Mama sein könnte (weil ich selber nie eine hatte).

Ich habe mich gefragt, ob die Person, die ich bin, mit ihren Ecken und Kanten, und ihrer Vergangenheit, so lieben kann wie ich es mir sehnlichst gewünscht habe. Und die Antwort: Ohja, ohja, ich kann!

Die Rückmeldungen der Mamas sind unfassbar berührend. Emotional und jedes Mal wie eine Umarmung. Ich hab nie gedacht, dass andere Mamas genauso empfinden mit diesem Lied wie ich. Ich dachte, ich schreibe das nur über mich.

Aber es geht wohl vielen Mamas (und auch Papas) so, dass man einfach nicht weiß, ob man dem Ganzen so gerecht wird wie man es möchte. Plötzlich ist da diese unfassbare Liebe und alles wird möglich…

Nun hast du ja sogar noch eine eigene Konzertreihe für Mütter mit Kindern ins Leben gerufen. Erzähl mal, was du da vorhast und warum?

Ich habe im März mein zweites Album veröffentlicht und nebenbei bin ich ja letzten Sommer Mama einer wundervollen Tochter geworden. Ich bekam nach der Veröffentlichung von „Mama“ sehr viele Anfragen von Eltern, ob sie ihre Kinder mit auf meine Konzerte bringen dürften, was aber aus versicherungstechnischen Gründen oftmals nicht möglich ist.

Das tat mir jedes Mal unfassbar leid, denn das Elternsein ist so ein anspruchsvoller Job! Daher kam mir die Idee - gemeinsam mit meiner Promoterin Charlotte von MamiConnection - eine Konzertreihe zu gründen, die sich explizit an Eltern mit Kindern richtet: Unser Herzensprojekt FAMILIÄR.

Es handelt sich dabei um eine Konzertreihe für Familien, Alter 0-99. Es findet an einem Samstag oder Sonntag Nachmittag statt: Eine Stunde Konzert (ich werde von meinem Streichquartett begleitet, damit es nicht zu laut für die kleinsten Gäste ist), und vorher anderthalb Stunden Rahmenprogramm für Groß und Klein: Kinderschminken, Kinderbasteln, Essen&Getränke, Bücherecke…

Es soll abwechslungsreich und entspannt sein. So, dass die Eltern sagen „Ach, endlich muss ich mal nicht ständig meine Kinder im Zaum halten, sondern kann ein Konzert ganz entspannt genießen und meine Kids kommen dabei auch nicht zu kurz“. Eine Auszeit für die Eltern, gemeinsam mit ihren Kindern.

Die Mutterschaft verändert uns alle - auch dich. Was bräuchte es deiner Meinung nach für Mütter in Deutschland viel mehr?

Da ich selbstständig bin, kann ich natürlich nur für diese Sparte sprechen, aber da fallen mir viele Sachen ganz stark auf: Es fehlt meiner Meinung nach ganz stark an Unterstützung in Form von Kinderbetreuung (gerade in Großstädten herrscht da ein so großer Mangel an Fachkräften in Kitas und man wird dort oft von heute auf Morgen darüber informiert, dass man sein Kind nächste Woche zu Hause haben wird, weil dieses oder jenes).

Das sind Umstände, die einen konstanten Arbeits-Flow sehr schwierig machen und als Mama wird man nach wie vor oft schräg angeschaut, wenn man sagt „Ich muss und möchte aber auch arbeiten!“ Da heißt es dann oft „Aber Sie sind ja selbstständig und können sich das dann flexibel einteilen…“

Selbständigkeit heißt nicht, dass man einfach mal tagelang aussetzen kann - im Gegenteil. Es erfordert sehr viel Konstanz und ich würde mir wünschen, dass Frauen bzw. Mamas da genauso ernst genommen werden in ihrem Arbeitswunsch wie Männer bzw. Papas!

Wenn du ganz ehrlich mit dir selbst bist: Was hättest du gern schon vor der Geburt gewusst?

Oh, das Ausschlafen von heute auf morgen für immer vorbei ist :) Und was konkret die Geburt angeht: Da bin ich ganz froh, dass ich vorher nicht wusste, was mich da genau erwarten würde…

Aber mal ehrlich: Das Schönste ist doch, dass man jeden Tag aufs Neue überrascht wird - meine Kleine lernt gerade jeden Tag neue Wörter und Laute und gluckst so herrlich, dass ich mir dabei immer denke: Wie hätte ich mir DAS jemals vorstellen können!

Und wenn du einen Tag ganz ohne Kind hättest, wie würdest du ihn verbringen?

Komplett unaufgeregt mit meinem Mann im Bett, Netflix und Eiscreme. Den ganzen Tag einfach nur Serien gucken und über nichts Gedanken machen. Dazwischen kurz mal den Pizza-Lieferservice bezahlen und wieder zurück ins Bett.

Gibt es noch etwas, das du allen Mamas da draußen zurufen möchtest?

Ihr seid großartig! Ich kenne niemand Stärkeres als uns Mamas! Und vergesst das Ding mit den Träumen nicht: Kämpft für euren eigenen Weg neben dem eures Kindes. Es ist ein ständiger Balance-Akt, aber letztendlich geht es doch darum, dass wir mit uns selbst glücklich sein möchten, damit wir genau das unseren Kindern vorleben können. <3

Fotos: lkspl

Tags: Musik, Freizeit, Kultur, Kinder, Mutter, Konzert, Baby, Vereinbarkeit0Interviews

Hoden-Tumor: An meinem 40. Geburtstag bekam mein Sohn die Krebs-Diagnose

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Liebe Nora, Euer Jahr 2019 begann am 1. Januar abends in der Notaufnahme. Warum bist Du dort hingefahren?

Ich hatte am Vormittag bei meinem gerade 1jährigen Sohn eine Verdickung im Hoden entdeckt. Er hatte keine Schmerzen, zahnte ein wenig, aber war ansonsten eigentlich fit. Dennoch hatte ich ein ungutes Gefühl. Mein Mann meinte, wir könnten das einfach im Blick halten - er ist selbst Mediziner - aber ganz sicher war er nicht, das merkte ich. Ich sprach dann abends noch mit einer anderen Ärztin aus unserer Bekanntschaft und fuhr mit dem Kleinen sogar noch zu ihr. Sie war ebenso verwirrt, telefonierte wiederum mit einem ihr bekannten Urologen und alle zusammen entschieden wir, obwohl es dem Kind gut ging, zur Sicherheit in die Klinik zu fahren.

Dort wurden wir sofort in einen Behandlungsraum gebracht und eine sehr nette junge Ärztin kam. Sie wiederum war auch irritiert, denn eine typische Entzündung oder gar Hodenverdrehung passte so überhaupt nicht zum Gesamtbild. Der Oberarzt wurde dazu gerufen und entließ uns für den Abend schließlich mit einem Antibiotikum für den wahrscheinlichsten Fall einer Entzündung und bestellte uns für den nächsten Morgen in seine Sprechstunde. Er wollte noch einen weiteren erfahrenen Kollegen drauf schauen lassen.

Welche weiteren Untersuchungen wurden dann gemacht?

Die nächsten Tage wurde der kleine Mann auf eine Hodenentzündung behandelt und er wurde auch operiert, um einen unentdeckten Leistenbruch auszuschließen. Dabei wurde auch der Hoden bzw die Verdickung punktiert. Uns gegenüber wurde diese gesamte Zeit von einer vermuteten Entzündung gesprochen, die ja auch um ein vielfaches wahrscheinlicher war, als die letztendliche Diagnose eine Tumors.

Die Ärzte der Klinik waren aber auch so ehrlich zu sagen, dass es im schlimmsten Fall sein könne, dass eine OP mit der Entfernung des Hodens nötig sein könnte.

Die Diagnose lautete Tumor - wann stellte sich das heraus?

Die Punktion war am 3.1., am 15. sollten die Ergebnisse im besten Fall da sein. Letztendlich dauerte es aber ein paar Tage länger, bis der Anruf kam, dass wir zur Besprechung der Befunde vorbei kommen könnten. Es war der Tag meines 40. Geburtstages. 
Ich hatte die ganze Zeit ein ungutes Gefühl. Trotz guter Betreuung durch die Ärzte, merkte ich bei den Untersuchungen ja auch, dass diese auch unsicher waren, weil sich die Verdickung durch das Antibiotikum nicht veränderte.

Kannst Du Dich an Deine Gefühle erinnern, als die Diagnose kam?

Ich weiß nur noch, dass wir im Behandlungsraum saßen und der Chefarzt selbst zur Besprechung kam. Das hätte ich schon als Vorzeichen werten können, aber ich wollte einfach nicht glauben, dass unser Sohn richtig krank sein könnte. 

Aber als der Chefarzt dann das Gespräch ohne große Umschweife mit dem Satz: "Es ist ein Keimzelltumor, der da im Hoden ihres Kindes wächst!" begann, habe ich nur noch gedacht: "Scheiße, unser Sohn hat Krebs!" Der Rest des Gesprächs ist nicht mehr bei mir angekommen. Ich hab nur noch unseren Sohn gedrückt und ich hatte Angst. Angst vor der Ungewissheit, was da nun auf uns zukommen wird. Mein Mann hat zum Glück gleich auf "professionell" umgeschaltet und einen Großteil der wichtigen Informationen für uns aus diesem Gespräch mitgenommen.

Ich war erst später auf dem Krankenhausflur wieder in der Lage zu denken und habe in unserer Kinderarztpraxis um einen zeitnahen Gesprächstermin gebeten. Die Damen am Empfang haben nach meiner Schilderung gleich am selben Nachmittag noch einen Termin für uns eingerichtet und wir konnten noch einmal in Ruhe mit unserer Kinderärztin über die Befunde sprechen. Das war sehr wichtig für mich, denn in dieses Gespräch bin ich dann ja bereits mit dem Wissen, dass da ein Tumor in unserem Kind ist, reingegangen und konnte ganz anders mit ihr reden, als kurz zuvor mit den Klinikärzten.

Abends rief die Kinderärztin sogar noch einmal an. Sie hatte sich über diese seltene Form des Keimzelltumors noch einmal näher informiert und wollte mir den Tag ein bisschen retten, indem sie zu berichten wusste, dass über 99% der kleinen Jungen mit diesem Tumor nach der Entfernung und Therapie ein gesundes Leben führen.

Wie ging es dann weiter? 

Bereits am nächsten Morgen hatten wir einen Termin in der Kinderonkologie der Uniklinik. Diesen Termin hatten die Ärzte der anderen Klinik für uns ausgemacht, um ein möglichst schnelles weiteres Vorgehen zu sichern. Er wurde ausgiebig untersucht, Blutwerte wurden bestimmt, ein ausgiebiger Ultraschall wurde gemacht und ein Röntgenbild vom Oberkörper. Die vorläufigen Ergebnisse bekamen wir noch am selben Tag und der Onkologe war danach bereits schon recht zuversichtlich.

Es gab keinerlei weitere Auffälligkeiten. Ein MRT musste ein paar Tage später dennoch folgen, weil dieses das diagnostische Instrument ist, auf das alle behandelnden Ärzte jederzeit zurückgreifen können. Dennoch sagte der Onkologe bereits am Tag des Ultraschalls, er würde dem Kollegen sehr vertrauen. Wenn dieser nichts gesehen hätte, wäre da mit ziemlicher Sicherheit auch nichts weiteres, da bei so kleinen Kinder mit einem Ultraschall noch das gesamte Kind durchschaut werden könne. Und so war es zum Glück auch. 

Das MRT musste unter Narkose stattfinden. Aber wir hatten glücklicherweise einen Termin zur Mittagschlafzeit, so dass ein medikamentös unterstützter und überwachter Mittagschlaf reichte und keine Vollnarkose nötig war.

Am 31.1. wurde er dann wieder operiert. Diesmal wurde der Hoden entfernt. Zum Glück konnte der Tumor aber durch den Leistenkanal entnommen werden, so dass unser kleiner Schatz äußerlich erst einmal keine großen Narben hat. Dadurch, dass alle Befunde bis zur zweiten OP unauffällig waren, durften wir ihn auch wieder in unserer Klinik operieren lassen. Vom ersten Aufenthalt kannten wir die Station und ich brauchte ein paar vertraute Menschen um mich herum. In diesem Fall die Schwestern, die uns Anfang Januar so freundlich und liebevoll behandelt hatten, trotz allem Stress auf der Station.

Nach 6 Tagen konnten wir nach Hause. Das Chinesische Neujahrsfest war für uns noch einmal ein Neustart in das Jahr 2019 - ohne Tumor! 

Wie geht es deinem Sohn heute? 

Anfang März war die erste Kontrolle in der Uniklinik. Alle Blutwerte hatten sich normalisiert. Das war das Beste, was uns in dieser Situation passieren konnte, denn das bedeutete, dass der Tumor tatsächlich noch so isoliert war, dass keine weitere Therapie außer einer engmaschigen Kontrolle der Blutwerte nötig sei.  Auch die umliegenden Blutbahnen und der nächstgelegene Lymphknoten waren ohne Tumorzellen. 

Jeden Monat fahren wir nun zur Kontrolle der Blutwerte zur Kinderärztin und alle 3 Monate gibt es weitere Untersuchungen inkl Ultraschall in der Uniklinik. Im Frühjahr werden diese Untersuchungen auf 2Monate/4Monate ausgeweitet, im 3.-5. Jahr dann 3 Monate/6Monate. Nach 5 Jahren gibt es dann eine letzte große Abschlussuntersuchung, bevor unser Sonnenschein dann als komplett geheilt gilt.

Wer hat Dir in dieser Zeit Kraft gegeben?

Es waren viele kleine Momente, die mir rückblickend noch in tiefer Erinnerung sind. Ich habe in meiner Verzweiflung zum Beispiel noch einmal Kontakt zu meiner Hebamme gesucht. Sie konnte mich während der Schwangerschaften schon immer gut beruhigen und ich brauchte ihre Meinung. Immer mal wieder kamen dann Nachrichten oder Anrufe von ihr und einmal traf ich sie auf der Straße und wir haben ganz spontan Tee zusammen getrunken.

Meine Mutter hat nach der Diagnose spontan angeboten, dass sie im Fall der Fälle einfach früher in Rente gehen würde, um während längerer Krankenhausaufenthalte für unsere anderen Kinder da sein zu können, ohne dass mein Mann für uns finanzielle Einbußen hinnehmen müsste. Zum Glück war das nicht nötig, aber es tat gut, das zu wissen.

Meine eigene Ärztin rief mich an, nachdem ich kurz nach der Diagnose einen Vorsorgetermin von mir abgesagt habe. Sie hatte von ihrer Mitarbeiterin gehört, dass ich morgens in einer sehr merkwürdigen Verfassung den Termin abgesagt hätte und wollte wissen, ob sie in irgendeiner Form helfen könne. Wir hatten immer wieder Kontakt in dieser Zeit.

Eine Freundin, mit der ich in unserer parallel verlaufenen Schwangerschaft und Babyzeit schon viel Kontakt hatte, steckte ebenfalls in einer schweren Phase, aber wir haben in dieser Zeit (nachts) viel geschrieben, gesprochen und geweint. Sie war auch belastet, aber wir beide hatten den Eindruck, dass wir uns gegenseitig vielleicht besser stützen können, als die, die im normalen Alltag stecken.

Insgesamt haben aber viele Freunde mit uns gelitten und gehofft und sich mit uns gefreut, über jeden positiven Schritt. Und manchmal war es nur eine stumme Umarmung oder eine Tasse Kaffee mit gemeinsamem Schweigen, die mir die Tage gerettet haben.

Wie hast Du Dich im letzten Jahr verändert? Und wie Ihr Euch als Paar/Familie?

So komisch es vielleicht klingt, 2019 hat mir noch einmal sehr geerdet. Nicht, dass ich sonderlich abgehoben war. Aber ich habe sehr stark gemerkt, was im Leben wirklich wichtig ist und dass es sich manchmal einfach nicht lohnt, über belanglose Dinge Kraft zu verschwenden.

Mein Mann und ich hatten sehr unterschiedliche Verabeitungsweisen. Aber durch seinen Beruf hatte er die Chance viele Dinge vielleicht auch mit Kollegen bzw befreundeten Ärzten zu besprechen. Mir gegenüber war er der ruhende Pol, der aber auch mehr als einmal nötig war und wofür ich ihm sehr dankbar bin. Hätte ich ihm seine Angst deutlich angemerkt, wäre meine Angst ins Unermessliche gestiegen.  

Was wünscht Du dir für 2020?

Im Augenblick müssen wir noch monatlich zu Kontrolluntersuchungen. Ich wünsche mir sehr, dass diese Untersuchungen alle gut bleiben. Und dann wünsche ich mir, dass uns 2020 weiter zur Ruhe kommen lässt und dass wir ein ganz normales, gutes Jahr erleben dürfen, in dem freudige Nachrichten überwiegen und alle meine Lieben und ich selbst gesund bleiben.

 

Foto: Pixabay

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Diäten, Kuren, Therapie: Ich habe seit meiner Kindheit Gewichtsprobleme

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Liebe Helen, Du hast uns gesagt, dass Du schon seit vielen Jahren übergewichtig bist.

Ja, eigentlich schon immer.  Ich war schon als Kind kräftig. In meinem ersten und zweiten Lebensjahr war ich recht viel krank, hatte insgesamt 7 Lungenentzündungen in knapp 12 Monaten. Jedes Mal, wenn es mich wieder niedergestreckt hatte, verlor ich in kurzer Zeit viel Gewicht - daher war meine Mutter froh, wenn ich danach gut aß.

Die Krankheit verwuchs sich bis auf ein daraus resultierendes Asthma weitestgehend, doch der Hunger blieb und so war ich bereits bei der Einschulung schwerer als die meisten meiner Freunde. Heute wiege ich 139 Kilo bei einer Größe von 1,72 Metern. 

Wie war das Essverhalten in Deiner Familie? 

Ich würde das Essverhalten meiner Familie als gut bürgerlich/deftig einstufen. Meine große Schwester trägt jedoch bis heute Größe 34 und war immer sehr dünn. Meine Mutter ermutigte sie stets zum essen, ich wurde immer gebremst. Meine Mutter war auch übergewichtig. Sie nahm - um mir Vorbild zu sein - einmal 20 Kilo ab. Das hat mich damals aber nicht motiviert.

Wurdest du als Kind wegen deines Gewichtes gebmobbt und was hat das mit Dir gemacht? 

Über diese Frage musste ich wirklich lange nachdenken und kann aber sagen, dass ich nicht gemobbt wurde. Klar, es gab mal einen Spruch, aber kein richtiges Mobbing.  Ich hatte immer Freunde und war integriert, habe lange Fußball und Tischtennis gespielt. .

Wie war dein Gewicht als Teenager - also in einer echt aufregenden Zeit? Hast Du viele Diäten ausprobiert?

Ja absolut, ich kenne fast alles auf dem Bereich: FDH, WW, ich habe mich vegan ernährt und low carb. Es standen auch Abnehmkuren und stationäre Therapie in einer Adipositasklinik im Raum. Leider hatte alles immer nur mit kurzzeitigem Erfolg - denn ja, ich esse einfach gerne.

Mit 15 begann ich die Pille zu nehmen, die auch nicht gerade förderlich für das Abnehmen war. Irgendwann in der frühen Pubertät habe ich mal zu meiner Mutter gesagt: "Wenn ich mir jetzt den Finger in den Hals stecke, macht mich das Abendbrot nicht mehr dick". Daraufhin ging meine Mutter mit mir zur Psychologin, was mir aber gar nicht geholfen hat. 

Du bist inzwischen verheiratet und hast drei Kinder. Hast du die Schwangerschaftskilos immer wieder verloren oder sind die geblieben? 

Ich habe in den Schwangerschaften eigentlich nie viel zu genommen (3kg, 4kg, 6kg). Daher war ich nach den Geburten schnell wieder bei meinem Ausgangsgewicht oder etwas drunter. Das ist bei meinem Ausgangsgewicht aber üblich so. Mein Mann kennt mich übrigens seit 20 Jahren, er hatte nie ein Problem mit meinen Kilos. Aber er macht sich schon Sorgen um meine Gesundheit. 

Wie findest du deinen Körper? 

Würde ich sagen, ich finde meinen Körper toll, wäre das eindeutig gelogen. Es gibt viele Teile meines Körpers, die ich nicht mag. Ins Schwimmbad gehen wir trotzdem, mittlerweile stehe ich da drüber und konzentriere mich auf meine Kinder. Meine Kleidung suche ich mir generell sorgfältig aus. Ich würde wohl nie in Leggins raus gehen oder in einem kurzen Kleid. Ich achte auch darauf, dass das Oberteil meinen Bauch kaschiert. 

Was sind generell die häufigsten Vorurteile gegenüber dickeren Menschen?

Dicke sind faul, das ist wohl Vorurteil Nummer 1. Klar, ich liege auch mal gerne mit meinem kleinsten Kind auf der Couch und kuschel. Aber ich habe 3 Kinder, die in Schule und Kita gehen, die zu Aktivitäten gefahren werden wollen. Wir wohnen auf 120qm und ist der Wäschekorb ist auch niemals leer - ich habe also genug zu tun. 

Das zweite Vorurteil ist:  Dicke sind unsauber. Mit Sicherheit findet man bei uns Staub und irgendwo auch Dreck, aber das ist mit Kindern wohl normal. Aber ich achte natürlich darauf, dass die Kinder und ich sauber sind und die Klamotten ordentlich. 

Wann findest du dich besonders hübsch?

Wenn ich Zeit für mich hatte, die Haare nach dem Föhnen mal nicht im "Muddi-Zopf" verschwinden, sondern über die Schulter fallen und meinem Gesicht schmeicheln. Am Besten gefalle ich mir übrigens auf Fotos, die mein Mann unbemerkt von den Kindern und mir macht. Da sehe ich dann entspannt aus und das wirkt sich auf meine Körpersprache aus. 

Gibt es irgendwas, was du aufgrund deines Gewichts nicht tun kannst, aber gerne tun würdest?

Ich fahre keine Achterbahnen, was mit Sicherheit aber auch daran liegt, dass ich ein riesengroßer Schisser bin. Letzte Woche wollte eins meiner Kinder, dass ich zu ihm ins Hochbett komme - das habe ich mich dann aber nicht getraut und das hat mich auch echt traurig gemacht. Ich gehe auch nicht Schlittschuh-Laufen, weil ich Angst habe, zu fallen und mir aufgrund des hohen Gewichts weh zu tun. Ich versuche aber schon, so viel wie möglich mitzumachen - was ich nicht schaffe, übernimmt dann mein Mann. 

Was möchtest Du deinen Kindern in Bezug auf ihren Körper mitgeben?

Schon in der ersten Schwangerschaft war meine größte Sorge, mein Kind könnte übergewichtig werden. Ich habe auf die Ernährung der Zwerge geachtet, und war vielleicht das ein oder andere Mal zu streng. Ich versuche ihnen mitzugeben, was ein gutes Nahrungsmittel ist und was nicht, denn da kenne ich mich, zumindest theoretisch, ziemlich gut aus.

Meine Kids sind heute alle drei eher schmal und bewegen sich gerne und viel. Sie mögen Gurken und Tomaten, Äpfel und Himbeere, aber natürlich auch Eis und Kekse. Ich wünsche mir, dass die drei einfach gesund sind und sich so mögen wie sie sind. 

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Gesund snacken mit Wildcorn: Wo ich mir als Mama meine Rückzugsräume nehme

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Ihr Lieben, während Katharina sich im wohlverdienten Familienurlaub die Skipisten-Sonne aufs Haupt strahlen lässt, haben wir die zwei Wochen Ferien zu Hause verbracht. Ferien zu Hause – das ist ja nicht jedermanns Sache.

Einige fühlen sich heimelig-wohl und freuen sich, keine Koffer packen zu müssen und zu wissen, wo was liegt, andere hingegen können nicht so gut abschalten, weil sie überall Baustellen sehen. Das Kinderzimmer müsste mal wieder renoviert werden, die Fotoalben geklebt, das Bad geputzt… ich gehöre zu letzterer Fraktion, was es nicht sooo leicht macht, Urlaub mit mir zu Hause zu verbringen ;-)

Bei mir kommt erschwerend hinzu, dass ich ja auch zu Hause arbeite. Während also nach den Ferien alle Familienmitglieder wieder Richtung Job oder Schule aufbrechen, bleibe ich noch immer zurück in denselben Räumlichkeiten. Werde weiter Krümel sehen und handeln. Dasselbe Bad benutzen und mich wie auch in den Ferien für alles verantwortlich fühlen. Und genau DESWEGEN brauche ich Rückzugsräume.

Mein Arbeitsplatz befindet sich im Wohnzimmer. Wenn ich dort auf der Couch sitze, fällt es mir schwer, abzuschalten. Wo kann ich also hin? Ins Schlafzimmer, denn weder in der Küche, noch in den Kinderzimmern kann ich so richtig runterkommen.

Ich liebe unser Schlafzimmer. NOCH mehr übrigens, seit dort vor kurzem ein neues Bett eingezogen ist. Mit neuer, gemütlicher Matratze! UND mit Fächern, in die ich Sachen stecken kann, die NUR FÜR MICH sind. Und nein, nicht das, was ihr jetzt meint. Sondern zum Beispiel Snacks und Naschzeugs.

GANZ aktuell sind das vor allem diese Wildcorn Popcorn-Sorten, die mir die Tochter schon allein wegen der hübschen Tüten immerzu wegnehmen würde. Nö! Die sind für MICH. Und die snacken sich eben nicht nur super nebenbei, die sind auch noch superlecker, ich lieb da ja vor allem den Erdbeer-Klassiker namens „Strawberry Fields“ und die Banane-Himbeer-Mischung "Flamingo Bingo". Hmmmm. (Die beiden Sorten gibt´s übirgens ab MONTAG, den 6.1. bei DM...)

Tatsächlich handelt es sich hierbei um das erste süße Bio-Popcorn ohne Zuckerzusatz auf dem deutschen Markt. Da ist dann nach den Feier- und Silvestertagen das schlechte Gewissen auch  nicht so groß, hehe. Vielleicht lass ich die Kinder also doch mal kosten...

Zurück zum elterlichen Schlafzimmer. Ich verbringe hier in den Ferien also wirklich gerade viel Zeit. Es gibt einen Fernseher und geschätzt 35 Bücher (mit ähnlich gutem Inhalt wie bei den Wildcorn-Tüten) auf meinem Nachttisch, die gelesen werden wollen. Alles liegt parat, um mich mal richtig zu entspannen. Hier kann ich abschalten, hier fühl ich mich wohl. Mein Bereich.

Habt ihr auch so einen??? Und wenn jemand ruft, spiel ich einfach das alte Spiel: Wenn ich nix sehe, kann mich doch auch niemand sehen, oder?!?

MAAAMAAAA, du versteckst dich unter Popcorn?! Hihiii. Wie es zu Wildcorn kam? Warum alle vermuteten, dass einer der Gründer was mit Pornos zu tun hatte? Lest selbst, wir haben Rejne, einen der Gründer interviewen dürfen…

Lieber David, wie kommt man darauf, eine Firma für Popcorn zu gründen?

Dass wir einmal eine eigene Snack-Brand konzipieren würden, zeichnete sich in unseren Anfängen der beruflichen Laufbahnen noch nicht ab. Tobias begann seine Karriere als Sommelier, Rejne brach sein Studium in Kunstgeschichte in London ab und landete dann für 20 Jahre in der Werbung und Markenstrategie, Max hat Geografie studiert und dann eine Software–Plattform gebaut, angeblich zum Verwalten von Literatur aber alle glauben, es war Porn… ;-)

Wir kennen uns über Freunde und die Idee, neue Snacks zu entwickeln ist entstanden, weil wir einfach gelangweilt waren von der verstaubten Auswahl. Die Snack-Regale wurden bisher von frittierten Kartoffelchips beherrscht, deren einzige Innovationen diverse Geschmacksrichtungen, wie „Döner Kebap“ und „Stadion-Wurst“ oder Einhorn-Designs sind.

Dass die Snack-Branche auch scheinbar gegen den Bio-Trend immun ist haben wir als zusätzliche Herausforderung angenommen und bauen ausschließlich Bio- und Clean Label Produkte. Popcorn war da nur der Anfang.

Hier findet ihr noch ein paar Insights.

Popcorn kennt ja jeder aus dem Kino. Weil es so voller Zucker ist, hat es keinen guten Ruf. Was ist an Eurem Popcorn anders?

„Snacken ohne schlechtes Gewissen“ ist die Mission von Wildcorn. Wir arbeiten daran Produkte zu bauen, die den aufgeklärten Ansprüchen an Qualität und Nachhaltigkeit entsprechen und trotzdem Spaß machen – snacken ist nun einmal nicht funktional, sondern Genuss und daher steht bei uns der Geschmack an oberster Stelle.

In der Herstellung verzichten wir auf Zutaten die keiner kennt und keiner haben will, das heißt unsere Produkte sind: ohne Zuckerzusatz, ohne Konservierungsstoffe, bio, gluten- und laktosefrei.

Nachhaltigkeit ist ein Thema, das Euch generell am Herzen liegt. Wo engagiert Ihr Euch noch?

Ein besonderes Augenmerk gilt bei uns den Bienen, um sie und andere Kleinlebewesen zu schützen haben wir gemeinsam mit Mellifera e.V. die Wildcorn Initiative ins Leben gerufen. Gemeinsam statten wir für jedes Kilogramm Mais die benötigte Fläche Ackerland mit einem Blühstreifen aus. Bisher haben wir bereits über 200.000m2 Blühstreifen in Bayer, Brandenburg und Baden-Württemberg gepflanzt.

Aber natürlich gibt es noch viel zu tun - unser nächster Schritt sind vollständig recyclebare Verpackungen. Das Problem: nachhaltige Verpackungen weisen meist nicht die Eigenschaften auf, die wir brauchen, um euch unsere Snacks im Supermarkt anbieten zu können.

Deswegen haben wir gemeinsam mit unserem Partner Innovia Films eine Verpackung entwickelt, die vollständig recycelbar ist und gleichzeitig einen erstklassigen Produktschutz bietet. Im Moment arbeiten wir daran, alle Produkte auf die nachhaltige Lösung umzustellen. Im September haben wir nach langer Entwicklungszeit zusammen mit Innovia auf der Fachpack unsere Lösung präsentiert.

Mehr Infos dazu findet ihr hier.

2018 und 2019 habt Ihr jede Menge Preise abgesahnt. Erzähl mal!

In den letzten drei Jahren hat sich viel getan - 2018 war Wildcorn eines der meistverkauften Produkte des METRO Startup Regal und des EDEKA Food Starter Accelerator und war unter den Top 5 des REWE Startup Award.

Mit fünf herzhaften Sorten Popcorn und drei Sorten Balls hat Wildcorn bereits die Snackregale in Deutschland erobert und hat es mit dem Eurowings Startup Pitch sogar in luftige Höhen geschafft. Der letzte Stopp auf der Wildcorn-Weltreise war ein Abstecher nach New York, als Teil der deutschen Delegation auf der Fancy Food Show 2019.

Ebenfalls 2019 war Wildcorn das erste Snack-Startup in einer bundesweiten Distribution bei ALDI Nord und Süd.

Und nun gibt es Wildcorn auch bei DM. Warum ist das für Euch ein Meilenstein?

Die Produkte hatten wir ursprünglich nur für unsere eigenen Kinder entwickelt :) Als junge Eltern haben wir aber schnell gemerkt, wie sehr DM und der nachhaltige Anspruch dahinter sich mit unseren eigenen Werten deckt.

Außerdem führt für Familien mittlerweile kein Weg mehr an DM vorbei (wir kaufen sogar 50% der Babysachen mittlerweile dort) – Und so haben wir uns entschlossen, das in Deutschland dominierende, süße Popcorn endlich auch im Mainstream besser zu machen und in den Alltag von Kindern und Familien zu bringen.

Daher sind die Tüten kleine und handlich, passen also perfekt in jede Tasche, egal ob es auf den Spielplatz oder in die Schule geht.

Mit welchen drei Worten würdest Du Wildcorn beschreiben?

Wir hatten gestern Abend unsere Weihnachtsfeier und bin mir sicher, dass ich der erste bin der schon wieder am Rechner sitzt :) Daher muss ich mir das morgen vielleicht noch einmal anschauen, aber im Moment denke ich: ALLES GEHT BESSER.

Träumen ist erlaubt: Welche Ziele habt Ihr mit Wildcorn noch?

Wir wollen auf der einen Seite natürlich eine Marke bauen, die Leute mögen und die sie sich in ihrem Leben wünschen - wir werden dazu in den nächsten Monaten ein sehr viel breiteres Portfolio an Produkte auf den Markt bringen und hoffen so, gute und nachhaltige Alternativen für die bestehenden Snack-Produkte zu schaffen.

Auf der anderen Seite wollen aber noch viel weiter und haben gerade das Future Packaging Forum gegründet – hier bauen wir eine Wissensplattform und ein Netzwerk zum Thema nachhaltige Verpackung auf.

Ziel ist es, Startups und aber auch alle anderen Unternehmen mit den Herstellern von wirklich nachhaltigen Verpackungslösungen zusammenzubringen damit nicht jeder immer wieder von vorn anfängt und auf alte, schlechte Standards setzen muss.

Das ist eine Mission hinter der Mission und wir halten bereits fleißig Vorträge dazu im ganzen Land :)

Wenn ihr dazu mehr wissen wollt, meldet euch gern bei Anja ak@futurepackagingforum.com

Tags: Snack, Gesundheit, Familie, Freizeit, Auszeit, Erholung, Entspannung1Produkttests

Marie kam taub zur Welt - dank Implantaten kann sie heute hören

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„Nicht sehen können, trennt von den Dingen. Nicht hören, von den Menschen.“
(Immanuel Kant)

Ich gehörte immer zu den positiv denkenden Schwangeren. Im 9. Monat auf den Berg? - Kein Problem, ich fühlte mich fit! Eine kleine Scheibe Büffelmozzarella auf der italienischen Pizza? - Geht schon… Ich war überzeugt davon, dass wenn ich auf meinen Körper höre, ich seine Signale beachte, dann würde schon alles gut gehen. Ging es auch – bei meiner ersten Schwangerschaft.

Bei meiner zweiten dann weniger… Irgendwann zwischen der 9. und 20. Schwangerschaftswoche infizierte ich mich mit cmv. cmv steht für Cytomegalie-Virus, gehört zur Familie der Herpesviren und schadet einem gesunden Menschen mit gut funktionierendem Immunsystem quasi überhaupt nicht. Nur einem Ungeborenem, dem kann dieses Virus so richtig Schaden zufügen.

Ohne Panik verbreiten zu wollen, ist es erschreckend, dass so wenige Menschen, insbesondere (werdende) Mütter, aber auch Frauen- und Kinderärzte über cmv aufgeklärt sind. cmv wird unter anderem von Kleinkindern bis zum 3. Lebensjahr übertragen.

Die Durchseuchungsrate liegt in Deutschland bei etwa 70%. Bei einer konnatalen Infektion im ersten Trimenon der Schwangerschaft drohen dem Baby unter anderem schwere geistige und körperliche Behinderungen, Organschäden, Augen- und Hörschäden. Genug der medizinischen Fakten – es reicht sich vorzustellen, was im Kopf einer Schwangeren vor sich geht, die gerade erfahren hat, dass sie sich mit diesem Virus infiziert hat.

Ich habe zum ersten Mal von meiner cmv-Infektion um halb zehn Uhr abends erfahren. Meine Frauenärztin, die mir zu einer Blutuntersuchung geraten hatte (übrigens eine IGEL-Leistung), hatte mich telefonisch von meiner akuten Infektion informiert. Mein Mann war zu der Zeit auf Geschäftsreise, mein damals einjähriger Sohn schlummerte friedlich in seinem Bettchen.

Meine erste Reaktion war ziemlich unbeeindruckt. Wird schon nicht so schlimm sein. Hätte ich diesen Test nicht gemacht, hätte ich auch diese Diagnose nicht gehabt und alles wäre gut. Die Ärzte sind ja manchmal übertrieben vorsichtig, und warum sollte eine 1:1000 Wahrscheinlichkeit ausgerechnet mich treffen?

Aber dann konnte ich es mir natürlich doch nicht verkneifen zu googeln. Und das fand ich dann nun doch nicht mehr so lustig. Ich bekam Angst. Richtig Angst. Um mein Baby. Und auch um meine Zukunft.

Die Aussicht, ein schwerst behindertes Kind zur Welt zu bringen, war auf einmal real. Albtraumhafte Bilder gingen mir durch den Kopf: Das Kinderzimmer eine Krankenstation, ein kleines Würmchen, an Schläuchen angeschlossen…

Aber ich konnte es mir nicht wirklich vorstellen. Erst einmal drüber schlafen, mich an meinen Sohn kuscheln… was hätte es genützt, um diese Zeit meinen Mann im weit entfernten Ausland anzurufen und auch ihn in Panik zu versetzen? Und was könnte ich tun? Als Schwangere darf man so gut wie keine Medikamente nehmen und einen Virus, der sich einmal eingenistet hat, bekommt man nicht mehr aus dem Körper raus.

Aber abwarten und den Dingen ihren Lauf lassen ist nicht gerade meine Stärke. So nahm ich gleich am nächsten Tag Kontakt mit der Selbsthilfe-Initiative icon auf, die mich über die Risiken und Wahrscheinlichkeiten sowie mögliche alternative Behandlungsmethoden bei einer konnatalen cmv-Infektionen informierte.

Nach einem aufwändigen Genehmigungsverfahren bei meiner Krankenkasse und einigen unerfreulichen Gesprächen mit wenig einfühlsamen Ärzten unserer Uniklinik unterzog ich mich einer Therapie mit Hyperimmunglobulinen, deren Erfolg zwar nicht wissenschaftlich bewiesen ist, an deren möglichen Erfolgsausaussichten ich mich aber zuversichtlich klammerte.

Die Ultraschall-Bilder der Pränataldiagnostik gaben jedenfalls Grund zur Hoffnung, denn es waren keine Auffälligkeiten erkennbar. Dem unsensiblen Ratschlag einer Oberärztin, mein Baby aufgrund der drohenden Behinderung abtreiben zu lassen, folgte ich NICHT. Aber ihre Worte lassen mir noch heute, vier Jahre danach, das Wasser in die Augen treten.

Nachdem die Schwangerschaft von Höhen und Tiefen geprägt war – am Ende wollte ich daran glauben, dass alles gut würde – brachte ich in der 38. Schwangerschaftswoche eine körperlich und geistig gesunde Tochter zur Welt. Nach außen schien alles gut, aber irgendwie wirklich freuen konnte ich mich nicht. Traute ich dem Frieden nicht? Spürte ich irgendwas? Oder war es einfach nur der viel beschworene Baby-Blues?

Ich weiß nicht genau, was es war, aber am zweiten Tag nach der Geburt hatte ich die Bestätigung, dass etwas nicht stimmte. Das Neugeborenen-Hörscreening war auffällig. Marie, meine kleine Tochter, zeigte keinerlei Hörreaktionen.

Nun mag das öfter vorkommen, dass der standardmäßig durchgeführte Hörtest bei Neugeborenen beim ersten Mal keine eindeutigen Ergebnisse zeigt. Aber in Verbindung mit dem durch eine Urin- und Blutprobe festgestellten Befund, dass auch Marie cmv+ war, schrillten bei den Kinderärzten des Klinikums die Alarmglocken.

Wir wurden Teil des medizinischen Apparats und durchlebten in den darauffolgenden Monaten sämtliche Untersuchungen und medizinische Tests. Platz für Freude über das neue Leben blieb da kaum.

Als erstes ging es an die Behandlung des cm-Virus. Wir mussten meiner Tochter ein halbes Jahr lang ein starkes Virostatikum geben, das offiziell nicht für Säuglinge zugelassen ist, aber für das es keine Alternative gab.

Jeden Morgen und jeden Abend, an dem mein kleines Baby bereitwillig sein kleines Mündchen aufmachte, um den ihr zugeführten Chemie-Cocktail zu schlucken, betete ich, dass es die richtige Entscheidung war, mein Kind damit zu behandeln. Das Damokles-Schwert drohender, schwerer Behinderungen, baumelte über uns.

Aber ja, es war richtig! Wenn ich meine Tochter heute ansehe, wie sie sich prächtig entwickelt und bis auf ihre Hörbehinderung nicht beeinträchtigt ist, so weiß ich (zu 90%), dass es richtig war.

Die zweite „Baustelle“ aber war die größere, die die uns unser Leben lang begleiten sollte: die angeborene Taubheit. Diese war eindeutig, und ich persönlich brauchte eigentlich nicht die zahlreichen medizinischen Untersuchungen, die letztlich nur noch den wissenschaftlichen Beweis lieferten, dass Marie die Stimme ihrer Mutter nicht hören konnte. Marie lies sich nachts nicht besänftigen, wenn ich beruhigend mit ihr sprach.

Ein Einschlaflied oder eine Spieluhr rief ebenso wenig eine Reaktion bei ihr hervor, wie wenn ihr Bruder in der Küche zwei Topfdeckel gegeneinander schlug.

„Es gibt für alles eine Lösung.“ Diesen Satz unseres HNO-Spezialisten werde ich nie vergessen. Und um der Diskussion vorzubeugen: Ja, es hätte die Möglichkeit gegeben, Marie ihrem Schicksal zu überlassen und mit ihr in Gebärdensprache zu kommunizieren, die wir als hörende Familie erst mühsam hätten lernen müssen. (Wir setzen Gebärden alltagsunterstützend ein, sie ersetzen aber bei uns keine vollwertige Sprache.)

Wir haben uns dafür entschieden, unserer Tochter einen Platz in „unserer“ Welt zu ermöglichen, der Welt der Töne und Geräusche. Das ist dank moderner Medizintechnik heute möglich und wir sind unendlich dankbar dafür! Unserer Tochter wurden mit 10 und 13 Monaten mit zwei Hörprothesen, so genannten Cochlea Implantaten (CIs) implantiert.

Sie hat auf jeder Seite des Kopfes innen im Schädel je ein Zwei-Euro-münzgroßes Stück Implantat, vom dem mehrere Elektroden zu ihrem Hörnerv führen. Außen, sichtbar am Kopf, trägt sie die jeweiligen magnetischen Gegenstücke, die per Kabel mit dem Prozessor, der wie ein Hörgerät am Ohr aussieht, verbunden sind. 

Mit diesen technischen Wundergeräten kann meine kleine Tochter hören - und ist folglich in der Lage zu sprechen, mit uns lautsprachlich zu kommunizieren.

Das Hören funktioniert nicht von Jetzt auf Gleich. Es ist ein langer Weg einer Hörreise, die ein Leben lang andauert. Nach der Erstanpassung, die etwa vier bis sechs Wochen nach der OP erfolgt, darf man noch keine unmittelbaren Reaktionen erwarten.

Bis ein Kind, das weder im gut geschützten Mutterlaib noch in den ersten Lebensmonaten die ersten Höreindrücke sammeln konnte, wirkliche Hör- und auch sprachliche Reaktionen zeigt, dauert es. Die Durchlässigkeit, mit der die Hörreaktionen am Hörnerv stimuliert werden, muss ganz behutsam erhöht werden.

Ähnlich wie bei einem verunfallten Menschen, der nach einem schweren Beinbruch nur nach und nach belasten kann und das Gehen wieder neu lernen muss, so muss man auch das Hören sanft lernen und darf nicht zu viel „Gewicht“ reinlegen, nicht überreizen.

Und die Erfolge stellten sich ein. Nach und nach waren die ersten Hörreaktionen bemerkbar. Nach und nach stellten wir fest, dass Marie ihre eigene Stimme wahrnahm. War sie mit etwa einem halben Jahr quasi verstummt – dem Alter, in dem Babys üblicherweise mit der zweiten Lallphase beginnen – begann sie jetzt, ihre Stimme in allen Variationen auszuprobieren. 

Leider kann ich nicht genau beziffern, wann Marie zum ersten Mal wirklich „Mama“ oder „Papa“ sagte. Ich hatte nicht, wie bei anderen Kindern oder auch bei ihrem Bruder, den Eindruck, dass es den einen Moment gab, in dem sie mich oder ihren Papa gezielt ansprach. Es war eher ein schleichender Prozess.

Irgendwann konnte man aus den aneinander gereihten Silben sinnergebende Wortkonstruktionen heraushören. Als Marie zwei Jahre war hatte sie ein „Höralter“ von einem Jahr und hinkte in der Sprachentwicklung nur etwas hinterher. Wobei das ohnehin schwer ist, genau festzumachen, weil in diesem Alter die Spannweite in der Sprachentwicklung immens ist.

Heute ist Marie fast vier Jahre und verfügt über einen fast altersgerechten Wortschatz. Ihre Aussprache ist manchmal sehr deutlich, bei einigen Wörtern etwas verwaschen. Freunde von uns sagen uns, dass sie es Marie nicht anmerken, dass sie eigentlich taub ist und nur dank CIs hören kann.

Ich als Mutter bemerke aber genau, welche Anstrengung ihr das Hören abverlangt, wie genau sie mein Mundbild beobachtet, wenn ich mit ihr spreche. Und wie frustriert sie manchmal ist, wenn sie einen Zusammenhang nicht versteht, einer Geschichte nicht so folgen kann oder sie beim Erzählen nicht die richtigen Worte findet.

Aber ich merke auch, wie viel Freude Marie am Hören hat. Jeden Tag aufs Neue freue ich mich darüber, wie sehr sie die Musik liebt, wie sie mit einer Inbrunst Kinderlieder trällert, wie sie mit Genuss mit ihrem Bruder lärmt, lacht und tobt und Sprache als selbstverständliches Kommunikationsmittel einsetzt. Dass das nicht selbstverständlich ist, sondern nur dank des CIs möglich ist, ist mir ständig bewusst.

Es gibt die Diskussion unter Gehörlosen oder auch bei manch anderen Eltern, dass man ein Kind so lassen soll, wie es auf die Welt gekommen ist. Dass es möglicherweise Gottes Wille war, dass sie taub zur Welt kommen sollte. Manche fürchten um das Aussterben der Gebärdensprache, eine Sprache, die gehörlose Menschen auf der ganzen Welt eint.

Mir bricht es das Herz, wenn ich allein an die Vorstellung denke, dass meinem Kind, das so viel Freude an seiner eigenen Stimme hat, die Chance des Hörens verweigert worden wäre wegen ethischer oder moralischer Vorstellungen. Wenn ich sie ansehe, mit ihr lache, spreche, singe oder sie tröste, weiß ich, dass es die absolut richtige Entscheidung war, sie implantieren zu lassen.

Marie hat jederzeit die Möglichkeit, wenn es ihr mit dem Hören zu viel wird, die CIs abzunehmen. Sie wird sich vielleicht später einmal, in der Pubertät oder im Erwachsenenalter, die Frage stellen, zu welcher „Welt“ sie gehören mag. Im besten Fall wird sie sich für beide Welten entscheiden – die stille und die der Klänge. Aber sie wird immer, immer, immer die Wahlfreiheit haben, sich zu entscheiden. Diese hätte sie ohne Implantation nicht gehabt.

Ich bin einfach nur dankbar, dass Marie so gut mit den CIs zurecht kommt und sie so ein selbstbewusstes, starkes Mädchen ist, das ihren Platz bei uns auf der Welt gefunden hat und ihren Weg gehen wird. Wenn Ihr mehr über dieses starke Mädchen erfahren wollt, seid Ihr herzlich eingeladen, uns auf unserer Hörreise zu begleiten: www.marie-kann-hoeren.de

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Zerrissen zwischen Job und Kindern: So habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt

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Mein Name ist Sabine, ich bin 36 Jahre alt, habe zwei Kinder (8 und 5). Ich arbeite als Erzieherin in einer Kita, mein Mann (39) im Schichtdienst in der Gastronomie. Ich bin frustriert, erschöpft und ausgelaugt. Und das Schlimmste: Ich habe keine Hoffnung, dass sich daran etwas ändern wird. Denn wir hetzen nur noch durch unser Leben. 

Eins vorweg: Unsere Kinder sind toll und auch unsere Ehe läuft gut. Wir mögen auch unsere Jobs - das Problem ist, dass unsere Jobs heftige Arbeitszeiten mit sich bringen und leider nicht besonders gut bezahlt sind. Wir gehören nicht zu den Paaren, bei denen einer arbeitet, weil er Lust hat - wir müssen arbeiten, weil wir unsere beiden Einkommen brauchen. Wir leben kein luxuriöses Leben, machen keine ausgefallenen Urlaube. Die Kinder tragen nicht nur Marke, wir haben kein fettes Auto - nein, mit unseren Gehältern führen wir ein ganz normales Leben in einer Mietswohnung und einem Urlaub im Jahr. Wir können nichts zurück legen, wenn die Waschmaschine kaputt geht, bereitet mir das schlaflose Nächte. 

Also wie gesagt: Wir arbeiten beide viel - zu viel, finden unsere Kinder. Denn ja, die beiden sind meist die, die zuletzt aus dem Hort oder der Kita abgeholt werden. Es bricht mit das Herz, weil wir so wenig gemeinsame Zeit haben. Mein Mann muss auch oft am Wochenende arbeiten, da fehlt er uns immer sehr. Unter der Woche hetze ich durch den Alltag. Schnell zum Einkaufen, schnell die Kinder holen, schnell zum Fußball-Training, schnell die Wäsche machen. 

Wenn ich mir unser Leben so ansehe, dann hat das relativ wenig damit zu tun, wie ich es mir früher vorstellt habe. Ich sah mich als strahlende Mama, die nachmittags bastelt. Die geduldig ist, fröhlich. Jetzt besteht mein Leben oft nur noch aus Durchwurschteln und Durchhalten. 

Ich kann meinen Job nicht einfach hinschmeißen, mein Mann ebenso wenig. Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels, weiß nicht, welche Schraube wir drehen sollen, damit sich die Situation bessert. Ich liege dann nachts wach und denke mir: Das soll unser Leben sein? Es wäre doch schön, wenn es nicht nur ums Durchhalten geht - sondern wenn wir wirklich leben würden. Es kann doch nicht sein, dass ich in 15 Jahren zurück blicke und mir denke: Mist, damals war nur Stress. 

Es kann doch nicht sein, dass ich - obwohl ich meine Kinder, meinen Mann und meinen Job liebe - mein Leben so blöd finde. 

Ich will mich nicht nur beklagen. Ich habe ja viel, auf das ich stolz bin und für das ich dankbar sein kann. Ich wünsche mir nur mehr Ruhe, mehr Gelassenheit, mehr Familienzeit. Dass wir das alles momentan nicht haben, macht mich einfach unfassbar traurig....

 

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Leserfrage: Unsere Tochter schläft nachts nicht durch

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Mein Name ist Kristine und wir haben seit ein paar Wochen mit unserer Jüngsten (2 Jahre alt) folgendes Problem: Sie macht einen riesen Aufstand, wenn der Mittagsschlaf ansteht. 

Zunächst dachten wir, dass die Mittagsschlaf-Zeit nun vorbei sei und sind stattdessen mit ihr auf die Couch, haben ihr vorgelesen und Musik gehört. Abends war sie dann natürlich total müde und das Einschlafen hat statt einer Stunde nur noch eine halbe Stunde gedauert. 

Doch dann wachte sie gegen 3 Uhr nachts auf und wollte 2 bis 3 Stunden nicht mehr einschlafen. Was uns natürlich total fertig macht. Dieses Drama war kein Einzelfall - es lief bisher immer nachts so ab, wenn wir den Mittagsschlaf ausfallen ließen. 

Wenn wir dann auf den Mittagsschlaf bestehen, gibt es 1,5 Stunden Drama, bis sie eingeschlafen ist und auch abends geht sie später ins Bett - dafür schläft sie ann durch und morgens länger. 

Wir sind total ratlos. Wir wollen unsere Tochter nicht zum Mittagsschlaf "zwingen", aber diese schlaflosen Nächte schaffen wir auch nicht mehr lange. Hat irgendjemand Tipps?

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